Nachdem wir gestern das beschauliche Victoria auf Vancouver Island verlassen haben und mit der Fähre auf das kanadische Festland übergesetzt sind, stehen wir heute im Accent Inn in Richmond auf. Richmond liegt im Süden von Vancouver und man könnte es auch grob als Vorort der Metropole bezeichnen. Da Vancouver aber außerhalb von der Innenstadt schon eine Menge Vororte hat, zählt Richmond als eigene Stadt und beherbergt nicht nur eine von Vancouvers größten Einkaufszentren, sondern auch den Flughafen. Kommt man mit der Fähre von Victoria bzw. 45 Minuten nördlich von Victoria, von Swartz Bay, in Richtung Vancouver, liegt der Anleger südlich von Richmond in Tsawwassen. Die Fahrt ins Hotel dauerte ungefähr 30 Minuten.

Downtown

Direkt neben dem Hotel gibt’s ein iHop und weil für uns das Frühstück täglich irgendwie dazugehört, schlagen wir dort heute auf, frühstücken und dann kann es losgehen, mit unserer Stadterkundung. Im Hotel erfahren wir, dass uns der Shuttle gern zum Skytrain fährt, ein führerloser Zug, der zur Expo 1986 gebaut wurde und die Ausstellungsorte mit der Innenstadt verbindet. Eine Tageskarte kostet pro Person 9 CAN und ist für alle öffentlichen Verkehrsmittel in Vancouver gültig. Wir fahren also zur Station, ziehen eine Karte und besteigen das futuristische Gefährt, dass im Jahr 1986 für die Expogäste wie aus einer anderen Zeit gewirkt haben muß. Der Skytrain bringt uns direkt in die Innenstadt an den Hafen und schmeisst uns in der Nähe der Touristeninformation raus. Wie praktisch. Als hätte der nicht vorhandene Zugführer den Braten gerochen.

Wir bekommen einen Stadtplan und kaufen uns eine „Hop on/ Hop off“ Buskarte. Mit so einem Gefährt haben wir schon in San Francisco alles sehenswerte und alles, was wir nicht auf dem Schirm hatten abgeklappert. Das war damals eine super Sache und wir erwarten, dass es hier ähnlich schlau ist. Vancouver ist eine große Stadt und es gibt viel zu sehen und da wir nur heute wirklich hier sind, wollen wir so viel wie möglich mitnehmen, ohne dass es in Stress ausartet. Immerhin haben wir Urlaub und ich zusätzlich eine immer noch unterirdisch schlechte Kondition.

Hop on/ Hop off

Wir buchen die blaue Tour. Die hat blaue Busse und zusätzlich zum Fahrer, der einem aktuelle Sachen erzählt auch noch einen Kommentar vom Band, den man -außer auf Englisch- in weiteren vier Sprachen anhören kann, wenn man möchte. Pfiffig, wie ich bin, steuere ich auf einen grün beklebten Bus zu und zeige unsere Karten. Zusätzlich frage ich den Fahrer, ob wir bei ihm richtig sind. Er nickt alles ab und der Zeugwart und ich steigen ein. Wir merken nach ein paar Sekunden, in denen kein Bandkommentar abgespielt wird, dass wir ganz offenbar nicht im richtigen Tourbus sitzen. Aber wir sind ja jetzt schon mal hier und da der Fahrer abgenickt hat, beschließen wir, dass wir unsere Tour wie geplant fortsetzen.

Unser erster Stop ist deshalb Granville Island. Hier verlassen wir den falschen Bus und stürzen uns ins Getümmel der zahlreichen Touristen, die wahrscheinlich den gleichen Reiseführer gelesen haben, wie wir. Hier gibt es viele kleine Künstlerläden und eine große Kleinmarkthalle, die eine der größten Attraktionen in Vancouver ist. Besonders viel habe ich für Galerien und Künstlerläden nicht übrig, aber es wäre auf der anderen Seite auch sicherlich total bescheuert in Vancouver keine Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Wenn man schon mal da ist. Die Kleinmarkthalle ist der in Frankfurt total ähnlich, es gibt zahlreiche kleine Stände mit Köstlichkeiten, Gemüse und Fleisch, sowie Fisch, Naschereien, Kuchen und dazwischen steht auch immer mal ein Büdchen mit Snacks zum gleich verzehren. Essen kann man draußen, mit musikalischer Liveuntermalung und Blick auf die südliche Skyline. Hübsch.

Kunstschwung

Nachdem wir die kleine Insel verlassen haben, steigen wir in den richtigen Bus ein und klappern unheimlich viele Sehenswürdigkeiten ab. Niemals hätten wir die alle ohne diese Tour gesehen… manche stehen noch nicht mal in unserem Reiseführer! Vancouver ist voll mit Skulpturen, Statuen und Wasserspielen. Gefühlt gibt es an jeder Ecke ein Café und eines der vorgenannten. Jedes Hochhaus hat zusätzlich zum normalen Skulpturenwahnsinn, den es sowieso in der Stadt gibt, auch noch etwas dazu beigetragen und eine Statur oder einen Brunnen vor die Tür gestellt. Wer auf Kunst aus ist, sollte Vancouver unbedingt auf die Liste der zu besuchenden Städte setzen. Wer, so wie wir, nicht besonders kunstinteressiert ist, hat natürlich trotzdem viel zu schauen.

Wir sehen den Stanley Park und erfahren, dass der Namensgeber außerdem auch dem Stanley Cup im Hockey seinen Namen gegeben hat. In Gastown hören wir der Dampfuhr zu und schlendern wie Supertouristen durch die Gassen. Auf der Robson Street bummeln wir ein bisschen durch die zahlreichen Geschäfte und essen bei Red Robin zu Abend, ehe wir den Skytrain zurück in Richtung Richmond nehmen.

Ich bin von unserem Vancouver Stadtabenteuer mindestens genauso fertig, wie von einer Wanderung in der Natur. Meine Kondition ist noch immer weit entfernt und das lange rumlaufen und eingeklemmt im Bus sitzen, ist alles nicht sonderlich bequem für meine Rippen, die Schulter und meine Narben. Ich bin froh, als wir im Hotelzimmer sind und falle sofort ins Bett.