Nach dem Nikolauslauf, und vor der Tricamp Nikolausfeier, lande ich frisch geduscht auf der Couch der Räuberhöhle und mache erst mal ein paar Stunden Augenpflege. Der Lauf war mit seinen 5,3km nicht unfassbar lang, wenn man bedenkt, dass andere Tricamper 80km zu Fuß unterwegs sein können, aber er war für mich lang genug. Und, wie geplant, habe ich keine Gehpause gemacht, was meinen Trianingshorizont natürlich deutlich erweitert hat.

Für den Diagnostiker war der Lauf natürlich nicht so besonders passend, aber manchmal geht’s eben nicht ausschließlich um das Training oder den Fettstoffwechsel. Manchmal geht’s um größere Ziele, um den Weg zurück zum normalen Sport, um das Glücklich sein und darum, durchzuziehen. Und natürlich ist das ganz sicher für die Experten von iQ Athletik auch ok. Es ist ja nicht so, dass ich nun größenwahnsinnig werde und mich gleich für einen Marathon anmelde.

Glitzerkuchen

Für gar nichts melde ich mich an. Aber zu wissen, dass ich die 5km auch durchlaufen kann, langsam und bedächtig, aber eben laufen und nicht gehen, ist einfach toll. Und so ziehen wir uns nach unserem nachmittäglichen Ausspannen alle ordentlich warm an und begeben uns, bewaffnet mit Nachtisch, zum Tonangeber und der Chefin. Ich habe einen Mandelkuchen gebacken, der passend zum schillernden Tag und der Weihnachtszeit auch entsprechend mit Glitzerzucker bestäubt wurde. Passt also perfekt.

Auf der Nikolausfeier geht’s bereits lustig zu, als wir ankommen und so stellt der Zeugwart den Kuchen ab und wir schnappen uns erst mal etwas zu essen. Der Lauf vom Mittag und das Mittagsschläfchen haben mir nämlich wenig Zeit gelassen etwas zu mir zu nehmen. Deshalb ist es umso wichtiger, jetzt mal etwas einzuwerfen. Und nachdem der erste Hunger gestillt ist, mischen wir uns unter das Volk und ich quatsche lange mit Sarabi, weil wir uns ewig nicht gesehen haben.

Wie Familie

Trotzdem ist es wie immer. Wir knüpfen einfach da an, wo wir aufgehört haben und quatschen und quatschen und quatschen. Ich unterhalte mich gut, lerne auch ein paar neue Rookies kennen, die große Ziele verfolgen und stelle mehr als einmal klar, dass es nicht heißt, dass man „nur“ eine Olympische Distanz macht, oder „nur“ einen Sprint. Es heißt, dass man eine Olympische Distanz machen möchte. Fertig. Das Ziel zu verkleinern, weil Andere ein anderes Ziel haben, ist nicht sinnvoll und sich selbst schlecht zu machen, obwohl man ja noch mitten im Training ist, ist auch nicht motivierend.

Was für Dich groß ist

Ich kann hier keinen wirklich beraten, und das will ich auch gar nicht. Allerdings hoffe ich, dass ich den Rookies mit meiner Geschichte etwas den Druck nehmen kann, unbedingt etwas zu vollbringen, was für Andere groß ist. Denn vielmehr kommt es ja darauf an, dass es für einen selbst groß ist. Was Andere darüber denken, kann einem ja erfreulicherweise meistens egal sein. Ist es aber oft eben nicht.

Wenn man gefragt wird, was man so macht und mit „Triathlon“ antwortet, dann gibt’s oft die sofortige Nachfrage, ob man denn den „richtigen“ macht. Was auch immer der Fragesteller damit bezwecken möchte.

Richtig Triathlon?

Der „richtige“ ist in den meisten Vorstellungen die Langdistanz, also ein Ironman, mit 3,8km Schwimmen, 180km Rad fahren und 42km laufen. Und das, obwohl auch die Olympische Distanz für einen Großteil aller Frager schon ordentlich lang sein dürfte. Menschen trauen sich oft zu viel zu, wenn es um Sport geht. So scheinen 1,5km Schwimmen absolut machbar. Allerdings auch nur genau so lange, bis die Person sicherlich mal selbst am See steht und die Distanz schwimmen soll. Es nützt also nichts, sich gegen solche Frager zu verteidigen.

Schade, wenn in den Köpfen der Rookies, also derer, die mit meinem Lieblingssport gerade erst starten, die noch nicht mal erreichte Leistung gleich niedergerungen wird.

Wir sitzen alle gemütlich beisammen und besprechen zahlreiche Themen. Abseits von Motivationen und Trainingsfragen, geht’s auch immer um Technische Themen, in denen der Zeugwart auch ein guter Ansprechpartner ist. Es geht um Trainingsaufzeichnungen, Rollentrainer, Uhren und Trainingsmöglichkeiten. Nicht jeder von uns hat die gleichen Voraussetzungen, viele Städte haben zum Beispiel kaum mehr öffentliche Schwimmzeiten. Und so quatschen wir uns durch den Abend, bis der Tricampolaus auch in diesem Jahr wieder den Weg zu seinen Tricamp Athleten findet.

Jeder anwesende Athlet wird gewürdigt und mit einem Geschenk bedacht. Wir erfahren so ganz nebenbei, wer dieses Jahr was gemacht hat und oft auch, wie die Pläne für das nächste Jahr sind. Und als der Tricampolaus uns wieder verlassen hat und sich die Reihen langsam lichten, da fahren der Zeugwart und ich mit Lovis und ihrem Räuberhauptmann zum nächsten fränkischen Fest.

Prost

Das Feiern haben die Franken anscheinend im Blut und so geht’s nach dem gestrigen Geburtstag heute nämlich gleich weiter, mit der nächsten Party in Lovis’s Freundeskreis. Die Franken nennen das ein Englisches Wochenende und heute versucht mir auch einer von ihnen zu erklären, dass das an der Premier League, der Dart WM und den Weihnachtsfeiertagen liegt. Da fällt bei den Engländern eben alles zusammen. Klingt total logisch.

Auf dieser Feier haben die Frankenfreunde nicht so sehr eigschürt, wie gestern Abend, so dass wir mit unseren dicken Winterklamotten erfreulicherweise nicht total überdimensioniert gekleidet sind. Es ist zwar gut warm, aber der Ofen ballert nicht, als gäbe es kein Morgen. Vielleicht gibt es hier auch gar keinen Ofen? Die Stimmung ist auch bei diesem Geburtstag außerordentlich gut und der Kartoffelsalat, den ich -als Kartoffelsalatliebhaber- selbstverständlich probieren muß, schmeckt hervorragend.

Fränkisch für Anfänger

Wie schon gestern, geht es auch heute darum, sich möglichst regelmäßig zuzuprosten und die wesentlich Themen zu besprechen. Kreuz und Quer durch den Raum, durch andere Gespräche hindurch und über die Köpfe hinweg. Die Franken sind laut, lustig und haben uns voll integriert. Und ich verstehe das Fränkisch mittlerweile auch immer besser, so dass mir nicht mehr so viele Fragezeichen im Gesicht stehen, wie noch gestern.

Todmüde fallen wir weit nach Mitternacht dann endlich ins Bett und ich bin mir nicht sicher, wie ich mein fünfer Wochenende morgen weiter absolvieren soll. Immerhin dachte ich ja ganz stark daran, dass ich beim Charity Schwimmen morgen wieder 5km schwimme. Aber mit so wenig Schlaf? Ob das wohl realistisch ist?