Gestern noch mit den Vereinsmädels und den Männern am Radeln und heute schon wieder im Spezialzentrum in Gießen. Die Welt dreht sich unerbittlich weiter und auch dieser Aufenthalt in Gießen war geplant, bekannt und doch macht es die Sache nicht viel besser. Es geht nach wie vor um die endgültige Abklärung einer schlimmen Diagnose, die im Raum steht. Die über mir schwebt, wie ein Damoklesschwert, die alles auf einen Schlag verändern kann, endgültig und unumstößlich.

Alle Ultraschallbilder deuten auf eine Pulmonale Hypertonie (PH) hin, bei diesem Krankenhausaufenthalt geht es um die endgültige Sicherheit, ob ich diese Erkrankung wirklich habe. Die Nuklearmedizinischen Untersuchungen haben keine Lungenembolie ergeben, zumindest keine Akute, was ja eine sehr gute Sache ist. Wer möchte schon gerne eine Embolie im Körper haben? Aber der Lungenhochdruck wurde erneut per Ultraschall bestätigt und das ist schließlich mehr als schlecht. Nachdem ich due Aufnahmeprozedur hinter mir habe und in meinem Buch ein gutes Stück Seiten weiter bin, marschiere ich auf Station.

Nicht eingeplant

Ich hatte mich vor einer Woche extra mit „Tschüss“ verabschiedet und jetzt stehe ich wieder hier. Ich bekomme mein Patientenarmband und dann geht’s auch schon aufs Zimmer. Diesmal liege ich in der Nummer 12. Meiner Lieblingszahl, und ich habe einen Fensterplatz.

Kaum bin ich angekommen, steht die Ärztin da und setzt mir eine Braunüle. Klar, in den rechten Arm, denn warum auch nicht, den habe ich ja schließlich dabei und der hat sich ja auch gerade erst von der letzten Braunüle erholt. Die Ärztin sticht zielsicher in die Nähe und schiebt die hochflexible Braunüle in meinen Arm. Unangenehm. Vor allem, weil ich sehe, wie sie drin steckt, da wird mir ganz anders. Erfreulicherweise wird auch gleich noch Blut abgenommen, und weil ein Stöpsel nicht richtig sitzt, fließt mir auch gleich noch ordentlich Blut über die Hose und ins Bett. Und dass, wo ich auf Blut ja so gar nicht stehe.

Vorbereitungen

Im Laufe des Tages gibt’s noch ein paar Voruntersuchungen und ich werde über den morgigen Eingriff, einen Rechtsherzkatheter, aufgeklärt. Die Ärztin macht das mehr trocken und kalt, wohingegen die Medizinisch technische Assistentin, die auch morgen im Katheterlabor dabei sein wird, mir versucht etwas die Angst zu nehmen. Irgendwie bringt mir Angst aber auch nichts, denn ändern kann ich die Situation ja eh nicht. Einfach so auf Pulmonale Hypertonie in Gießen behandeln wird nicht passieren, dafür ist die Krankheit zu speziell und der Ultraschall zu sehr geschätzt. Und einfach nichts zu machen und ggf. das Leben zu riskieren?

Das ist natürlich auch keine Option.

Ich habe selbstverständlich die Wahl, zwingen tut mich keiner, aber ob die Wahl zu haben in dieser Situation wirklich Sinn ergibt? Eigentlich nicht. Und trotzdem ist das morgen sicherlich kein Zuckerschlecken und ich habe größten Respekt. Am schönsten wäre es ja, wenn dabei herauskommt, dass ich nur einen leichten Lungenhochdruck habe, oder gar, dass alles in Ordnung ist. Heute Nacht schlafe ich sehr erschöpft und erfreulich tief und fest. Die Ruhe vor dem Sturm vielleicht?