In den sozialen Medien bin ich vor Wochen auf eine Online Fahrradveranstaltung aufmerksam geworden. Der Veranstalter Sportingwomen hat eine Road/ Gravel Spring Week angekündigt, bei der ich für 39,- EUR Teilnahmegebühr allerlei Online Webinare und ein gut gefülltes Starterpaket bekomme. Das Programm beginnt am  Donnerstag, läuft bis einschließlich Sonntag und natürlich dreht sich alles rund ums Fahrrad. Aber natürlich nicht um irgendein Fahrrad, es geht an diesem verlängerten Wochenende um Rennrad und Gravelbike. Angekündigt sind Seminare zu Technikthemen, Mentaltraining, Motivation, Stabilität und Ernährung. Ich melde mich an und bin gespannt. 

Donnerstag

Nach meinem Arbeitstag, der sich mal wieder ordentlich gewaschen hatte, geht’s um 18h los. Von Sportingwomen gibt’s zum Start der Road/ Gravel Spring Week eine kurze, sehr herzliche Begrüßung mit letzten Informationen ehe es in eine spannende Interviewrunde geht. Geführt wird das Interview von Till Schenk und die beiden Hauptdarstellerinnen sind Lisa Klein und Hannah Ludwig vom Team WMNCYCLING . Auf dem Programm wird es als Interview mit Athletinnen und Botschafterinnen von SRAM und Zipp angekündigt. 

Was dachte ich? Ich war mehr nach dem Motto unterwegs: Was mich da wohl erwartet? Markenbotschafter, das kann ja irgendwie alles sein. Dass es Profi Radsportlerinnen sind, finde ich einfach richtig toll! Die zwei sind Profisportlerinnen und die haben ja in meinen Augen immer einen besonderen Zauber. Menschen, die alles in ihren Traum stecken, finde ich großartig. Gespräche mit praktisch jedem Profisportler sind für mich extrem motivierend. Till stellt nicht nur die vorbereiteten Fragen, sondern wir Zuschauerinnen dürfen ebenfalls Fragen stellen. Einfach super. 

Das war wirklich ein extrem motivierender Start in die Road/ Gravel Spring Week mit Hannah und Lisa. Alleine dafür hat sich die Teilnahme für mich schon gelohnt.

Was bin ich froh, dass ich mich angemeldet habe. 

Freitag

Rennrad fit machen für das Frühjahr

Am Freitag geht’s mit drei weiteren online Veranstaltungen in der Road/ Gravel Spring Week weiter. Die Einwahl über Zoom klappt natürlich total unkompliziert und schon bin ich mitten im ersten Workshop. Nadja von SRAM erklärt uns, wie wir unser Rennrad fit für das Frühjahr machen. Hinter ihr hat sie ein Flipchart, auf dem die einzelnen Rennradteile aufgelistet sind. Rechts hinter ihr hängt ein Rennrad auf einem Montageständer. Das ganze wirkt vielversprechend und gleich als Nadja beginnt zu reden merke ich: Sie kennt sich super aus. 

Das ist aber bei so einem Workshop nicht alles. Nur, weil sich jemand gut mit den Fahrradkomponenten auskennt, heißt das nicht, dass das auch gut rübergebracht wird. Bei Nadja ist das aber so. An ihr ist eine Pädagogin verloren gegangen. Allerdings weiß ich natürlich nicht, ob sie nicht vielleicht eh eine ist? Nadja repräsentiert an diesem Sportingwomen Wochenende SRAM und sie ist offensichtlich in ihrem Element.  

Auf ihrem Flipchart stehen die Begrifflichkeiten der einzelnen Rennradteile. Sie arbeitet sich gewissenhaft und mit guten Erklärungen durch jeden einzelnen durch. Bei einem Frühjahrscheck, je nachdem, wo das Rad im Winter stand oder wie es bewegt wurde, gilt es eine Sichtprüfung am Rahmen zu machen. Die Lager zu überprüfen und zu schauen, ob Schrauben lose sind. Hier bekommen wir fast nebenbei noch eine richtig gute Erklärung zu den unterschiedlichen Werkzeugen. In unserem zeugwartschen Haushalt sind die natürlich vorhanden, das ist aber keine Selbstverständlichkeit.

Weiter geht’s mit Tipps zur Überprüfung der Laufräder und dem Hinweis auf den Startpunkt zur Reifendruckermittlung auf einer Homepage. Na, das finde ich ja mal eine gute Info! Es folgt eine umfangreiche Erklärung der Bremsen und der Schaltung. Klar, Bremse und Schaltung kenne ich, genauso wie mir der Antrieb ein Begriff ist und ich weiß, was Ritzel sind und was ein Kettenblatt ist. Allerdings bin ich ja recht vergesslich und deshalb freue ich mich immer, wenn ich bei so einer Erklärung mal wieder zuhören kann.

Worauf bei den Bremszügen zu achten ist, war mir zum Beispiel trotz der umfangreichen Betreuung von guten Fahrradläden und dem stets anwesenden Zeugwart nicht so klar. Und dass man eine Bremsscheibe auf keinen Fall anfassen sollte, außer an der Befestigung, das erklärt Nadja super verständlich. Gewusst habe ich es vorher nicht. Aber erfreulicherweise habe ich meine Bremsscheiben bisher auch noch nicht angefasst. Zufälle gibt’s! Dass sie gleich mehrere Bremsscheiben mit einer Detailkamera zeigt, auf die sie gekonnt umschaltet, finde ich super.

Leider hat es Nadja trotz wirklich super Erklärungen trotzdem nicht geschafft, das sich wirklich verstanden habe, wie ich eine verstellte Schaltung wieder einstellen kann. Ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass das auf keinen Fall an ihrer Erklärung gelegen hat. Es ging mir dann einfach zu schnell, denn es gibt bei dieser Road/ Gravel Spring Week natürlich festgelegte Zeitfenster für die einzelnen Workshops. Schaltung einstellen bleibt für mich also erst mal pure Magie. 

Fahrrad putzen

Der zweite Workshop am Donnerstagabend dreht sich um die Wartung und Pflege des Fahrrads. Darin bin ich ein Profi, dachte ich zumindest. Fahrrad putzen mache ich regelmäßig, vor allem natürlich nach Fahrten im Regen oder im Winter. Nadja, die auch diese Veranstaltung hält, belehrt mich da aber wirklich schnell eines Besseren! Ich bin tatsächlich weit vom Profidasein entfernt. Auch im Putzbereich.  

Nadja beginnt mit der Vorstellung ihres Putzeimers und den Utensilien. Ich bin begeistert, dass es sich erneut, wie schon im ersten Workshop, um keinerlei Werbeveranstaltung handelt. Was benötigt man, um sein Fahrrad zu putzen? Eine Flaschenbürste, einen Spülschwamm mit aufgerauter Oberfläche, einen Eimer, Lappen und ein Reinigungsmittel. Und selbst als es zum Reinigungsmittel kommt, bleibt eine Produktempfehlung aus. Im Grunde könnten wir auch Spülmittel verwenden, sagt sie. Und das macht sie noch sympathischer, als ich sie eh schon finde. Statt Produkte einer bestimmten Marke und spezielle Putzutensilien herauszustellen, kann ich mein Rad also praktisch mit allem sauber machen. 

So ist es ja auch. Trotzdem finde ich es, gerade bei der Road/ Gravel Spring Week, die von SRAM und Zipp unterstützt wird, bemerkenswert, dass es eben keine Verkaufsveranstaltung ist. Einfach toll! 

Wie gereinigt wird, ist natürlich kein Hexenwerk. Die Veranstaltung ist aber voller guter Tipps, die ich aufsauge, wie der vorhin erwähnte Spülschwamm. Die Empfehlung die Laufräder auszubauen und inklusive Speichen zu putzen ist prima. Vor allem, weil ich dann natürlich, angelehnt an ihren Hinweis von vorhin, auch gleich meine Speichen überprüfen kann. Immerhin fasse ich sie ja alle an, wenn ich sie putze. Und recht hat Nadja vor allem damit, dass die Putzerei trotzdem nicht länger als 10 Minuten dauern wird. 

Ich falle voll in die Putznorm der üblichen Rennrad- und Gravelradler, zumindest, wenn es nach Nadja geht. Alle putzen immer den Rahmen. Die wenigsten kümmern sich um den Antrieb. Dabei ist die Reinigung von Kettenblättern, Kette und Ritzel das Wichtigste. Einen verschlissenen Antrieb zu ersetzen ist kostspielig. Ja, das ist mir klar. Auch schon vor dem Vortrag. Reinige ich den deshalb richtig und umfangreich? Nein. Da kann ich ruhig ehrlich sein. Hier auf meiner Couch, auf der ich Nadjas Vortrag ansehe, sieht mich ja keiner.

Die unbedingte Empfehlung lautet also: wenn ich wenig Zeit habe, bleibt lieber der Rahmen dreckig, als dass ich den Antrieb verschmutzt abstelle. Gut. Das habe ich verstanden und natürlich macht es absolut Sinn. So, wie praktisch alles, was Nadja heute erzählt. Die Kette wird sinnvollerweise mit einem Tuch gereinigt, gerne auch mal meditativ in den Zwischenräumen mit einem Pfeifenreiniger zum Beispiel. Das Ritzel meines Rades kann auch mit einem Tuch, oder mit einer Bürste gereinigt werden. Hauptsache ich passe auf, dass kein Fett auf meine Bremsscheiben kommt. Einfach wild Reiniger draufsprühen und abduschen ist also nicht so angebracht. 

Nachdem Nadja uns noch einige Verschleißteile vorgestellt hat und mit einigen hilfreichen Tipps aufgewartet ist, geht der Vortrag zu Ende. Ich weiß jetzt aber zum Beispiel, dass Fahrradketten nach der Anzahl der Kettenglieder gemessen werden. Ob ich deshalb meine Kette demnächst selbst wechseln werde? Das weiß ich nicht. Ich habe aber jetzt wirklich den Eindruck, dass ich beim Putzen meines Rades eine deutlich geänderte Prioritätenliste habe. Die beiden Technikworkshops haben sich für mich absolut rentiert! 

Mentale Anleitung – Stressfrei bergab!

Zum Abschluß vom zweiten Tag der Road/ Gravel Spring Week geht’s mit Eva Helms vom Rückenwind Mentalcoaching um die stressfreie Bergabfahrt. Ich fahre gerne bergab und habe weder mit dem Bremsen, noch mit der Geschwindigkeit und schon gar nicht mit dummen Sprüchen Probleme. Wenn jemandem nicht passt, wie ich Fahrrad fahre, dann kann derjenige ja woanders fahren. Und wer schneller den Berg runterfährt, als ich, der macht andere Sachen vielleicht langsamer, oder auch nicht. Einen Vergleich ziehe ich nicht aus der Geschwindigkeit. 

Ich kenne Eva schon aus meinem eigenen Mentaltraining, dass mich im Endeffekt zurück zur aktiven Fahrradliebe gebracht hat. Viele ihrer Hinweise sind mir deshalb bekannt, aber wie schon bei den Technikworkshops kann ich auch hier sagen, stete Wiederholung ist sinnvoll. Schaden tun Wiederholungen zumindest mal nicht. Einer der wichtigsten Hinweise ist aus meiner Sicht, dass es beim Mentaltraining eben auch um Training geht. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Nach zwei schweren Fahrradunfällen das Rad fahren trotzdem noch als Lieblingsdisziplin im Triathlon zu nennen, ist sicherlich nicht normal. 

Zwischenfazit nach der Halbzeit

Der zweite Tag der Road/ Gravel Spring Week 2021 endet um kurz nach 21h und ich bin gut zufrieden mit der Veranstaltung. Das Interview zum Start war super motivierend und die privaten Einblicke in den Profisport fand ich super. Die Technikvorträge von Nadja waren jede Minute wert, die ich mit ihr verbracht habe. Ich habe richtig viel gelernt und bin mir sicher, dass ich viel Nutzen aus ihren Erklärungen ziehen kann. Der Vortrag zum Mentaltraining hat bei mir einiges aufgefrischt und in der Gemeinschaft der Teilnehmerinnen offensichtlich einen Nerv getroffen. Eva beantwortet im Anschluss noch einige Fragen und geht auf Themen ein. 

Ich freue mich schon wie verrückt auf das Wochenende und die angekündigten Veranstaltungen. Alles passiert natürlich weiterhin online. 

Hier findet Ihr meine Beiträge zum Samstag und zum Sonntag