Wir haben ein großartiges Wochenende inklusive Podiumsdiskussion vor uns, das weiß ich seit Wochen. Und wo ich so eine unsportliche, arbeitsreiche Woche hinter mir habe, glaube ich, dass dieses Wochenende, mit all seinen Sportlern, Freunden und  den Tricamp Trainer genau der richtige Wochenabschluss ist. Wie in meinem Leben als Finanzler, könnte ich das kommende Wochenende auch als Quartalsabschluss sehen. Als Zeichen dafür, wie es im nächsten Quartal weitergeht, als Auftakt, als Motivation und als Kraftgeber. Oder als Abschluss, für das Letzte Quartal, bei dem ich noch mal alles mache, was ich wirklich gerne tue, außer backen. Weil dafür dieses Wochenende sicherlich keine Zeit sein wird.

Sofort angereist

Das Tricamp Team hat zum gemeinsamen Wochenende ins Alte Kurhaus Trabelsdorf geladen und nach einer zweistündigen Anfahrt sind der Zeugwart und ich auch tatsächlich hier, mitten auf dem Land im schönen Franken gelandet. Direkt am See, in Mitten zwitschernder Vögel und mit ganz viel Natur. Der Parkplatz lässt sofort darauf schließen, dass wir hier richtig sind. Sportlerautos so weit das Auge reicht. Mit Fahrrädern auf dem Dach und im Kofferraum und einschlägigen Aufklebern lassen sich Sportlerautos auch für das ungeschulte Auge leicht erkennen. Und mein Auge ist da ja eh alles andere als ungeschult.

Wiedersehensfreude

Es gibt ein wunderbar großes Hallo, als wir ankommen und die Tricamp Familie begrüßen. Wir sind viele mittlerweile. Sportler, die neu dazugekommen sind, als Rookie 2.0 und die „alten“, die, so wie wir, schon lange dabei sind, alle zusammen in einem Raum zum Abendessen versammelt. Das Essen ist großartig und die Gespräche gleiten von neue Leute kennenlernen zu mit alten Freunden schnell auf den aktuellen Stand bringen und dann da weitermachen, wo man zuletzt aufgehört hat. Es ist immer so ein bisschen, wie ein Familientreffen, egal, wie weit man auseinander wohnt und egal, wie oft man zwischendurch voneinander hört. Eine ausgesuchte Familie. Eine Harmonie, die es in meiner tatsächlichen Verwandtschaft nie wirklich gegeben hat.

Eine Situation, die ich absolut genieße. Alles, was man macht ist akzeptiert, ich bekomme sofort neue Energie und tolle Motivation. Sarabi schlägt vor, dass ich mein Schwimmpotential ausnutzen sollte und, obwohl das schon mehrere andere gesagt haben, ist es doch noch etwas anderes, wenn sie das sagt. Sie ist selbst eine Kämpferin, sie gibt niemals auf und auch in besonders schwierigen Situationen hat sie immer durchgehalten. Weil es einfach keine Option war, das nicht zu tun.

Podiumsdiskussion

Der heutige Abend birgt noch eine Überraschung. Der Tonangeber hat es mit Podiumsdiskussion angekündigt und ich bin gespannt, was das denn genau sein soll. Was gibt’s bei uns Sportlern schon zu diskutieren? Wahrscheinlich habe ich auch einfach viel zu wenig Ahnung, als dass ich mir überhaupt etwas darunter vorstellen kann. Auf der Bühne in unserem Abendessensraum stehen fünf Stühle und pünktlich, wie das bei den Tricampern eben so ist, stellt der Tonangeber die Teilnehmer vor. Eine Wahnsinnsmischung: vom Triathlon Rookie, über den Langdistanzler bis hin zum OlympiateilnehmerOlympiateilnehmer, alle sind da und bereit, uns in ihren Alltag reinschauen zu lassen.

Wie man das Triathlon Training im Alltag mit Kindern und Familie so unter bekommt, ohne dass etwas zu kurz kommt und ohne, dass man am Ende einsam, verlassen und alleine dasteht. Und wie das Leben als Profisportler ist, als bester seines Landes, als einer, auf dem alle Hoffnungen liegen und der als einer von nur wenigen Weißen auf den Sprintstrecken dieser Welt erfolgreich war. Robert Lathouwers, der ehemalige Profisportler auf der Bühne erzählt packend und ehrlich. Er beschönigt nichts, was er erlebt hat und zeigt so ganz klar die Unterschiede zwischen den Hobbysportlern und den Profis auf. Beeindruckend.

Seit dem er fünf Jahre alt war, hat er von den olympischen Spielen geträumt.

Sein ganzes Leben war auf die Teilnahme dort ausgerichtet. Nichts hat ihn jemals mehr angetrieben, keine Zeit, kein Sieg, nur die absolute Krönung einer Sportlerkarriere, die Teilnahme an den olympischen Spielen. Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Ein einziges Ziel, und alles wird untergeordnet. Das ist mental der absolute Wahnsinn. Unvorstellbar und doch sitzt der Mann hier, nur wenige Meter von uns entfernt. Er ist real und absolut antastbar. Sein Leben ist total anders, als unser aller Leben. Kaum einer in diesem Raum würde so viel opfern, kaum einer hat dieses Durchhaltevermögen und wäre so hart gegen sich selbst.

Hobby & Beruf

Und doch umgibt ihn kein Heiligenschein und er ist einfach nur ein ganz normaler Mann. Mittlerweile Familienvater. Und er zeugt großen Respekt vor den Hobbysportlern, deren Leben er sich wiederum kaum vorstellen kann. Wir sind

    • für ihn der Wahnsinn.
    • die, die verrücktes leisten.
    • etwas besonders aus seiner Sicht, dass wir neben unserem Beruf und der Familie noch so viel Zeit für unser Hobby loseisen.
    • die, die, heute auch die Schattenseiten einer Sportlerkarriere, die, die meistens in der Nachrichtenberichterstattung nur kurz angerissen werden erfahren.

Faszination: Ehrlichkeit

Er ist ehrlich und manchmal für schwache Gemüter zu detailliert, aber gerade bei mir und meiner Krankengeschichte wirkt das total. Ich bin fasziniert und abgeschreckt zu gleich. Niemals würde ich so mit meinem Körper umgehen, eher verzichte ich auf etwas, als dass sich daraus bleibende Schäden ergeben. Wenn man nicht mit diesem Kampfgeist geboren ist, dann ist der eben auch unvorstellbar. Ähnlich, wie für ihn die 14 Stunden Trainingswoche des Langdistanzlers, neben Vollzeitjob und Familie. Herrlich, wie unterschiedlich die Geschichten so sein können.

Morgen haben wir die Chance mit Robert Lathouwers eine Trainingseinheit zu absolvieren. Ich hoffe sehr, dass ich weitestgehend teilnehmen kann, trotz Lunge und Knie. Das wäre klasse. Heute falle ich aber nun erst mal ziemlich müde und geschafft von der anstrengenden Woche ins Bett.