Eigentlich wären wir in Vichy beim Triathlon. Wir hatten unser zweites Saisonhighlight auf die schöne französische Auvergne gelegt und wären deshalb heute im Backofen der Thermalstadt. Es ist unheimlich heiß an diesem Wochenende und beim 70.3 in Vichy wird ohne Neo im 25°C warmen Gewässer geschwommen. Aber der Radunfall hat uns den Ausflug verhagelt. Dafür können wir heute zur Sporthochzeit gehen, zu der wir eingeladen sind und wegen Vichy bereits abgesagt hatten.

Ich hätte niemals gesagt, jetzt, wo wir nicht nach Vichy fahren, können wir doch kommen, aber das Brautpaar hat uns ausdrücklich erneut eingeladen, weil wir ja jetzt Zeit hätten, wo wir nicht nach Vichy fahren können. Was für eine wunderbare Geste. Natürlich kommen wir gerne, wenn Prinzessin Jasmin ihren Ironman heiratet. Gefeiert wird in Frankfurt auf dem Lohrberg mit einem wunderbaren Blick über Frankfurt, der Heimatstadt der Beiden. Sportlich elegant ist der Dresscode und bei 34°C Außentemperatur greife ich zu einem leichten Sommerkleid und Sandalen. Ob das jetzt perfekt zum Thema paßt, weiß ich nicht, aber zur Temperatur paßt es. Der Ironman ist ein ehemaliger Kollege von mir, der seiner großen Liebe heute Mittag im Frankfurter Römer schon das Ja-Wort gegeben hat. Der Zeugwart und ich sind nicht nach Frankfurt gefahren. Dort ist zusätzlich zu den ganzen Touristen auch noch ein Fest am Main und ich habe einfach Bedenken, dass mich im Gewusel jemand anstubst. Jede Berührung am linken Rücken und Brustkorb sowie an der Seite, schmerzt nach wie vor. Riskieren möchte ich nichts.

Wir fahren deshalb erst am Nachmittag zum Lohrberg, wo schon die Parkplatzsuche eine spannende Sache ist. Nicht, dass es keine Parkplätze gäbe, aber die Park- und vor allem Fahrkünste der zahlreichen Parkbesucher, die hier oben in Frankfurts grüner Oase etwas Entspannung, Sonne und frische Luft suchen, lassen wirklich auf Zirkusartisten schließen. Und weil ich halt unheimlich naiv bin, gehe ich von der Suche nach frischer Luft aus, eigentlich ist es aber die Suche nach einem Platz um den Grill aufzustellen. Wer Hunger hat könnte sich hier auf dem Lohrberg tatsächlich einmal durch die Grillkünste der Nation futtern. Ich dachte ja, man darf nur auf ausgewiesenen Plätzen grillen, hier scheint das aber nicht so zu sein. Ich hab einfach keine Ahnung.

Die Feier in einer großen Scheune ist unheimlich schön. Es ist ganz toll dekoriert, mit Lampions und Blumen, und überall stehen Stehtische rum und kleine Sitzgelegenheiten aus Obststeigen. Darauf muß man erst mal kommen!  Bei mir ist die Kreativität ja sowieso stark begrenzt, aber hier war offenbar ein sehr kreativer Kopf am Werk. Der Ironman begrüßt alle Gäste und stellt uns kurz vor. Das dauert zwar, aber ist irgendwie trotzdem eine tolle Idee, weil man so irgendwie eine Brücke zwischen Verwandten, Kollegen, Sportkameraden und Freunden schlägt, die sich nicht zwangsläufig kennen müssen. Ich muß mich zwischendurch mal hinsetzen, weil meine Rippen einfach nach einer Lagerungsänderung verlangen. Trotzdem bin ich froh, dass wir hergekommen sind.

Der Zeugwart und ich setzen uns auf eine Bank und schauen uns das muntere Treiben der Hochzeitsgesellschaft so an. Wir kennen ein paar, weil man sich eben unter Triathleten kennt und immer mal auf Wettkämpfen sieht. Unter anderen sind auch zwei Kraichgau Mitstreiterinnen hier, die mir vor dem Schwimmstart noch Mut zugesprochen haben. Ich erzähle von meinem Radunfall, aber erfreulicherweise haben wir auch schnell andere Themen, weil wir ja noch nicht 100 sind und es noch was anderes geben muß, als Krankheiten und Verletzungen. Und wir mein Blick so weiter über die Gesellschaft schweift, stelle ich fest, dass mir ein Gast wirklich außerordentlich bekannt vorkommt. Ich glaube, mit dem war ich auf einer Schule! Kann die Welt wirklich so klein sein? Glaub ich nicht.

Ich frage den Ironman, wer der Gast ist und Tatsache. Der heißt genauso, wie mein Schulkamerad und ist in der Nähe der Prinzessin Jasmin aufgewachsen. Die beiden sind praktisch gemeinsam groß geworden. Und mit mir war er auf der Schule und wir haben gemeinsam Abitur gemacht. Die Welt ist tatsächlich ein Dorf und das hallo ist groß. Nicht, dass wir beste Kumpels waren, in der Schule, aber gut leiden konnten wir uns tatsächlich. Und es ist ja schon etwas besonderes, wenn man sich auf einer Hochzeit von Freunden zufällig wieder trifft. Anders, als auf einem Abitreffen, wo man ja mit so was rechnet. Schön, ihn zu sehen.

Das ausgesuchte Essen ist wirklich ganz hervorragend und teilweise typisch Frankfurter Art. Es gibt Frankfurter Grüne Soße mit Eiern und Tafelspitz, Salat mit Fetakäse und Nudeln mit Gemüse. Natürlich gibt es im Anschluß auch noch leckeren Nachtisch, den bei uns allerdings nur der Zeugwart testet. Ich habe es einfach mit der grünen Soße schon gut gemeint. Prinzessin Jasmin und ihr Ironman haben eine digitale Fotobox aufgestellt, wo jeder Gast natürlich Fotos machen kann die dann in einer Onlinegalerie erscheinen. Ziemlich cool ist außerdem, dass die Bilder auf einem Fernseher auch schon während der Feier gezeigt werden.

Mit einem Partyspiel stellt der DJ noch sicher, dass ich dem sportlichen Brautpaar im November eine Dose Kekse vorbei bringe und kümmert sich ansonsten um eine wirkliche tanzwütige Partygesellschaft. Der DJ ist aber auch wirklich ne Wucht! Überhaupt haben die frisch gebackenen Eheleute für jeden ihrer Gäste ein tolles Fest gezaubert. Ich laufe mir auf dem Heimweg über den in dunkle Nacht getauchten Lohrberg auf dem immer noch gegrillt wird, noch eine Blase, weil meine Füße anscheinend keine Sandalen, sondern nur krankenhaustaugliche Birkenstockschlappen gewohnt sind, aber kleine Opfer sind bei Hochzeiten einfach mit drin und werden selbstverständlich nicht beklagt.