Wie habe ich mir das Jahr 2020 eigentlich vorgestellt? Also zum Jahresanfang, als es darum ging gute Vorsätze zu fassen und, wenn irgendwie möglich auch dabei zu bleiben? Mittlerweile ist schließlich mehr als die Hälfte des Jahres rum und irgendwie habe ich den Eindruck es lief alles anders, als gedacht. Oder ist das vielleicht ein Trugschluss? Und tatsächlich läuft in 2020 gar nicht so viel Anders, es kommt einem nur so vor? Corona ist allgegenwärtig, da beißt die Maus keinen Faden ab. Als China im Januar begann ein Krankenhaus in nur einer Woche aufzubauen, habe ich schon geahnt, dass Corona ein Jahresthema in den Nachrichten wird.

Es gibt alles überall

Die Globalisierung ist in vielerlei Hinsicht toll. Allerdings fand ich es auch großartig, als es eine bestimmte Jeans eben nur in den USA gab. Oder eine bestimmte Erdnußcreme. Heute finde ich solche Sachen fast schon im Discounter und wenn nicht dort, dann in speziellen Importläden. Ich kann alles online bestellen und nach Hause liefern lassen. Wirklich individuell ist nichts mehr. Selbst für Reisen bereite ich mich im Internet oder über Fernsehreportagen vor. Der gute alte Buch Reiseführer aus Papier hat praktisch ausgedient. Zu schwer zum mitnehmen, weil so ein e-Book leichter ist. Und natürlich sind gedruckte Reiseführer oft auch viel zu schnell veraltet.

Corona hat schnell um sich gegriffen und uns eigentlich nur einen normalen Januar und einen ebenso gewöhnlichen Februar beschert. Und irgendwie ging es dann auch schon los mit den näher kommenden Einschlägen. Wenn man sich in eine Situation aus freien Stücken begibt, sieht die Welt ganz anders aus, als wenn man etwas vorgeschrieben bekommt. Zumindest ist das als Erwachsener so. Wir tun uns in unserem Kopf und damit auch in unserem Gemüt unglaublich schwer damit, etwas vorgeschrieben zu bekommen. Etwas Neues meine ich damit. Sachen, die gefühlt schon immer so waren, sind eben so, wie sie sind. Ich habe zum Beispiel selten gehört, dass ein Verkehrsteilnehmer die Funktion von Ampeln anzweifelt.

Regeln sind wichtig

Weil einfach jedem klar ist, dass es Sinn macht im Straßenverkehr gewisse Regeln zu befolgen. Mitte März hat uns Corona auch in Deutschland rechts und links gleichzeitig überholt und Deutschland hat sich mit einer Vollbremsung gegen eine Katastrophe gewappnet. Ich finde die Entscheidungen, die getroffen wurde, damals und heute gleichermaßen sinnvoll und mir hat das daheim bleiben nicht viel ausgemacht. Durch meine Laufpause und das Rollentraining habe ich das zu Hause bleiben ja sogar noch etwas ausgeweitet. Unser geplanter Urlaub im April fiel flach, weil Corona nicht nur Deutschland, sondern auch Österreich und damit den Fuschlsee gut im Griff hatte. Wirklich schade. Ich wäre sehr gerne ins Trainingslager gefahren.

Natürlich gab es für mich auch in diesem Jahr keinen wirklichen Grund für ein Trainingslager, immerhin stand kein Wettkampf an. Zumindest kein Triathlon. Klar, ich wäre beim Irongirl in Luxemburg gestartet, wenn der Zeugwart beim 70.3 mitgemacht hätte und wir sowieso vor Ort gewesen wären. Allerdings ist das nicht wirklich ein Wettkampf. Ein Trainingslager für eine 7km Distanz in meiner Geschwindigkeit ist in jedem Fall übertrieben. Für den Zeugwart standen vor Corona eine Teilnahme beim Ironman 70.3 Luxemburg und eine weitere beim Ironman 70.3 Duisburg im Kalender. Mir war schon vor den offiziellen Absagen mehr als glasklar, dass solche Veranstaltungen nicht statt finden können.

Das Virus greift schnell um sich. Es ist hoch ansteckend und kann tödliche Folgen haben.

Komische Schlußfolgerungen

Viele führen an, dass die Grippe ähnlich gefährlich sei, aber selbst wenn das so wäre, warum sollte ich mich nicht vor Corona schützen, nur weil es weitere Dinge gibt, die auch gefährlich sind? Ich entscheide mich ja auch dagegen auf eine Herdplatte zu greifen, obwohl es auch gefährlich und schmerzhaft ist, vor ein Auto zu laufen. Die Logik erschließt sich mir also nicht wirklich. Muß sie ja aber auch nicht. Gerade bei Corona scheiden sich ja schließlich gerne die Geister. Entscheidend ist aber, dass ich mich nicht anstecken möchte, egal wie gefährlich das Virus dann schlußendlich ist.

Manche Dinge kann man sich einfach guten Gewissens sparen.

Tja. Und so kam der Sommer und irgendwie ist dieses leidige Virusthema immer noch nicht abgehakt. Ich habe sogar den Eindruck, dass die meisten Menschen die Tragweite immer noch nicht verstanden haben und deshalb ganz unbekümmert dicht an dicht am Badesee liegen, oder in der Stadt Eis essen. Über die Maskenpflicht wird sich beschwert und dass die Clubs nicht geöffnet haben. Weil es die Freiheit einschränkt, lese ich oft. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das beurteilen kann, aber mein Gefühl sagt mir, dass meine Freiheit in keinster Weise eingeschränkt wird, weil ich eine Maske trage um einen anderen Menschen nicht mit meiner eventuell feuchten Aussprache zu belästigen.

Gute Maßnahmen

Die ganzen Plexiglasabsperrungen für die Kassierer in den Supermärkten finde ich großartig. Und Abstand zu mir vollkommen fremden Menschen mag ich ebenfalls. Ich finde es sogar unangenehm wenn mir jemand dicht auf die Pelle rückt. Wegen mir könnte diese Abstandsregel an den Kassen und auch generell aufrecht erhalten werden. Menschen, die sich nicht kennen, sollten Abstand halten. Das wäre genau mein Ding. Und die Plexiglastrennwände würde ich ebenfalls aufgestellt lassen. Für einen Kassierer ist es doch viel angenehmer, wenn keiner einen von oben direkt anatmet. Corona hin oder her. Mundgeruch gibt’s ja schließlich auch noch, oder Zeitgenossen mit extrem feuchter Aussprache, oder welche die sich ständig schleimig räuspern und das ist auch ziemlich unangenehm.

Für mich gibt es also wirklich genügend Gründe viele der Maßnahmen weiterhin aufrecht zu erhalten, auch wenn Corona irgendwann in den Geschichtsbüchern notiert wird. Und vielleicht schaffen wir es ja so auch ein paar weitere Krankheiten einzudämmen? Regelmäßiges Händewaschen hat wahrscheinlich bisher noch immer mehr genützt, als geschadet, da bin ich ziemlich sicher.

Arbeitswelt

Ich bin seit vielen Wochen in Kurzarbeit, weil ich in der Veranstaltungsbranche arbeite. Und das ist während dieser Corona Krise ja wirklich ganz großer Mist. Erfreulicherweise habe ich meinen Job noch. Allerdings weiß ich natürlich nicht, wie lange noch. Wenn keine Veranstaltungen in 2020 statt finden dürfen, weil die Infektionsgefahr zu groß ist, frag ich mich, was sich nächstes Jahr geändert haben könnte? Wie lange muß die Branche durchhalten, bis Verstanstaltungen jeglicher Art wieder statt finden dürfen. Bis es unwichtig ist, ob man eine Infektionskette nachverfolgen kann, weil es eben keine Infektionsrisiken mehr gibt. Das kann dauern, denke ich. Meinen Job zu verlieren würde mich wirklich sehr traurig machen. Ich liebe die Firma und ich mag meine Arbeit. Klar kann man überall Buchhalter sein, aber wenn man sich mit dem Produkt identifiziert, ist es doch gleich doppelt schön.

Weiter geht’s

Die zweite Jahreshälfte wird sich für mich sicherlich ähnlich gestalten, wie die Erste. Ich habe allerdings die Hoffnung, dass es keinen zweiten Hausarrest gibt. Schöner ist es doch, wenn ich mich selbst etwas zurückhalte, als dass ich es vorgeschrieben bekomme. Wir haben für September einen großen USA Urlaub geplant, den wir natürlich nicht antreten werden. Allerdings wäre es schade wirklich komplett auf Urlaub zu verzichten in diesem Jahr. Wobei ich Urlaub mit Tapetenwechsel gleichsetze und nicht ausschließlich mit nicht Arbeiten. Also etwas dauerhaften Tapetenwechsel hätte ich schon gerne.

Mal abwarten, wie sich das alles weiterentwickelt, wenn die Sommerferien überall rum sind und die Schule wieder beginnt. Vielleicht haben wir Glück und die Infektionszahlen bleiben gering. Und vielleicht haben wir Glück und es kommt nicht gleich wieder irgendwas Neues an. Viren sind ja recht flexibel und können auch gerne mal im neuen Gewand daherkommen. Bräuchte ich jetzt aber nicht wirklich auch noch. Corona hat mit diesem Jahr schon genug gemacht. Auch wenn ich es noch gelassen sehe.