Seit seiner Kindheit ist der Zeugwart eine Wasserratte. Schon in unserem letzten Strandurlaub im Club Med Gregolimano hat er seine frühkindlichen Kenntnisse aufgefrischt und ist auf den Skiern über das Mittelmeer gefegt. Hier in Cancun gibt es dieses Angebot ebenfalls. Ich gebe offen zu, das angebotene Sportprogramm hat uns natürlich auch dazu bewogen dieses Hotel auszuwählen. Irgendwie ist es schöner, man hat die Auswahl und kann tun und lassen, was man möchte, als wenn das eben nicht geht.
Seit Tagen fährt er immer mal wieder Wasserski und weil ihm das so viel Spaß macht, versuche ich es einfach auch mal. Wasserski fährt man hier in einer riesigen Lagune, die praktisch vom Meer komplett getrennt ist, außer über zwei Zuflüsse. Die lassen zwar den Tidenhub zu, aber keinen Wellengang. Hier sind um diese Jahreszeit außerdem praktisch nichts los. Verstehen tue ich das nicht, weil es trotz Regenzeit tagsüber nie regnet und die Temperaturen absolut herrlich sind. Unsere langärmeligen Sachen, die wir für Abends mitgenommen haben, hängen einfach nur im Schrank und genießen die Wärme. Tragen tun wir sie nie.
Während der Zeugwart also mal wieder eine Runde dreht, bekomme ich vom Wasserskilehrer eine Einführung. Vom Prinzip her ist ja alles eh immer ganz einfach und man muß halt einfach nur eins. zwei, drei und dann klappt es auch. Bei mir ist das wegen der bereits öfter festgestellten Talentfreiheit ja nicht immer ganz so einfach, aber natürlich sage ich das dem Lehrer nicht und verspreche es einfach genau so zu machen, wie er es möchte. Das klingt wirklich einfach, ich gebe es zu. Und weil noch ein paar vor mir dran sind, lasse ich mir alles noch mal durch den Kopf gehen und stelle fest, ja, einfach, aber dann doch irgendwie wieder nicht. Ich bin gespannt.
Als ich dann die Skier anziehe, geht alles ganz schnell. Wir prüfen alle noch mal, ob die Fische in der Lagune sind, weil dann die Krokodile, die hier wohnen, woanders rumhängen, und weil es von Fischschwärmen nur so wimmelt, gleite ich ins Wasser und greife die Halterung. Ein Dreieck wie im Krankenhaus. Das Boot steuert Jessica und ich mache alles genau nach Anweisung. Glaube ich zumindest. Ganz offensichtlich nicht, denn ich stehe nicht auf. Ich fahre Wasserski in der Hocke. Und weil ich einfach nicht hoch komme, lasse ich dann das Dreieck los und plumpse ins Wasser.
Ich versuche es noch ein paar Mal, bis meine Kräfte erschöpft sind. Dann bringt mich Jessica zurück zum Steg. Also ob das was für mich ist? Ich weiß ja nicht. Ich setze mich erst mal an den Rand und beobachte noch mal die Anderen. Manchmal kann man ja ganz gut lernen, in dem man anderen zusieht… vielleicht klappt das auch beim Wasserski? Ich bin skeptisch, aber natürlich versuche ich es noch mal. Man muß den Sachen ja wenigstens eine Chance geben.
Als ich wieder dran bin, setze ich mich gefühlt schon viel professioneller auf die Bank und schlüpfe in die Skischuhe. Dank meiner unheimlich großen Füße, rutsche ich in den Schuhen ordentlich rum, aber das ist jetzt halt so. Die können ja schlecht Kinderski besorgen, nur weil ich heute mal fahren möchte. Als der vorherige Skifahrer die Leine loslässt, gleite ich ins Wasser und schnappe mir das Handdreieck. Dann geht’s auch schon los und wie von Zauberhand geführt, stehe ich auf den Wasserski. Unfassbar, wer hätte das gedacht?
Ich falle bei der Kurve am Ende der Lagune hin und muss zugeben, dass Wasserski so gar nicht meins ist. Obwohl ich stand und durch die Gegend gefahren bin… wirklich Spaß hat das nicht gemacht. Aber man kann eben auch nicht alles mögen. Der Zeugwart fährt weiterhin freudestrahlend Runde um Runde, springt über die Wellen und wechselt die Seiten, als hätte er nie etwas anderes gemacht und findet Wasserski fahren großartig. Ich schnappe mir einen Schirmchendrink und suche mir einen Beobachtungsplatz auf dem Deck, wäre ja gelacht, wenn ich die Aussicht nicht genießen würde.
Die Tage möchte der Zeugwart auch noch mal probieren Wakeboard zu fahren. Ich natürlich nicht. Ich mache vielleicht in der Zeit Zumba?!