Nachdem wir gestern das Domizil der Mountainbiker im Sommer hinter uns gelassen haben, sind wir wieder zurück gekehrt in die endlosen Weiten der USA. Nord-Amerika ist generell nicht um Platz verlegen, möchte man meinen, aber wie der Platz ausgenutzt ist ein massiver Unterschied. In Kanada kommt man sich manchmal regelrecht bedrängt vor, eingeengt und streng limitiert. In den USA ist das nicht der Fall. Hier steht ein Schild, wo in Kanada 5 aufgebaut werden und in Deutschland 8. Kanada ist stärker durch die Europäer geprägt, die Amerikaner haben sich anders organisiert, nachdem die Einwanderer das Land übernommen haben. Wahrscheinlich haben die sich damals gedacht, es gibt zu viele Schilder in Europa, wir reduzieren drastisch und setzen lieber einen Polizisten mehr ein. In Kanada konnte man sich einfach nicht so vollständig vom Schilderaufstellen und Dinge regulieren loseisen.

USA & Kanada

Wir fahren von Whistler gestern in einem Schwung nach Mount Vernon und schlafen am Fuße der nördlichen Kaskadenkette. Heute sind wir deshalb gleich direkt vor Ort. Das Frühstücksbüffet im Hotel ist vorbildlich und so können wir richtig gestärkt unsere vermeintlich letzte Wanderung in diesem Urlaub starten. Die nördliche Kaskadenkette mit dem „Northern Cascades Loop“ ist eine leicht zu erreichende Berglandschaft und bietet tolle Ausblicke auf die ansässigen 3.000er: Mount Baker, Glacier Mountain und im Süden nach wieder Mount Rainier, den wir zu Anfang des Urlaubs ja bereits bestaunt haben.

Sonnenwetter

Der Tagesbeginn ist neblig und ziemlich kühl, aber laut Wettervorhersage soll es noch warm und sonnig werden. Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns darauf verlassen können, denn eigentlich regnet es ja meistens, wenn ich mit dem Zeugwart unterwegs bin, was meistens an mir liegt, nicht am Zeugwart. In diesem Urlaub haben wir allerdings bislang das Wetterglück gepachtet. Immer, wenn gewandert wird, ist das Wetter super, wenn wir von einem Hotel zum nächsten fahren, regnet es manchmal oder der Himmel ist bewölkt. Heute ist es genauso… das Wetter ist top, als wir in den Nationalpark fahren.

Adlerblick

Wir halten an der Rangerstation, weil das Besucherzentrum geschlossen hat, und lassen uns ein paar Tipps zum wandern geben. Dort werden wir auch darüber informiert, dass es zwar manchmal zu Weißkopfseeadler Beobachtungen kommt, aber eigentlich eher später im Jahr und dass wir sicherlich heute kein Glück haben werden. Gut informiert, fährt der Zeugwart zum Wanderparkplatz. Unterwegs macht er auf einmal eine Vollbremsung auf einem Parkplatz am Skagit Fluß und teilt mit, dass genau gegenüber ja etwas schwarzes im Baum sitzt. Wir steigen aus und tatsächlich ist es ein sichtlich müder, weil zahlreich gähnend, Weißkopfseeadler von beachtlicher Größe. Wir schauen ihm eine ganze Weile zu. Toll!

Vogelflüstern

Unsere Wanderung soll uns einen hübschen Überblick über einen See bringen. Wir wandern einige Kilometer Berg auf, sehen eine Schlange, auf die der Zeugwart fast getreten wäre, und große Vögel im Wald. Und natürlich gibt es auch den super Ausblick über den See, wie die Rangerfrau versprochen hat.

Auf dem Heimweg hält der Zeugwart wieder auf einem Parkplatz, obwohl es eigentlich gar nichts zu sehen gibt. Also frage ich mal blöd nach, ob er wohl schon wieder einen Weißkopfseeadler gesichtet hat. Seine Antwort ist tatsächlich, nein, aber da kommt gerade einer. Und schwups, fliegt uns einer über den Fluß hinweg entgegen und nimmt gegenüber am anderen Ufer Platz. Der Zeugwart ist heute tatsächlich ein Vogelflüsterer. Respekt.

Kurz vor dem Hotel stoppen wir noch im Laufladen und verspeisen bei Red Robin wieder einen Burger ohne Brötchen. Wahrscheinlich denke ich jetzt jedesmal, wenn der Zeugwart anhält, dass ein Adler in Sicht ist?