Warum auch immer, es ist geschehen. Der Wettergott hat ein Einsehen mit mir. Oder mit dem Sport?  Meine Narbe schmerzt und das Wetter ändert sich. 
Ehe ich heute also mit dem Ausreden überlegen beginne, stelle ich die Rolle auf den Balkon. Warm ist es nicht, aber trocken. In der Nachbarschaft ist einiges los, so dass ich die ersten Minuten nur damit beschäftigt bin, Kinder Häusern zuzuordnen und Rasen mähende Männer im Geiste anzufeuern. 
Weil ich davon natürlich irgendwann genug habe, Rasen dann einfach kurz genug gemäht sind und alle Kinder in den Häusern stecken, wo sie auch hingehören, greife ich zum Kindle und lese. Ich könnte natürlich auch Löcher in die Luft starren, aber lesen ist doch schöner. Der Kriminalroman, den ich gerade lese, geht wirklich leicht von der Hand. Der Kindle ist einfach ein prima Radbegleiter. 
Als ich nass geschwitzt absteige habe ich 60Seiten gelesen, alle nachbarschaftlichen Rasen haben eine adäquate Kürze und der Hund von gegenüber hat seinen Besitzer davon überzeugt, dass ständiges Sitz und Platz machen einfach blöd ist. Bis auf den Hundebesitzer sind also alle zufrieden. 
Ich mache noch ein Bild von meiner Kurbeleinstellung, weil ich heute mit dem Trainer telefoniert habe und ihm erzählen konnte, dass wir langsam wieder starten können. Natürlich nicht mit dem Training für eine Mitteldistanz. Wir starten langsam und machen alles ohne zu übertreiben. 
Mein Jahresziel haben die Ärzte limitiert und nur mit größter Beachtung meines Körpergefühls gestattet. Wenn es so weitergeht mit der Erholung wie bisher, dann ist ein 10km Lauf am Ende des Jahres ein gesundes Ziel, was mein Knie und mein Kiefer höchstwahrscheinlich gut vertragen. Radeln und Schwimmen als Alternativtraining sind gut und erwünscht, aber gerade Rad fahren bauen wir langsam auf. Mein Kopf und ich. 
Und ab Montag ist dann auch wieder mein Trainer mit an Bord. Er freut sich auf das Training, hat er gesagt.