Mittlerweile findet man Laufwettbewerbe ja praktisch in jeder Stadt.
Heute fahren wir in die Offenbacher Innenstadt, denn der Offenbacher LC richtet heute seinen alljährlichen Stadtlauf aus. Genannt wird der Lauf „Offenbacher City Lauf “ und absolviert werden Strecken zwischen 1,5km (Schülerläufe) und Halbmarathon.
Dieses Jahr hat der Veranstalter die Strecke geändert und führt seine Läuferschar 4mal durch die Stadt. Einfach herrlich zum anfeuern. Zum Laufen stelle ich es mir nicht ganz so prima vor…immerhin wird man als langsamer Läufer von den Führenden mindestens einmal überrundet.
Da wir Samstags meist einen äusserst straffen Zeitplan haben, den es auch immer ohne mögliche Ausnahmen abzuarbeiten gilt, kommt ein Start heute für uns nicht in Frage. Außerdem bin ich laut Veranstalter angeblich zu alt für die 1,5km. Unfassbar.
Wir planen also ein, dass wir zwischen unseren Samstagsaufgaben und der abendlichen Einladung zum Essen noch in Offenbach vorbei fahren um die Läufer anzufeuern.
Wir rechnen falsch und denken, dass wir km5 anfahren. Da es aber km3 ist, bringt auch mein herrlicher Zwischensprint nichts.
Das Feld ist längst vorbei.
Wir suchen uns eine Bank und rechnen noch mal in aller Ruhe aus, wann denn mit dem Kapitän zu rechnen ist. Gesellschaft haben wir von zwei Ureinwohnern, die sich erstens eine Distanz von 21km kaum vorstellen können und zweitens wohl auch noch niemals zuvor bei einer Laufveranstaltung zugesehen haben. Zu guter Letzt bin ich auch fast davon überzeugt, dass sie auch bisher generell selten vollkommen Fremde für eine sportliche Leistung gewürdigt haben. Da sie in uns diesbezüglich aber grosse Pädagogen antreffen, haben sie praktisch keine Wahl.
Der Führungsläufer kommt, wir feuern an, was das Zeug hält…und die Ureinwohner machen mit.
Es sähe wohl mehr als dämlich aus, wenn die beiden Herren schweigsam und ohne eine Regung gegenüber unserer Stimmungsbank sitzen würden. Und die Zwei haben sichtlich ihren Spaß. Schön.
Nachdem der Führende km8 und unsere Bank weit hinter sich gelassen hat, Rennen die anderen Läufer an uns vorbei. Teilweise vollkommen überrascht, dass sie angefeuert werden. Praktisch alle freuen sich aber sichtlich. Prima.
Das Ureinwohnergespann hat heute noch andere Pläne, daher verabschieden sich die Herren. Sie wünschen uns noch viel Spass und verschwinden.
Die Bank scheint aber ein Anziehungspunkt zu sein…und so bleibt Sie nicht lange unbesetzt. Während wir das Recht langgezogene Feld der Läufer weiter bespaßen und nur den Kapitän schon von Weitem anfeuern, dass er nur den Kopf schüttelt, nimmt ein Vater mit seiner kleinen Tochter auf der Bank Platz. Beide passen sich sofort an und so bilden wir kurz vor der Verpflegungsstelle ein kleines, aber feines Stimmungsnest.
Nachdem die zwei Besenfahrräder, die den Schluß des Läuferfeldes markieren, durch sind, freue ich mich eigentlich auf ein kurzes Päuschen. Aber ich habe nicht mit dem Führenden gerechnet. Er hat sich vorgearbeitet und den Abstand zu seinen Verfolgern vergrössert.
Und ist schon wieder da. Wahnsinn. Wenigstens kann ich nach ihm kurz pausieren, denn der Abstand ist gewaltig.
Als der Kapitän zum zweiten Mal an uns vorbei flitzt, als hatten wir 12 und nicht 25Grad, würde ich mich eigentlich -angebrachterweise- gerne in den Staub werfen. Kann ich aber nicht, denn ich muss dem Kapitän schnell noch zurufen, dass erst im Ziel geduscht wird und er die Zwei vor sich noch einkassieren soll. Er wirkt, als hätte er verstanden. Gut.
Ich kann ihm jetzt nicht mehr helfen. Wir müssen zur Abendeinladung. Trifft sich, denn ich habe Hunger und Durst.
Als hätte sie Letzteres geahnt, fragt uns eine Helferin vom Verpflegungsstand, die sich unser Klatschen und unser, bzw. eher nur mein, Geschrei die letzten 50 Minuten anhören musste, ob wir uns ein Getränk mitnehmen wollen.
Total nett! Wirklich. Ich finde Sie klasse. Natürlich wissen wir, dass gerade bei dem Wetter die Läufer dringend die Getränke brauchen, aber da die Station wirklich mehr als ausreichend bestückt ist, greifen wir gerne zum angebotenen Becher. Tolle Helfer! Vielen Dank noch mal.
Wir kommen fast ganz pünktlich zum Abendessen und lesen erst spät von der sehr guten Leistung des Kapitäns. Er hat den Lauf spitzenmäßig gemeistert.