Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und so haben wir selbstverständlich bereits im Urlaub für heute vorgesorgt. Die Teamchefin feiert heute ihren Geburtstag, Feste soll man nämlich feiern, wie sie fallen. Und unser Geschenk kommt aus Kanada. Das ist ja schon mal was.
Als wir, nach einem langen Arbeitstag, der keineswegs als erfüllend und spannend in die Analen eingehen wird, auf dem Berg eintreffen, ist die Party schon in vollem Gange. Wir haben bei der Teamchefin schon in den verschiedensten Locations gefeiert und heute ist der Partywintergarten dran. Auch sehr schön. Hier wird meine Figur des öfteren auf die Probe gestellt, Leute mit längeren Beinen haben hier eindeutig einen Vorteil.
Nachdem wir unsere Glückwünsche losgeworden und ich die Örtlichkeit besichtigt habe, bekommen wir, wie bei der Teamchefin üblich, erst mal was zu essen serviert. Das ist, wie so oft natürlich viel zu wenig und als ich den Teller sehe, weiß ich, dass wir -wie immer- hunrig nach Hause fahren werden.
Es gibt Kartoffel mit sonstwas, was sehr lecker schmeckt. Dazu gibt es Soßen und jede Menge nette Gespräche sowie eine Himmelsführung.
An der Wintergartendecke befinden sich nämlich für den Laien wirr angeordnete Lampen. Wie ich aber erfahre, handelt es sich um die familiären Sternzeichen. Das ist ja einfach. Möchte man meinen.
Nachdem wir praktisch jedes Sternzeichen durch haben und sie uns doch nicht merken können, finden wir es eine super Idee, lassen aber jegliche weitere Bestimmung und widmen uns Wichtigerem.
Sportlergesprächen.
Ich dachte ja eigentlich, der Expertentalk wäre einzig und alleine ein Phänomen in der Vorbereitung auf den Frankfurt Marathon und findet nur in der BMW Niederlassung in Frankfurt statt. Daran sieht man, dass mich meine Arbeit offenbar so mitnimmt, dass ich mich kaum richtig konzentrieren kann. Der Expertentalk ist immer und überall. Heute daher also in diesem Theater.
Egal zu welchem Thema, es gibt immer eine Expertin dazu, die mit hilfreichen Tipps, therapeutischen Fragestellungen oder Wettkampfberichten aufwarten kann. Kein Bereich bleibt offen, alles kann abgedeckt werden, wirklich jedes einzelne Thema, eben einfach alles. Wenn man nicht da war, kann man es sich nicht so vorstellen, es ist aber so. Alles.
Da muß ich erst mal mit klar kommen.
Der TurTur kündigt mir heute Großes für die kommende Saison an, läßt mich aber ansonsten jäh im Unklaren was die Überraschung sein soll. Ich rate wild durcheinander, werde dabei selbstverständlich auch von der Expertin unterstützt, und bin doch überrascht, dass wir selbst zu zweit offensichtlich nicht darauf kommen. Der TurTur verheimlicht seinen Plan geschickt und so muß ich sicher stellen, dass ich ihn in der kommenden Saison gut im Auge behalte.
Derzeit steht aber erst mal seine Vorbereitung für den Frankfurt Marathon auf dem Plan. Da kann ich spontan die Empfehlung für einen Vorbereitungshalbmarathon aussprechen. Von meinem Vorschlag scheint die Prominenz nicht so 100% überzeugt. Aber der TurTur ist entflammt. Heute sind noch 30Tage, das hat mir Dieter Baumann ja gestern oft genug vorgerechnet. Der TurTur kann auf unsere Unterstützung zählen, die Prominenz natürlich auch. Von der Prominenz und von Frau Duck sitze ich heute einfach zu weit entfernt. Die Sitzordnung beim nächsten zusammentreffen muß anders sein. Ich bin, was die Damen angeht, gar nicht auf dem neusten Stand. Schade.
Ich lerne noch allerlei über Pferde und Hunde und finde es einmal mehr irgendwie schade, dass ich nicht auf dem Land wohne und nicht im Lotto gewonnen habe, denn sonst könnte ich mir einen Hund halten und nicht arbeiten gehen. Nun ja… vielleicht wird es noch was. Wobei die Herfahrt auf den Berg von Straßensperrungen und lustigen Ortsnamen geprägt war. Mein Favorit: Wolf. Herrlich.
Bibi ist heute auch da. Leider hat sie den Bär vortragenderweise in den Süden geschickt, so dass er es nicht geschafft hat.
Und weil sie herzlich verrückt ist, überlegen wir gleich gemeinsam, welche Distanz die Teamchefin und sie denn wohl beim Swim&Run in Köln nächstes Jahr absolvieren wollen. Meine Distanz, falls ich überhaupt so wirr bin und mich anmelde, wird die Mitteldistanz sein. 2km Schwimmen, 14km laufen. Das ist das Höchste der Gefühle.
Bibi würde 12km schwimmen, wenn sie jemand begleitet. Dabei schaut sie nett in meine Richtung, ich glaube sogar, ich sehe ein Augenklappern. Ich bin mir aber sicher, dass sie nicht glaubt, dass ich derjenige sein könnte. Sie ist schließlich bodenständig und sollte es besser wissen, oder? Ansonsten kann sie ja auch sofort den Expertinnenrat einholen. Ist ja heute inklusive.
Mein Plan ist wie folgt: Bibi startet auf der Langdistanz und ich starte auf der Mitteldistanz und sie wartet im Ziel auf mich. Und wenn der Bär auf der Kurzdistanz startet und ebenfalls im Ziel auf mich wartet, dann spendiere ich ihm einen Kasten Faustweizen. Bären mögen das. Die Teamchefin darf sich einreihen wo sie möchte, außer natürlich auf der Kurzdistanz. Schließlich wird sie Langdistanzathletin, da ist Kurzdistanz ja gar nicht mehr im Wortstamm enthalten, man kann also nicht starten. So wird’s sein.
Jetzt kommt der Höhepunkt des Abends, denn die Teamchefin hat bislang nur ein Augenmerk auf ihre Gäste gelegt und noch keine Geschenke ausgepackt. Das passiert jetzt und ich stelle fest, die Teamchefin bekommt wunderbare Ironmanvorbereitungsgeschenke und freut sich sichtlich. Ich find’s klasse, wenn der Freundeskreis ein Vorhaben so unterstützt. Zukünftig wird die Teamchefin sich also nach den Trainingseinheiten in kuscheliger Atmosphäre erholen können, während der Trainingseinheit genug trinken und zum Training in warmer Kuscheljacke gehen. Außerdem wird sie sicherlich im neuen Lebensjahr viele Stunden darauf verwenden müssen, das Geburtstagskuchenrezept aus dem Profiathleten heraus zu kitzeln.
Als wir spät vom Berg wieder herunterfahren nutzt der Zeugwart den Sportbutton und ich den Weg für einen ersten Powerschlaf um die reichlich platzierten Expertinnentips ausreichend zu verarbeiten. So viele Experten innerhalb einer Woche zu verkraften ist eine schwere Aufgabe für mein auf der Arbeit stets gut gefordertes Gehirn. Aber ich bin ja stets bemüht.