Heute ist die erste Swimnight in diesem Jahr und der Zeugwart und ich schaffen es nicht hinzugehen. Alle guten Vorsätze werden quasi sofort schon bei der ersten Veranstaltung über die Wupper geworfen… wohin soll das diese Saison nur führen? Im Nachhinein betrachtet allerdings sind wir froh, dass wir nicht vor Ort waren. Heute Abend ist am Langener Waldsee einer der Schwimmer verstorben. Alle Reanimierungsmaßnahmen blieben erfolglos. Wie schrecklich. Furchtbar für die Angehörigen und Freunde, die sicherlich niemals damit gerechnet haben, dass er von der Ausübung seines Sports nicht mehr heimkehrt und schrecklich für die Schwimmer und Retter, die ihm nicht mehr helfen konnten. Da hilft nur stilles Gedenken und Mitgefühl. Wenn überhaupt etwas hilft.
 
Ich denke dabei an die vergangenen Jahre, in denen die Teamchefin und ich ein wahrlich hochsoziales Seeteam gebildet hatten. Wir schwammen immer einträchtig nebeneinander her und wenn ich mal nicht mehr konnte, dann hat sie auf mich gewartet. Sie ist niemals weggeschwommen. Dieses Jahr wird sie nicht mit mir im Wasser sein. Selbstverständlich kann ich schwimmen und habe  keine Bedenken auch ohne die Teamchefin den Neoprenanzug auszuführen. Trotzdem wird es dieses Jahr anders sein, wenn der Zeugwart und die Vereinskollegen am Ufer warten, ich aber auf der Schwimmstrecke -eigentlich- ganz alleine bin. Und ich kann höchstwahrscheinlich genauso gut oder schlecht schwimmen, wie der Schwimmer gestern, der nicht mehr heimfahren mußte. Schließlich geht man nicht einfach so zur Swimnight. Ein Nichtschwimmer war er bestimmt nicht.
 
Wirklich erschreckend.
 
Solche Vorfälle lassen mich dann doch immer wieder nachdenklich werden. Fast scheint es mir, als wäre das reine Überleben schon Glück und eine Tatsache, über die man sich jeden Tag freuen sollte, solange man noch kann. Einfach am Leben bleiben ist heutzutage, was vielleicht auch an meinem mittlerweile doch recht fortgeschrittenen Alter liegen mag, offenbar nicht so selbstverständlich, wie man es sich wünschen würde. Früher, ja da war der Tod immer weit weg. Mit dem Sterben eines Kollegen wurde ich bereits 2011 regelrecht wachgerüttelt und auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Mein Alter, nicht nur Kollege sondern fast schon Freund, ab in den Urlaub und dann niemals wieder gesehen. Dass Großeltern sterben, und meine das natürlich ebenfalls taten, ist da zwar nicht weniger schlimm, aber doch anders wegzustecken. Für mich zumindest. Obwohl jeder Tot plötzlich und unvorhergesehen kommt, selbst wenn jemand alt oder krank ist, bei den alten Leuten in meiner Familie gehörte das Sterben irgendwie dazu. Meine Großeltern waren in meiner Welt auch schon immer alt.
 
Anders zum Beispiel meine Eltern. Die sind in meiner Welt irgendwie immer jung und ich bin manchmal regelrecht überrascht, wenn ich ein aktuelles Foto geschickt bekomme und beide vollständig ergraut abgelichtet sind. Wie kann das sein? So jung und dynamisch und dann so grau? Mein Vater ist dieses Jahr in Rente gegangen. Der Vater meiner besten Freundin im letzten Jahr. Beiden Männern merkt man ihr Alter als Fremder sicherlich auch nicht an, obwohl man sie garantiert älter schätzen würde, als ich es tue. Weil ich die Welt diesbezüglich vielleicht noch durch meine Kinderaugen sehe? Ich weiß es nicht.
 
So kommen die Einschläge, von denen meine Oma immer gesprochen hat, nun also auch bei mir näher. Kollegen, Eltern von Freunden, ein Triathlet im See. Das ist alles ziemlich nah. Und zu überleben in einer Welt, die offenbar voller Gefahren ist, scheint reines Glück zu sein. Aber manchmal muß man eben auch einfach Glück haben!
 
Ich hoffe, die Teamchefin geht im nächsten Jahr dann wieder mit mir zusammen in den See und wir können wieder ein Seeteam bilden. Dann habe ich auch ein Jahr Schwimmtraining aufgeholt und wir brauchen nicht so viele Pausen.