Am Finalsonntag, an dem ganz Deutschland die Daumen drückte, erlebte ein kleiner Ort im Vogelsberg ein unfassbare Naturkatastrophe. Der andauernde Regen hatte Wallernhausen so unter Wasser gesetzt, dass reißende Wassermassen durch den Ort schossen und selbst Autos mit sich rissen. Von den Schäden in den Häusern und den ohnmächtigen Opfern mal ganz abgesehen. 
Wallernhausen hat ein Laufteam in dem auch ein Triathlon-Team integriert ist und in dem die Teamchefin und der Profiathlet Mitglied sind. Und weil Triathleten und Läufer, obwohl wir alle Einzelkämpfer sind, doch meistens im Team auftreten und füreinander da sind, sind der Zeugwart und ich sofort dabei, als es vom LLT Wallernhausen den Aufruf für einen Spendenlauf gibt. So kurz nach der Katastrophe hat das Team einen Spendenlauf auf die Beine gestellt, von dem sich andere Veranstalter eine ordentliche Scheibe abschneiden könnten. 
Angeboten werden zwei Strecken, 5km und 10km, die gelaufen, gegangen, gewandert oder auf andere Weise hinter sich gebracht werden können. Vorschriften gibt es heute keine. Alles ist für den guten Zweck. Die Teilnahmegebühr beträgt 10EUR, oder gerne mehr, und wird komplett dem Verein gespendet, der den ortsansässigen Flutopfern unter die Arme greift. 
Ich kann nicht mitlaufen und auch ein Wettkampfformat von 5km traue ich mir nicht gut zu. Für Wettkämpfe ist einfach noch nicht die Zeit. Also übernehme ich, zusammen mit der Teamchefin, den Dienst an einer Wasserstation. Wir beschließen, dass wir hinlaufen und wenigstens so etwas sportliches tun. Die Wasserstation ist bei Km 2,5, oben auf dem Berg. Der Weg ist mindestens 18km weit. Zumindest fühlt es sich so an. Aber gut, es geht heute ja um den Sport. An der Verpflegungsstation angekommen, haben wir genug Zeit um zahlreiche Wasserbecher zu füllen um den Läufer nach dem ersten großen Anstieg eine verdiente Abkühlung zu servieren. 
Der Start verzögert sich etwas, weil anscheinend unglaubliche Menschenmengen den zahlreichen Teilnahmeaufrufen gefolgt sind und man an der Anmeldung anscheinend kaum hinterherkommt alle willigen Athleten mit Startnummern zu versorgen. Aber für einen guten Zweck wartet man gern etwas länger und hat Verständnis. 
Als wir dann von weitem die ersten Läufer erkennen können, halte ich, wahrscheinlich wegen meiner angeborenen Naivität, alles für ganz normal. Wie üblich trinken die Ersten nichts und rennen an uns vorbei, als hätten sie keinen Anstieg hinter sich. Und dann kommen die Massen. Wie eine Menschenlawine, nur Bergauf, rennen die Athleten auf uns zu. Gerade so, als würde es keine selektive Streckenführung geben. Oder als wären alle Läufer hier durchtrainiert wie Profis. 
Nachdem der Athletenanstrurm irgendwann nachgelassen und uns der Schlussläufer passiert hat, bauen wir die Getränkestation wieder ab und machen uns auf den Weg ins Ziel. Berg runter. Noch mal den Berg hoch würde ich nicht schaffen. 
Während wir absteigen feuern wir die Läufer noch kräftig an und teilen wichtige Erkenntnisse mit. So zum Beispiel dass es nicht mehr weit ist oder dass es nun nur noch bergab geht. Das ist zwar nicht die ganze Wahrheit, spornt aber trotzdem an. Unten angekommen gibt es auf den letzten Metern noch ein extra Anfeuerunspaket für Paul Jonas, der schätzungsweise 5 Jahre alt ist und sich unsere klatschende Leidenschaft mehr als verdient hat. Strahlenden Kinderaugen auf der Zielgeraden sind einfach gigantisch. 
Nach dem wirklich letzten Anstieg heute, nämlich dem zum Bürgerhaus, wo es eine riesige Kuchentheke, Würstchen und Salat gibt, muß ich mich erst mal setzen. Konditionell bin ich wirklich im Team mit meinem Knie. Das pulsiert ordentlich, weshalb mich die Sportler, die 5 oder 10km in den Knochen haben, mit Essen versorgen. Das ist total nett und zeigt irgendwie noch mal um was es heute eigentlich geht: Helfen.