Nachdem ich 2006 als Heldin, 2007 als Sportfreunden, 2008 als Siegerin, 2009 als Naturtalent, 2010 als Favoritin und 2012 als Laufwunder durch den Frankfurter Stadtwald (beim ersten Mal nicht… da war der Lauf am Main und ging unschön durch ein Industriegebiet) gerannt bin, ist es heute an der Zeit das brombeerfarbene Shirt mit der Aufschrift Laufperle spazieren zu tragen. Eigentlich war ich hier mit Frau Duck zusammen angemeldet, aber das Leben des TurTur und der Frau Duck wird sich in absehbarer Zeit merklich ändern und weil große Ereignisse ihre Schatten vorauswerfen, ist sie vom Lauf zurückgetreten. Die Teamchefin wollte eigentlich als Ersatzbegleitung einspringen, aber weil auch bei ihr der Lebensfokus derzeit nicht auf dem Laufen liegt, bin ich heute mit dem Zeugwart alleine. 
Ich fahre und erfreue mich aus vollem Herzen an der Parkplatzsituation. Der Veranstalter hat große Parkplatzflächen rund um die Commerzbankarena in Frankfurt geöffnet, denn und das meine ich jetzt vollkommen ernst, es wird offenbar damit gerechnet, dass Frauen parken. Und so ist es tatsächlich. Ich parke mein Auto relativ gut neben einem Fahrzeug, aber die Reihen die hier gebildet werden sind wirklich spektakulär und durchaus sehenswert. Würden hier hauptsächlich Männer starten, sähe der Parkplatz garantiert anders aus. Ich wünscht mir noch ein paar Kreuz- und Querparker und tatsächlich, als wir vom Parkplatz runter laufen, stehen die ersten komplett durcheinander und verquer. Herrlich. Eben ein Frauenlauf! 
Wie bei diesen Frauenläufen üblich, stehe ich dann erst mal gefühlt endlos Schlange um meine Startnummer abzuholen und mein Laufschritt entgegen zu nehmen. Obwohl es eigentlich gut organisiert ist. Trotzdem sind die paar Ausgeber dem Ansturm an Damen nicht gewachsen. Nachdem ich, wie praktisch jede andere Teilnehmerin hier auch, mein Shirt angelegt habe, spazieren der Zeugwart und ich ins sogenannte Woman’s Village. Eine Zeltstadt mit allerlei Ausstellern und Mitmachaktionen. Dem Startumschlag inkl. Startnummer beigelegt sind nämlich zusätzlich alle möglichen Gutscheine, die sicherstellen, dass auch tatsächlich jeder Stand von den Teilnehmerinnen besucht wird. Keine schlechte Sache. Wobei ich jetzt eine Probe Joghurt nicht ganz so verlockend finde (wir haben immerhin 30°C), wie ein Duschgel. Aber da stehe ich offensichtlich eher alleine da. 
Wir verbringen die Zeit bis zum Start mit jeder anderen Teilnehmerin in der Zeltstadt, sammeln ein paar Geschenke ein und ich stelle mich für eine Körperfettanalyse bei der Runner’s an. Während ich 45 Minuten auf die Analyse warte, versucht der Zeugwart noch weitere Gutscheine einzulösen. Allerdings kommt er erfolglos wieder. Das ist schließlich ein Womensrun und so schließt man anscheinend schon mal grundsätzlich aus, dass Männer per se überhaupt Gutscheine haben könnten. 
Die Körperfettanalyse selbst dauert nicht lange, aber weil es nur ein Gerät gibt und alleine beim 5km Lauf fast 3.000 Damen starten, ist die Nachfrage unheimlich groß. Dass es nur ein Gerät gibt wundert mich. Über meine Analyse wundere ich mich nicht. Ich werde sie dem Trainer mal zeigen, denn ein weiteres Puzzleteil über die Athletin zu erfahren ist sicherlich nicht verkehrt. So haben wir die Zeit bis zum Start des 5km Laufs auch prima rumgebracht. 
Ich laufe mich 3,80m ein und stelle mich dann in die Startaufstellung. Eigentlich würde ich mich gerne noch etwas einlaufen, aber dann stehe ich ganz hinten und das will ich auch nicht. Hier wird nämlich nicht nach angepeilter Laufzeit sortiert, sondern nach „wer zuerst kommt, malt zuerst“. Ich stehe in Reihe 15 oder so und neben mir stehen zwei Nordic Walkerinnen bewaffnet mit Stöcken. Darauf von einer Mitläuferin angesprochen, sehen sie gar nicht ein, warum sie sich weiter hinten aufstellen sollten, denn sie haben immerhin genauso Startgeld bezahlt und werden sich ja wohl hinstellen dürfen, wo sie möchten. Ich erwähne daraufhin nur, dass die Stimmung hier ja wohl ganz offenbar bereits jetzt fantastisch sei und wünsche allen Damen einen guten Lauf. 
Nach dem Start brauche ich, weil es noch weitere Zuläufe von den Seiten gibt, gute 1:30min um überhaupt über die Startlinie zu rennen. Rennen im weitesten Sinne, denn tatsächlich standen vor mir nicht nur Nordic Walkerinnen mit Stöcken sondern auch ganze Gruppen von Frauen, die gar nie geplant haben zu rennen. Sie gehen einfach einträchtig nebeneinander her. Bis ich einigermaßen frei laufen kann und Zickzack nicht mehr notwendig ist, dauert es bis nach dem ersten Kilometerschild. 
Hier finde ich es sehr amüsant und ich erinnere mich sofort an früher zurück, dass die Reaktionen, die man hier unter den Läuferinnen hört, total schockiert sind. Erst ein Kilometer? Die Damen können es kaum fassen. Die, die es fassen können, laufen einfach still weiter und freuen sich wahrscheinlich, dass sie jetzt etwas freier laufen können. So geht’s mir zumindest. Ich suche mir eine Häsin und nehme mir vor, an ihr dran zu bleiben. Sie läuft ein bisschen schneller als ich. Aber leider nur genau so lange, bis sie langsamer wird und ich sie überhole. Langsamer ist keine Option, immerhin kann ich ja noch. 
So hangel ich mich an mehrere Vorläuferinnen ran und sammle sie dann doch irgendwie ein. Ein vollkommen neues Laufgefühl. Kurz vor dem Ziel knicke ich etwas wacklig um und mein Knie schmerzt. Eine kurze Gehpause hilft aber weiter und so kann ich dann -ohne Probleme- weiterrennen und bin schon im Ziel. 
Meine Uhr stoppe ich nach 30Minuten und 30Sekunden. Wäre die zickzack Aktion vom Anfang nicht gewesen, würde die Uhr bestimmt was unter 30Minuten anzeigen. Aber egal. Wichtig ist, dass ich alles gegeben habe, dass ich mich tatsächlich an andere Läuferinnen rangelaufen habe und dass ich Spaß hatte. Und das ist definitiv der Fall! 

Alles richtig gemacht. Ich bin total zufrieden!