Ich habe mich berappelt… nachdem ich mir selbst am Wochenende kräftig zugesetzt hatte weil ich ja dringend sportlich sein wollte ohne genug zu trinken. Jetzt geht’s wieder. Das war aber auch wirklich nicht schön und keine gute Erfahrung.

Wie auch immer kann sich mein Gedächtnis jetzt auch an den Wettkampf in Worms aus Sicht einer Zuschauerin erinnern. Und weil’s so schön (anstrengend) war möchte ich darüber einen Blogeintrag schreiben.
4:30h. Unfassbar. Ich bin ganz sicher. Da ist doch der Radiowecker angegangen. Ein Fehler? Es ist doch Sonntag… was soll denn das jetzt? Ich ignoriere den einfach, der Zeugwart wird sich schon kümmern… denke ich. Aber ich bin ja auch irgendwie von gestern und raffe gar nichts. Gut, ist ja auch früh am Tag. Sonntag. Der Zeugwart sagt „guten Morgen, hoffentlich hab ich alles“ und ich denke mir nur… Sonntags morgens um 4:30h hat man immer alles. Was soll schließlich fehlen? Und dann machts klick. Ach je. Wettkampftag. Gott sei dank nicht mein Wettkampftag… aber ein Wohnungsbewohner startet und ich bin selbstverständlich vor Ort. Also stimmt das doch mit dem Wecker.
Nix wie raus aus den Federn. Es ist noch dunkel. „Dämmrig“ nennt es der Zeugwart, aber gut… ich frühstücke erst mal was. Dann packe ich meinen Zuschauerrucksack. Als Zuschauer und Anfeuerer kann man nicht unvorbereitet gehen. Ich also schnell was zu trinken eingepackt, die Ratsche gesucht und die Kamera dazu gelegt. Dann noch ein paar Blasenpflaster, Wechselschuhe und das Handy für die Liveberichterstattung ans Team. Paßt.
Wir schleppten die Wechselbeutel ins Auto und der Zeugwart entschied, dass er das Fahrzeug steuert. Prima. Ich war immer noch nicht richtig wach.
Die Fahrt nach Worms war schnell und unkompliziert. Kein Auto auf der Straße… wer fährt schon so früh rum… an einem Sonntag! ;-) Nur Athleten, so scheint es mir. Ich sitze also auf dem Beifahrersitz und versuche den Zeugwart zu beruhigen. Er ist recht aufgeregt, wie es sich für die Stunden vor einem Wettkampf gehört.
Wir kommen in Worms an und finden sofort einen Parkplatz. Und der ist auch noch recht zentral, man kann gut jeder Zeit wegfahren, weil er keine Strecke blockiert. Echt gut. Der Zeugwart diskutiert mit sich selbst ob es wohl Neo oder kein Neo sein wird und ich halte das Rad. Ich pumpe außerdem die Reifen auf und gebe gute Ratschläge. Diese Vorwettkampfnervosität ist ja auch beim Profi sehr ausgeprägt, scheint was männliches zu sein? Egal. Wir pilgern langsam in Richtung Wechselzone. Ich trage einen Wechselbeutel und schaue mir dabei die Strecke an, die die Athleten zwischen Schwimmen und Wechselzone zu absolvieren haben. Lustigerweise ist diese Strecke tatsächlich länger als die 300m Schwimmstrecke. Ich muß schmunzeln. Dieser Wettkampf ist tatsächlich was für Leute die Schwimmen blöd finden.
Wir erreichen die Wechselzone, es wimmelt von Athleten. Ein Kampfrichter, der ungewöhnlich flippig aussieht und längere blonde Haare hat, winkt uns heran. Er betrachtet sich das Fahrrad und schaut aufmerksam in des Zeugwarts Helm. Dann wird dieser noch im aufgesetztem Zustand betrachtet und der Zeugwart samt Wechselbeutel durchgewunken. Ich bleibe draußen. Was haben Zuschauer auch in der Wechselzone zu suchen. Schon richtig, dass die Helfer da so drauf achten. Ich meckere nicht, sondern warte ab. Ahhh… und ich krame schon mal die Kamera raus. Vielleicht läuft ja der Zeugwart durchs Bild. Lustig, ich komme mir vor wie eine aufgeregte Mutter beim Schulanfang. Es ist doch wirklich einfacher selbst mitzumachen… dann kommt man auch nicht auf die Idee alles fotografieren zu wollen.
Nachdem der Zeugwart wieder aus dem Bikepark zurück ist gehen wir in Richtung Schwimmstart. Immerhin hat uns der Ansager bereits mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns frühzeitig dort hin begeben sollen, dass es ein nicht zu unterschätzender Weg sei und dass die Athleten unbedingt pünktlich sein möchten. Gut… wir befolgen den Rat. Noch ein kurzer Halt am Auto, der Zeugwart entledigt sich seiner Jeans und entscheidet sich endgültig gegen den Neoprenanzug.
Ich übernehme den Autoschlüssel und in Schlappen sowie mit Wechselbeutel geht’s in Richtung Schwimmstart. Der Weg ist prima ausgeschildert.
Außerdem laufen ihn gefühlte 3.000 Leute. Wer sich da verläuft tickt nicht richtig.
Wir laufen vorbei am Schwimmausstieg, ich schau wo man sich für Bilder und anfeuern später am besten platziert, und dann sehen wir schon das Hafenbecken. Die Bojen, den 33.3er Start und jede Menge Athleten. Die Schlangen vor den Dixis sind beeindruckend… und es sind hauptsächlich Männer die anstehen. Sehr ordentlich. Einige Athleten quälen sich bereits 45Minuten vor dem Startschuß in ihre Neoprenhaut. Besser man ist vorbereitet, was? Ich schaue nur herum, bin interessiert, wie lange eine Dame von einem Triathlonverein (sie trägt den Namen stolz auf ihrem Wettkampfdress) braucht um in ihren Neoprenanzug zu steigen. Das dauert wirklich ewig.
Der Zeugwart macht das was gefühlt alle Athleten machen, die gerade nicht in ihre Neos steigen, er steht an für ein Dixi. Ich steh rum und greife noch eine Tröte ab. Außerdem höre ich den Tauchern zu die ihre Aufgabe sehr wichtig nehmen und nun langsam zu ihrem Gerödel greifen. Außerdem ist anscheinend gerade gesagt worden, dass man sich einschwimmen dürfte und einige fleißige Athleten stürmen das Hafenbecken. Das zieht andere mit und schon wird wild hin und her geschwommen. Das ja lustig. Quasi von 0 auf 100… :-)
Als der Zeugwart zurück kommt bringt er Svenja mit. Sie ist Helferin und an mehreren Orten eingesetzt. Wie schön. Als erstes wird sie sich also mit Neoprenanzug auf einem Surfbrett im Wasser darum kümmern, dass beim Schwimmen alles glatt geht. Prima. Der Zeugwart beschließt schon mal zum Start des 33.3 zu gehen und ggf. nochmals zurück zu kommen. Ich bleibe einfach stehen.
So ist das wenn man anfeuert. Man steht und schaut.
Es wird wuselig. Athleten stellen sich an die Startlinie, ich höre viel Glück und Erfolg-Wünsche und der Kreis der Athleten um mich rum lichtet sich. In Sekundenschnelle ist keiner mehr da, die Zuschauer sind unter sich, es wird kurz geprüft ob es legitim ist die Tröten zu benutzten und dann gibt’s auch schon die Ansage… und den Startschuß.
Für mich ist es IMMER legitim bei einem Wettkampf Ratschen und Tröten zu benutzten. Es gehört einfach dazu. Und gerade beim Schwimmen hören die Athleten eh schlechter, es ist also geradezu wichtig, dass man möglichst viel Lärm macht. Die Athleten wissen ja sonst gar nicht dass man da ist. *grins*
Nachdem ich für mich beschlossen habe, dass der Zeugwart sicherlich nicht wieder zu mir zurück kommt, sondern bei seinem Startbereich bleibt habe ich mich ratschenderweise in dieses Drittel der Schwimmstrecke begeben. Quasi in Richtung Ausstieg. Das Wasser brodelte und die 1km Schwimmer waren hübsch anzusehen. Viele kraulten, einige schienen ums Überleben zu kämpfen, ich sah Brustschwimmer en masse und zwei Rückenschwimmer. Ein paar Athleten drehten sich japsend auf den Rücken, so dass die Kanufahrer berechtigterweise fragten ob alles ok sei. Und dann kam der letzte Schwimmer. Er ging ins Wasser, als würde er „ins Wasser gehen“ stolz und souverän begann er zu schwimmen. Brust.
Und dann hatte auch dieser Athlet die Distanz absolviert und der Startschuß für den 33.3er erfolgte.
Jetzt mußte ich wirklich alles geben. Schließlich kann man ja nicht nur fremde Athleten anfeuern, entscheidend ist ja, dass man „seine“ Athleten anfeuert. Da ich zusätzlich noch für die Fotos eingeteilt war (denn der Rest des Teams war nicht verfügbar, wie das sonst eben der Fall ist) ratschte ich also mit der linken Hand und lichtete den Zeugwart mit rechts ab. Er kraulte. Das ist gut. Da er Ohrstöpsel trägt beim Schwimmen muß man gute Ratschläge sehr laut rufen. So haben die anderen Schwimmer auch gleich noch was davon. Vielleicht können sie ja auch einen Ratschlag gebrauchen? Als der Zeugwart in undefiniertes Brust/Kraul/Japsschwimmen verfiel ratschte ich und als er sich verschluckte gab’s den Ratschlag, dass Getränke am Fahrrad zur Verfügung stehen und man deshalb jetzt auf die Flüssigkeitsaufnahme verzichten könnte. Der Zeugwart quitierte diesen gutgemeinten Ratschlag mit einem „Ja ja“ und schamm zum Schwimmausstieg.
Ich gab Gas, schließlich wollte ich das festhalten und ihn auch gleich fragen, wie’s ihm denn so geht. Der Zeugwart schoß die Rampe hoch und auf den roten Teppich, dass ich froh sein konnte die Kamera schon im Anschlag zu haben. Und dann flitzte er an mir vorbei. Ach herjee… jetzt wird das hier auch noch anstrengend. Ich also hinterher, für ratschen und tröten hatte ich keine Zeit und keinen Nerv. Ich jagte dem Athleten hinterher so dass ich noch ein Bild schiessen konnte.
Dann er ab in die Wechselzone und ich weiter geradeaus wie bekloppt zum Radstart.
Meine Güte. Ich war ja völlig außer Atem. Mit Rucksack, Tröte und Kamera sowie der Ratsche bewaffnet wartete ich auf Athlet und Fahrrad. Und Tatsache nur ein paar Sekunden später bestieg er das Rad, lächelte und war weg. So schnell kann’s gehen, da kommt’s wirklich auf Sekunden an. Aber es hat ja gut geklappt.
Gut? Nun ja. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen noch auf die Uhr zu schauen… aber egal. Ein bischen Schwund ist halt immer. Ich sendete also eine SMS ans Team und teilte mit, dass das Rad nun über die Strecke gefahren wird.
Und dann machte ich mich über einen kurzen Umweg auf zum Laufstreckenstart.
Ich schnappte etwas nach Luft und dann ging’s auch schon weiter. Unfassbar. Da kam doch ein Radfahrer in die Wechselzone geschossen. Und der wirkte schon irgendwie so, als würde er es ernst meinen… der Moderator, die Helfer und auch die Zuschauer haben das Eintreffen des Führenden gar nicht so mitbekommen. Meine Ratsche hat auch verspätetet eingesetzt. Der junge Mann war einfach zu flott unterwegs. Immerhin folgte er den Absperrungen, ohne diese -wie einige seiner Verfolger- in Frage zu stellen und war weg. Seine letzten 3km sollte er praktisch alleine absolvieren. Ich glaube seine Verfolger kamen in die Wechselzone als er bereits auf der Zielgerade war.
Dann kamen sie aber vermehrt. Nicht in Massen, was sehr schön war, so konnten die Zuschauer wirklich jeden Athleten anfeuern, aber tröpfchenweise. Und dann sah ich doch den Zeugwart durch die Wechselzone rennen. Ach was? Schon da? Jetzt? Ich hab ja noch gar nicht mit ihm gerechnet… was sicherlich hauptsächlich damit zu begründen ist, dass ich nicht auf die Uhr geschaut hab. Daran müssen wir arbeiten.
Der Zeugwart lief aus der Wechselzone raus, ich war baff. Was ein Lächeln. Toll. Der Wettkampf schien gut Spaß zu machen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause wechselte ich an die Zielgerade. Zwar ist Anfeuern auf den letzten Metern nicht mehr so wichtig, aber einem Athleten im Ziel zu applaudieren ist durchaus legitim und angebracht. Immerhin waren es mittlerweile locker 23°C, gefühlte 30°C und alle haben eine tolle Leistung gezeigt.
Viel zu schnell bog der Zeugwart um die Ecke, ich war mit meinen Überlegungen zur Temperatur ja noch gar nicht fertig, und ich gab ihm noch ein letztes „Super“ mit auf den Weg. Und schon war er im Ziel. Leider hat der Moderator ihn nicht angesagt, denn offensichtlich gab es mit der Nachmeldung doch Probleme und er war nicht für diesen Wettkampf gelistet. Aber das ist zu verschmerzen.
Ich machte mich auf zum Ziel, gratulierte und bestaunte die Medaille. Wow. Sehr hübsch, ein Stück für das es sich zu kämpfen lohnt.
Der Athlet verschwand im Athlete’s garden und ich wartete noch ein bischen im Zielbereich.