Wie gestern geplant, klingelt heute der Wecker um 6h und der Zeugwart ist auch sofort hellwach. Ich dagegen lümmel noch ein bisschen rum, so dass ich schlussendlich doch zügig machen muß, um zum Frühstück zu gehen. Die Linsen landen äußerst flott im Auge und schon kann’s dann auch losgehen. Vom Restaurant aus kann man auf die Start/Zielgerade sehen und ich fange jetzt schon an, mich auf den bevorstehenden Duathlon zu freuen. Früher war ich immer ordentlich aufgeregt, heute ist es eine freudige Erwartung. Ich fühle mich auch, fast zum ersten Mal, gut vorbereitet. Und ich habe eine klare Zielsetzung für den Wettkampf, der ich folgen möchte:
  1. immer am Limit, d.h. keine Gehpausen beim laufen und permanent treten beim radeln
  2. immer lächeln, es werden Fotos gemacht (ich nehme mir das vor, weil die Teamchefin heute nicht dabei ist um es mir zuzurufen)
Beim Check-in gibt es noch einen kurzen Disput um das Zeugwartsche Fahrrad, bei dem es hilfreich ist, dass ich mich vorher erkundigt habe. Wir vertrödeln so etwas Zeit bei den Kampfrichtern und finden in der Boxengasse, die hier und heute zur Wechselzone wird. Dann checken wir unsere Räder ein und ich öffne meine Radschuhe und stelle sie zum reinschlüpfen bereit. Der Helm liegt geöffnet am Rad und schon können wir zur Wettkampfbesprechung vorrücken.
Natürlich erfahren Athleten, die regelmäßig an Wettkämpfen teilnehmen bei so einer Besprechung nicht wirklich etwas Neues. Und aktive Kampfrichter sowieso nicht. Zusätzlich zu den normalen Regeln, die hier beim Jedermann Duathlon netterweise noch mal angerissen werden, erfahren wir auch, dass es ein absolutes Rechts-Lauf-Gebot gibt und beim Radfahren die Ideallinie genommen werden kann. Und während wir den Instruktionen so lauschen, schaue ich mir die anderen Teilnehmer heute früh an und bin sicher, dass ich -mit großem Abstand- als Allerletzte ins Ziel kommen werde. Die nachfolgenden Rennen werden höchstwahrscheinlich später beginnen -müssen-.
Der Zeugwart und ich laufen uns kurz ein, damit es gleich beim Startschuss auch Vollgas losgehen kann und stellen uns dann am Start/ Zielbogen auf. Und auf einmal ist es nur noch eine Minute bis zum Start. Das ging ja flott jetzt.
Der Startschuß fällt und die Herrschaften um mich rum rennen los, was das Zeug hält.
Selbst über 100m könnte ich nicht so schnell laufen, ohne im Anschluß zu kollabieren. Dass ich mich warm gelaufen habe, merke ich allerdings deutlich und komme gut voran. Das Feld sehe ich auch genau bis zur ersten Kurve vor mir und dann konzentriere ich mich nur noch auf mich und die Frau vor mir. Die treibe ich immer so 6 Meter vor mir her. Je nach dem ob sie gleichmäßig läuft, oder schwächelt. Dann laufe ich näher hinter ihr.
Am Eingang der Boxengasse, wo auch der Wechselbalken und die Zeitnahmematte liegt, renne ich an sie ran und wir laufen gemeinsam über die Matte. Mein Wechsel geht flotter, nur aufsteigen kann ich nicht so schnell, und so fahren wir gemeinsam auf die GP Strecke. Ich muß erst mal was trinken jetzt. Dann schalte ich, beginne regelmäßig zu treten, gehe in die Aeroposition, fahre 30km/h und ziehe an ihr vorbei.
In der Aeroposition bleibe ich praktisch den kompletten Kurs, bis auf die Spitzkehre. Da fahre ich auf dem Oberlenker, das ist mir irgendwie sicherer.
Insgesamt fahre ich vier Runden und werde bei Runde drei vom Zeugwart eingesammelt. Der zieht an mir vorbei und ich versuche an ihm dran zu bleiben.
Im Kampfrichter genehmigten Abstand, selbstverständlich. Aber der Zeugwart und seine Zeitfahrmaschine sind einfach zu schnell. Ist ja unfassbar, was der aus diesem Rad rausholt. Was hatte er denn bloß zum Frühstück? Also ich kann mir da jetzt keine Gedanken zu machen, ich trete was das Zeug hergibt: 31, 32, 34, 37… aber an ihn ran komme ich natürlich nicht mehr. Also fahre ich doch besser meinen eigenen Stiefel und halte die Geschwindigkeit über 30km/h.
In der Boxengasse wieder angekommen, laufen mir ein paar bereits im Ziel befindliche Athleten vor die Nase und sind doch tatsächlich überrascht, dass da jetzt noch jemand sein Rad abstellen möchte. Also so spät bin ich jetzt auch nicht und immerhin kommen noch welche hinter mir. Aber gut. Ich wollte es auch nur mal erwähnt haben. Der Wechsel zurück in die Laufschuhe geht flott und schon kann ich wieder loslaufen.
Zu absolvieren sind nun noch 2,5km.
Kurz vor der Sachskurve geht es zurück auf die GP Strecke um dann auf der Start/ Ziel Geraden einzulaufen. Coole Streckenführung! Ich kann nicht so schnell laufen, wie vorhin, weil meine Beine müde sind. Aber ich laufe und zwar schneller, als früher. Und als ich um die Kurve biege und das Ziel sehe, kann ich sogar noch mal alles rausholen und Gas geben.
Das ist doch der Wahnsinn! Ich bin tatsächlich ins Ziel gesprintet. Gesprintet!
Der Zeugwart hat sich hier natürlich schon die Beine in den Bauch gestanden und auf mich gewartet. Und ich war gute 30min schneller, als meine gestrige Hochrechnung. Und ich bin über die 5km eine neue Bestzeit gelaufen, ganze 3 Minuten schneller, als meine bisherige Bestzeit war ich heute. Unglaublich!
Nachdem wir die Räder abgeholt und geduscht haben, schauen wir noch eine Weile beim Jedermann Rennen zu, und sitzen in der Sonne.

Was ein herrlicher Tag!