Mein Sportprogamm in der Monatsabschlußwoche hält sich auch im schönen Juli deutlich in Grenzen. Ich habe mich nach meinem Lauf diese Woche auf allen vieren die Treppe hochgeschleppt und konnte mehrere Tage vor Muskelkater in den Waden kaum richtig gehen. Was es mit dem Laufen überhaupt so auf sich hat, das ist doch wirklich ein großes Rätsel. Ich muß unbedingt mit der Chefin darüber reden. Spätestens morgen ist es soweit. Beim Anfeuern an der Strecke des Ironman Frankfurt werden wir uns bestimmt sehen und ich kann sie diesbezüglich befragen.
Ich bin mir nicht sicher, ob das dem Tonangeber recht sein wird, aber manchmal muß man auf sein Herz hören und das sagt derzeit, beim Lauftraining ist die Chefin zu befragen, beim radeln der Tonangeber und beim Schwimmen der SchwimmGuru. Bei der Ernährung kümmert sich dieses Wochenende ausschließlich der Zeugwart, denn da habe ich letzte Woche in Roth bewiesen, dass ich meinen Körper eher unter Stress stelle und keinerlei Kontrolle habe. Ich mache lieber noch 100 Fotos, als einmal einen Schluck zu trinken, weil ich ja etwas vor der Linse verpassen könnte. Dieses Wochenende habe ich deshalb den Zeugwart beauftragt mich konsequent zu erinnern und ernährungstechnisch zu coachen. Wenn man sich mit Spezialisten umgibt, dann ist es nicht schlimm, wenn man selbst nicht ganz so prima ist.
Heute ist der Rad Check-in Tag am Langener Waldsee im Frankfurter Süden. Wir haben dieses Wochenende Besuch von Lovis, die nicht nur den Sugardaddy in Richtung Insel brüllen möchte, sondern auch unbedingt den Ironman Frankfurt sehen will. Und weil Lovis am kommenden Wochenende ihre Rookiekarriere und damit auch das Tricamp Rookie Projekt mit ihrem Start beim ITU Triathlon in Hamburg über die Olympische Distanz zum Abschluss bringen wird, hat sie natürlich noch etwas Training auf dem Plan stehen. Man ist ja nicht zum Spaß einen Rookie Trainingsplan. Natürlich. Der Tonangeber hat also angesagt, dass heute geradelt werden soll. Der Zeugwart macht einen Plan und so fahren wir alle zum See. Ich zum arbeiten mit dem Auto, der Zeugwart und Lovis mit dem Rad.
Die Schwimmsachen für die beiden habe ich im Auto, so dass die Radausfahrt zum See weitestgehend ohne Belastung statt finden kann. Während die Athleten sich also Radklar machen, steige ich ins Auto und fahre ins Getümmel. Die Schlange am Waldsee ist kurz und ein sympathischer Polizist kommt auf mich zu, um mich auf den Parkplatz einzuweisen. Die Helfer und Athleten parken geradeaus, die Seebesucher parken rechts. Der Polizist spricht mich an und sagt mir auf den Kopf zu, dass ich kein Athlet bin. Äh. Ich erwähne, dass ich das jetzt keine besonders motivierende Ansprache finde. Immerhin würde ich mich ziemlich sportlich fühlen, sage ich ihm. Und er redet sich raus, dass ich ja kein Fahrrad dabei habe und dass ich natürlich sportlich sei.
Gut, genehmigt. Ich fahre auf den Helferparkplatz und spaziere zum See. Und weil wir auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Athleten kennen, die morgen den längsten Tag des Jahres erleben wollen und als Finisher in die Bücher Einzug halten möchten, bin ich nicht lange alleine, sondern laufe in netter Gesellschaft. Ständig grüßt jemand oder es kommen Athleten entgegen. An der Wechselzone ist nicht übermäßig viel los, aber natürlich stehen schon einige Räder und mit jedem Bus, der ankommt, schwemmt neue Vorfreude und Nervosität an den Langener Waldsee. Der PowerRanger, der morgen auch endlich die Ernte seiner Mühen einholen möchte, ist mit Abstand der Nervöseste am ganzen See.
Der Arme ist fix und alle mit sich selbst, der Welt und allen um sich rum. Er freut sich, dass ich noch ein paar Fragen stelle, und ihn beim anfertigen seiner „Nicht vergessen Liste“ unterstütze. Als der PowerRanger seinen Chip entgegen genommen hat und ich ihm noch einen schönen Nachmittag gewünscht habe, sammle ich die beiden radelnden Schwimmer am See wieder ein, kassiere das Schwimmzeug und die Fahrradschlösser und fahre wieder heim. Lovis und der Zeugwart radeln nach Hause, überstehen ein paar brisante Verkehrssituationen, in denen der Zeugwart Lovis gleich mal das Verhalten der Städter zeigt und sind dann blitzschnell frisch geduscht um zum gemeinsamen Athletenabendessen zu spazieren.
Wir essen Nudeln, Pizza und Salat in athletentauglichen Portionen, quatschen den halben Abend mit Athleten und den restlichen Abend ohne, denn die Chefin und der Tonangeber schicken ihre Athleten frühzeitig ins Bett. Der morgige Wettkampftag beginnt früh und endet erst nach dem Zieleinlauf. Und wenn wir Glück haben, dann endet er mit einer hawaiitauglichen Platzierung. Das wäre ja ein Ding.