Nach der Teilnahme beim Wings for Life in München und dem Lauf per App im letzten Jahr, sind der Zeugwart und ich in diesem Jahr wieder für den Lauf gemeldet. Auf Grund der aktuellen Situation findet der Lauf in diesem Jahr weltweit als App Run statt. Gemeinsame Läufe gibt es auf Grund der Ansteckungsgefahr durch das Corona Virus, die noch nicht gebannt ist, nicht. Die Generalprobe haben wir bei einem gemeinsamen Lauf gemacht und dabei haben wir die App und ihre Funktionalität geprüft und alles richtig eingestellt. Jetzt brauchen wir nur noch GPS und eine entsprechend freie Strecke und dann kann es mit dem Wings for Life Lauf auch bei uns daheim, und doch mit allen zusammen, starten.

Vorbereitung ist alles

Mein Outfit steht seit ein paar Tagen fest. Inklusive Alternativen für schlechtes Wetter und kühle oder warme Temperaturen. Außerdem habe ich schon den Tagesablauf festgelegt. Wenn man für so einen Lauf von daheim loslaufen kann, ist das ja logistisch wirklich deutlich einfacher, als sich Stunden vorher auf den Weg zum Start zu machen, Beutel mit Wechselkleidung abzugeben und dann noch ewig in einer Toilettenschlange zu stehen. Ich gehöre wahrscheinlich zu den wenigen Läufern, denen die Masse der Anderen nicht fehlt.

Ich mag das abendliche Vorgeplänkel und das gemeinsame Essen. Die Abholung der Startunterlagen gibt dem Wettkampfwochenende ein weiteres Highlight. Umrundet von Hunderten in einer Startaufstellung dicht an dicht gedrängt zu stehen, das mag ich nicht. Der Zeugwart und ich haben die Absage des München Laufes kommen sehen, die Entscheidung für den App Run war dann flott getroffen. Warum auch nicht? Viele Pläne haben wir schließlich nicht, in dieser Corona Krise. Es ist viel mehr so, dass der App Run ein regelrechtes Highlight ist, in unserem Wochenende.

Startlinie

Fertig umgezogen, gut versorgt und voller Pläne spazieren wir ein paar Meter zu unserem virtuellen Start und harren noch ein paar Minuten aus, um loszulaufen. Der Countdown klappt auf meiner App gut, beim Zeugwart gibt’s keinen Mucks. Dafür kann er den Startknopf in der App gleich drücken, während es bei mir eine gefühlte Ewigkeit dauert. Wir laufen einträchtig neben oder hintereinander her und halten auf diese Art und Weise ganz natürlich Abstand zu den Spaziergängern, die unsere Strecke für ihren Sonntagsspaziergang ausgesucht haben.

Letztes Jahr war hier nicht so viel los. Allerdings war man ja auch generell mehr unterwegs, das ist mir schon klar. Während der Krise bleiben die Leute ja erfreulicherweise mehr daheim, und da ist so ein Sonntagsspaziergang eben mal eine Möglichkeit raus zu kommen. Trotzdem sollten die doch alle wissen, dass das Catcher Car demnächst hinter uns her sein wird, und wir deshalb gerne eine freie Strecke hätten. Das Leben ist aber kein Wunschkonzert. Dann sähe vieles eh ganz anders aus. Klar.

Mitten im Geschehen

Die ersten zwei Kilometer traben wir. Einfach um möglichst flott durch die Menschen durchzukommen und natürlich auch, um gleich eine ordentliche Anzahl an Metern zwischen uns uns das Catcher Car zu bringen. Obwohl das ja noch gar nicht losgefahren ist. Wie in der Vergangenheit, fährt es auch in diesem Jahr nach 30 Minuten los. Im Gegensatz zum Lauf in München, hat man beim App Run natürlich eine größere Chance einige Kilometer zu machen. In München staut es sich ja erst mal und die Zeit zählt trotzdem weiter, auch wenn man eben gar nicht laufen kann. Ich mache eine Gehpause, während der Zeugwart vor mir her weiter joggt. Wirklich entfernen tut er sich dabei nicht von mir.

Ich kann einfach flott walken. Schnell laufen liegt mir nicht so, aber wenn es drauf ankommt, dann walke ich eben so schnell, wie andere joggen. Zwischen den Zeugwart und mich lasse ich so nie eine besonders große Distanz kommen. Maximal sind es ein paar Meter. Mein Ziel für heute ist ganz klar festgelegt: ich laufe so weit es eben geht, und möglichst ein bisschen länger, als im letzten Jahr. Ein paar Minuten wäre toll. Allerdings fühle ich mich nach Kilometer 4 schon wirklich geschafft und bin mir nicht sicher, ob es nicht klüger wäre einfach rauszunehmen und das Ziel abzuhaken.

Nuscheliges Catcher Car

Aber nein, das wäre echt blöd. Und klüger wäre es ganz sicher auch nicht. Das würde nämlich dazu führen, dass ich mich im Anschluß frage, ob es nicht doch hätte klappen können. Sowas ist ganz schön dämlich. Also weitermachen! Ganz klar. Es gibt keine andere Entscheidung. Jeder Kilometer wird durch beim App Run durch den Moderator angesagt und zusätzlich zur Mitteilung, dass ich jetzt eben bei Kilometer 3, 4 oder 5 angekommen bin, gibt’s auch immer noch einen lustigen Zusatz. Der Zeugwart, obwohl wir die ganze Zeit einträchtig nebeneinander oder wirklich nur knapp hintereinander unterwegs sind, hört seine Mitteilungen immer rund 600m vor mir. Meine App hängt irgendwie hinterher. Nun ja.

 Als ich rund 50 Minuten unterwegs bin, meldet sich der Fahrer des Catcher Cars ebenfalls über die App. Er nuschelt sich ganz schön was zusammen und so zücke ich das Telefon aus meinem Front Pack und schau mal nach, was sich so auf dem Bildschirm zeigt. Das Catcher Car ist einen Kilometer hinter mir, allerdings ist es natürlich deutlich flotter unterwegs, als ich es bin. Und beim Zeugwart hat sich der Fahrer noch gar nicht gemeldet. Dabei sind wir doch direkt nebeneinander unterwegs!

Finale

Ich gebe dann mit ein paar Schlußsprints noch mal Gas und stoppe meine Uhr ein paar Meter hinter dem Zeugwart, als ihn das Catcher Car eingeholt hat. Ob mein Lauf überhaupt gespeichert wurde, weiß ich nicht. Eine Anzeige, wie im letzten Jahr, hab ich auf jeden Fall nicht in der App. Beim Zeugwart klappt alles hervorragend und seine App Aufzeichnung stimmt mit den Daten seiner Uhr überein. Und ich habe also ein paar Meter weniger, als er. Meine Garmin stoppe ich zur Gleichen Zeit, wie er, und sie zeigt 8,28km an. Über ein Kilometer mehr, als ich im letzten Jahr geschafft habe.

Wie schön. Ich war insgesamt also flotter unterwegs und das, obwohl ich auch in diesem Jahr weite Strecken nicht gejoggt bin. Konditionell bin ich derzeit also ganz gut beisammen. Das freut mich. Besonders, weil ich ja seit Beginn der Krise und der Homeoffice Zeit darauf verzichte laufen zu gehen. Trainiert wird also entweder bei einem Gang zum Bäcker, oder eben beim Rad fahren auf der Rolle. Das hat ja wenig mit Laufen zu tun. Aber offenbar hält es fit genug für diesen Lauf. Muskelkater habe ich morgen trotzdem ganz bestimmt. Aber da plane ich einfach eine Stretching Einheit ein. So einfach ist das.