Dieses Wochenende ist Frankfurt Marathon und wir bekommen Besuch von Lovis und ihrem Räuberhauptmann. Nachdem wir gestern gemeinsam über die Messe geschlendert und dann mit den Tricampern ein gemeinsames Abendessen als Einstimmung auf die nächste Rookiegeneration eingenommen haben, geht es heute um den Marathon an sich. Wir unterstützen ein paar Tricamper auf der Strecke, die mittlerweile nicht nur Trainingskollegen, sondern auch gute Freunde geworden sind.

Vor drei Jahren begann hier das Rookie Projekt mit einem Treffen und dann im letzten Jahr habe ich selbst in einer Staffel mitgemacht. Wahrscheinlich bin ich zu sentimental, aber irgendwie hat der Frankfurt Marathon da schon eine besondere Bedeutung, wenn es um die Tricamper und diesen Freundeskreis geht. Wir kletten nicht aufeinander, aber wenn es drum geht, dann sind wir alle da und total engagiert. Wie unser Tag heute verlaufen soll, das planen wir bereits gestern Abend und finalisieren dann heute früh.

Planung ist das halbe Leben

Während es für die Läufer im Ablauf heute recht klar sein wird, weil sie auf der vollständig gesperrten Strecke einfach alles geben und irgendwann in das wohlverdiente Ziel in der Festhalle einlaufen werden, parken wir unser Auto etwas abseits des Geschehens und laufen dann zu den ersten zwei Anlaufpunkten. Der Frankfurt Marathon ist mit einem wirklich guten Tracker ausgestattet, der in der App integriert ist, so dass wir einen recht guten Überblick haben, welcher Athlet gerade wo unterwegs ist.

Unsere Gruppe hat sich etwas aufgeteilt. Lovis und der Zeugwart beziehen als Erstes bei Km 8 Stellung und geben dann durch, in welcher Reihenfolge der Räuberhauptmann und ich mit unseren Athleten rechnen können. Wir stehen da, wo ich immer stehe, auf der Brücke. Hier geht’s leicht hoch, und die Läufer sind so etwas langsamer, zumindest gefühlt. Außerdem kann ich so besonders weit schauen. Massen von Läufern sind in unsere Richtung unterwegs.

Auf Euch kommt es an

Und in diesen Menschenmassen entdecken wir tatsächlich alle, auf die es ankommt. Im Grunde ist ja jeder Läufer wichtig und natürlich kommt es irgendwie auf jeden an. Trotzdem sind manche Läufer wichtiger, als Andere. Ich entdecke ein paar bekannte Gesichter zufällig und mache auch ein paar Bilder, und dann beginnt es zu regnen. Wie ätzend, jetzt stehe ich hier in meiner Regenjacke auf der Brücke rum und habe auch noch meine Kapuze auf. Fühlt sich auch tatsächlich so an, als würde es sich einregnen. Na bravo.

Der Frankfurt Marathon hat wirklich einiges zu bieten, jedes Jahr gibt’s was Neues. Zumindest beim Wetter. Mal ist es die Zeit vorher richtig kühl und dann haut es noch mal 20°C raus, mal ist es eiskalt, es gibt extrem windige Tage und dann eben Regen, wie heute. Einfach nur normales Wetter gibt es eigentlich nicht. Zumindest kann ich mich jetzt nicht erinnern, dass ich das in letzter Zeit mal erlebt habe. Und wenn, dann war es wirklich nicht sehr einprägsam.

Technikfluch

Wir spazieren im Regen von Position zu Position und versuchen gleichzeitig die Strecke und den Tracker im Auge zu behalten. Es ist nichts schlimmer, als einen Athleten zu verpassen, weil man auf sein Handy schaut, um auf dem Tracker zu prüfen, wo eben dieser Athlet denn gerade ist. Während wir also versuchen die Augen überall zu haben, mache ich auch noch ein paar Bilder und wir schaffen es auch, uns prima zu versorgen. Gut versorgte Anfeuerer sind wesentlich leistungsfähiger, als schlecht versorgte, zumindest sagt das die Chefin und bisher hatte sie damit auch immer recht.

Heute früh wurde bei uns daheim noch ein Schild gemalt, was heute auch tatsächlich im Dauereinsatz ist.

Ich finde Schilder blöd. Dachte ich zumindest. Ein Schild muß man immer rumtragen, es ist unhandlich und ob dann tatsächlich jemand liest, was drauf steht, das glaube ich nicht. Weil ich einfach keine Ahnung habe. Praktisch jeder klopft auf das Schild drauf, was den kleinen Pilz des Computerspiels Super Mario zeigt und „Tab for Power“ als Anweisung mit drauf hat. Welcher der Athleten wird denn wohl auf einen Pilz klopfen, frage ich mich, und der Zeugwart zeigt mir, dass meine Frage vielmehr lauten müsste, welcher Athlet nicht drauf klopft.

Schilderliebe?

Das Schild gibt den Athleten so viel Kraft, dass ich wirklich überrascht bin. Der Zeugwart hat Athleten, die ihn und sein Schild wieder erkennen, er hat auch welche, die die komplette Strecke queren, weil sie den Pilz abklopfen wollen und er hat wirklich Stabilitätsprobleme, weil das Schild eben nur aus Pappe ist und Pappe im Regen nun mal langsam aber sicher aufgibt. Vielleicht mag ich Schilder dann ja doch?

Karla Kolumna läuft heute ihren ersten Marathon und klopft natürlich auch auf das Schild und den Pilz um neue Kraft zu tanken. Sie hat gut trainiert, aber wie bei jeder Marathonvorbereitung ist es auch bei ihrer so gewesen, dass nicht immer alles rund lief. Allerdings hat sie bei ihrem Halbmarathon in Aschaffenburg schon gezeigt, dass sie gut trainiert ist und vor allem auch, dass ihr Regenwetter so überhaupt gar nichts ausmacht. Ganz im Gegensatz zu mir, die ich ja dick eingemummelt da rum stand und sie angefeuert habe.

Heute versuche ich sie auch wieder an unterschiedlichen Stellen zu erwischen. Unsere Gruppe trennt sich und so sind wir verstreut an der Strecke und stellen sicher, dass Karla Kolumna uns möglichst oft sieht. Bei meinem letzten Anfeuerpunkt quält sie sich gerade richtig. Allerdings hat sie auch nur noch 7km von hier ins Ziel und die schafft sie ganz bestimmt, möchte man meinen.

Ich muß ja auch nicht laufen

Da habe ich auch leicht reden. Als sie nämlich an mir vorbei geflitzt ist, drehe ich mich einfach nur um, und spaziere in die Festhalle. Mein Weg ist erfreulicherweise deutlich kürzer als ihrer und so schaffe ich noch ein paar schöne Fotos von ihrem Zieleinlauf in der mittlerweile schon etwas geleerten Festhalle. Bei den Ersten brennt hier die Hütte, jetzt, wo langsam aber sicher die langsameren Sportler eintrudeln, spazieren die Zuschauer eher wieder hinaus und heim auf die Couch. Eigentlich genau falsch herum, denn die Sieger interessiert die Anwesenheit der Zuschauer an der Strecke oder beim Zieleinlauf eher weniger, glaube ich. So wirken die zumindest.

Und die, bei denen die Zuschauer so wichtig sind, die sind dann oft recht einsam und für sich unterwegs. Marathon ist unerbittlich, Marathon ist hart und Marathon ist wirklich ewig weit. Und als Karla Kolumna dann ins Ziel läuft, bin ich gleich mit motiviert. Weil sie es eben einfach durchgezogen hat. Verrückt.

Sicherlich treffen heute auch wieder zahlreiche Zuschauer total motivierte Entscheidungen, so wie Karla Kolumna das letztes Jahr gemacht hat… und laufen dann im nächsten Jahr beim 39. Frankfurt Marathon mit. Und wie ich mir so überlege, dass ein Marathon ja wirklich total lang und für mich sicherlich unfassbar weit entfernt ist, da haben zwei Tricamper bereits beschlossen, dass der Räuberhauptmann im nächsten Jahr beim Frankfurt Marathon mitlaufen wird. Wenn man solche Freunde hat, da hilft ganz sicher auch kein Schild. Soviel ist mal sicher.