Virtuelle Wettkämpfe sind eine Corona Erscheinung, die ich ziemlich cool finde. Ironman hat virtuelle Triathlons bzw. Duathlons auf den Plan gebracht, die Rock ’n‘ Roll Marathon Serie hat virtuelle Läufe aus dem Boden gestampft und einzelne kleinere Veranstalter hüpfen auf den Zug mit auf. Eine tolle Sache! Ich bin nicht so ein richtiger Wettkampftyp. Irgendwie träume ich immer von Wettkämpfen und wenn sie dann da sind, ist mir ganz schlecht. Ich bin ja auch nie vorne bei irgendwas dabei, und eine richtige Kampfsau bin ich auch nicht. Aber ich finde es toll zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Leistung abzurufen. Und ich mag es sehr, auf ein Ziel hinzuarbeiten. Als der Zeugwart vor vielen Wochen den Minnesota Vikings 5k Virtual Run entdeckt hat, habe ich mich auch gleich dazu angemeldet.
Die Teilnahme ist für einen guten Zweck, außerdem wird eine Medaille und ein Bufftuch plus Startnummer versendet und man hat die Möglichkeit in einem bestimmten Zeitraum teilzunehmen und dann sogar über eine App zu laufen. Wie das ist, mit der App, das habe ich leider nicht herausgefunden. Der Versand der Startunterlagen hat von den Twin Cities in Minnesota bis nach Frankfurt leider etwas länger gedauert, als ursprünglich angenommen. Das virtuelle App Erlebnis war bis zum 13. September möglich und da bin ich mit meinem heutigen Lauf natürlich etwas spät dran. Aber so ist das in der globalisierten Welt während Corona eben. Da läuft es manchmal nicht so rund mit der internationalen Post. Allerdings schmälert das mein heutiges Lauferlebnis nicht.
Coach Amy hat mir für heute 4,83km auf den Plan geschrieben. Sie hat außerdem dazugeschrieben, dass ich die locker traben soll. Das widerspricht dem Minnesota Vikings 5k Virtual Run natürlich in jeder Hinsicht. Ich kann den ja nun wirklich nicht locker traben. Immerhin handelt es sich um einen Wettkampf. Irgendwie zumindest. Coach Amy weiß das natürlich nicht. Und selbst wenn sie es wüsste, dann würde es den Garmin Algorithmus, der nichts weiter als ein emotionsloser Computer ist, auch nicht interessieren. Der ruft einfach nur den Plan ab. Wettkampf hin oder her. Ich beschließe also mich abseits des Plans zu bewegen. Ich bin heute ein Rebell!
Leider hauen die Mitmenschen nur bedingt in meine Wettkampfkerbe und so lege ich zügig los um gleich bei der ersten Straßenüberquerung ausgebremst zu werden. Ich bin nur von Amateuren umgeben, die den Ernst der Lage überhaupt gar nicht erkennen. Arme Menschheit! Ein Hoch auf abgesperrte Wettkampfstrecken. Und das meine ich ernst, obwohl ich kein Wettkampftyp bin. Aber so eine abgesperrte Strecke ist wirklich Gold wert. Ich habe heute noch einige dieser „ich bremse auch für Autos“- Momente und bin deshalb langsam. Wahrscheinlich auch wegen der Spessartvorbelastung von gestern? Aber im Grunde hätte ich natürlich schneller gekonnt und die Autos sind an allem Schuld.
Was ist hier auch so viel los an einem Donnerstag Vormittag? Es scheint ja gerade so, als wäre das komplette Rhein-Main Gebiet auf den Beinen und keiner müsste arbeiten! Nun ja. Da ich hier eh alleine wettkämpferisch unterwegs bin, ist es auch egal, wie flott oder unflott es ist. Und zu guter Letzt lobt Coach Amy mein Engagement auch noch mit einem „ausgezeichnet“, was bisher auch immer ihre höchste Auszeichnung meiner Trainingseinheiten gewesen ist. Das gewünschte lockere Laufen meiner heutigen Trainingseinheit habe ich also nicht umgesetzt, aber so schlimm war das für die Garmin Coaching App nun doch nicht. Läuft also bei mir volle Kanne. Was will ich mehr? Außer natürlich eine gesperrte Strecke. Aber das steht außer Frage.