Heute fällt der Zeugwart förmlich aus dem Bett. Anfeuern ist einfach sein Bereich. Ich muß mich nochmal umdrehen. Er ist eben besser im Training als ich und offenbar macht das mit der Kondition tatsächlich auch beim Schlafpensum was aus. Allerdings glühen seine Muskeln auch ordentlich und mir tut nur alles weh. Vielleicht wird das auch mal wieder besser? Derzeit trainiere ich ja hauptsächlich auf einem Bein stehen… Wahnsinn was so ein Unfall mit einem macht.
Egal. Also ich stehe eben später auf, weil es früh für mich einfach nicht geht… und nach einer kurzen Nahrungsaufnahme geht’s mit gepackten Taschen auch schon weiter zum nächsten Einsatz. Heute ist Triathlon im Kraichgau und wir fahren hin. Am Start sind einige Athleten, die uns wichtig sind und wegen denen sich die Fahrt in den Süden ganz sicher rentiert.

wie immer

Als wir vor Ort ankommen, parken wir altbekannt bei Lidl und traben zur Messe. Hier gibt’s heute bei Magic Sportfood besondere Preise, die mir wirklich außerordentlich gut gefallen und ansonsten auch viel zu gucken. Aber eigentlich haben wir nicht wirklich Zeit, die wir vertrödeln können. Anfeuern hat auch immer etwas mit Timing und der richtigen Zeit am richtigen Ort zu tun. Wir entscheiden uns also in Richtung Radstrecke zu spazieren und einen geeigneten Ort für unseren Lärm zu finden. Die Teamchefin sitzt weiter unten, aber ich bin einfach zu faul noch weiter zu gehen und deshalb nutzen wir die Situation voll aus und sie bleibt mit dem Teammaskottchen im Schatten der Allee und wir im Schatten des Hauses. Hier gibt es ein Mäuerchen, das sich ganz herrvorragend dazu eignet, dass wir draufsitzen oder stehen. Klasse. Kraichgau ist eben einfach Triathlon. Hier wird an alles gedacht.
Die Teamchefin kündigt von ihrer Position Sebastian Kienle an und knappe 4 Minuten später ist er dann bei uns. Ich juble was das Zeug hält, aber er ist voll konzentriert und nimmt mich nicht wahr. Zumindest gibt’s keine Regung. Immer diese Führenden… es ist doch wirklich immer das Gleiche. Wir harren weiter aus und ganze 7 Minuten später, kommt dann erst wieder ein Athlet bei uns vorbei. Da hat der Sebastian aber wirklich einen beachtlichen Vorsprung. Respekt.
Während der Zeugwart trommelt und ich mit meinem Schellenkranz versuche irgendwie den Takt zu halten, was mir -zugegebenermaßen- öfter als gedacht gelingt, trudeln die Athleten nach und nach in diese Wechselzone ein. Netterweise machen sich die, die wir kennen, dann auch bemerkbar, denn mein Geist ist ungefähr genauso angestrengt, wie meine Muskeln und scheint es nicht richtig auf die Reihe zu kriegen.
Als Erstes schießt Helge an uns vorbei und winkt. Sie hat uns erkannt und ich schnall erst in letzter Sekunde, dass sie es ist. Herrlich… da lege ich ja prima vor. Das kann ja was werden heute. Aber Helge ist auch wirklich viel zu gut trainiert, wie sie da hochtritt, das ist einfach zu flott. Ich hoffe, auf unsere weiteren Athleten und etwas Vorermüdung durch das Schwimmen und Rad fahren. Immerhin stehe ich hier an einem Berg, da erwarte ich Langsamkeit. Das was Helge abliefert, hat mit Langsam wirklich nichts zu tun.

Auskunft

Die nächste, die netterweise winkt, ist das Sportopfer. Wir hatten sie nicht auf dem Schirm und deshalb bekommt sie auf dem Rad jetzt keine Ratschläge von uns. Aber natürlich werden wir sie integrieren, wenn wir später an der Laufstrecke sind.
Dann ruft uns ein Athlet die Frage „Wie weit isses denn noch?“ zu und ich bin verwirrt. Was genau will er denn nun von mir wissen? Den Weg bis zur Wechselzone? Die Entfernung bis ins Ziel? Wie weit der Berg hoch geht? Hat er keinen Tacho? Wirklich außergewöhnlich. Wie weit es ist, hat mich bisher noch keiner gefragt. Ich antworte ihm, dass es noch 500m sind und hoffe einfach mal, dass er schon weiß, dass noch gelaufen wird. Ist ja schließlich Triathlon hier. Scheinbar zufrieden fährt er weiter. Gut, wieder einen glücklich gemacht.
Als mir der nächste Athlet die gleiche Frage stellt, muß ich mich allerdings doch etwas wundern. Also Auskunft steht bei mir nicht auf dem Shirt, sondern Best Worscht. Wahrscheinlich kann das aber keiner lesen hier im Ländle? Warum wissen die Athleten nicht, dass sie noch 21km laufen müssen? Ich nehme mir vor, dem nächsten Athleten 22km zuzurufen. Vielleicht fragt ja noch einer.
Unter meinem Vorsatz muß nun allerdings Madita leiden. Die kommt nämlich als nächstes, angekündigt durch die Teamchefin und ungefähr 10Sekunden hinter Kienles Zeit, bei uns vorbei. Ich informiere sie, dass es nur noch 22km sind und dass wir uns auf sie auf der Laufstrecke freuen und schon ist auch sie vorbei gefahren. Warum sich alle bei diesen Wettkämpfen bloß immer so abhetzen…
Lisabet ist noch nicht in Sicht. Der Athletentracker sagt, dass sie noch nicht bei Km80 durch ist und deshalb machen wir hier dicht. Die Teamchefin bleibt auf ihrem Posten und sie wird uns informieren, wenn sie in die Wechselzone fährt. Wir marschieren an die Laufstrecke.

Entscheidendes Outfit

Hier hoffen wir nun auch endlich auf Karina zu treffen. Die hat uns auf dem Rad nämlich gefehlt, obwohl wir jeden Radfahrer in schwarz besonders genau angeschaut haben. Ich meine, Karina ist outfitmäßig wirklich äußerst schlecht zu erkennen, so in schwarz, also starre ich hier seit über einer Stunde jeden schwarzen Anzug an und danach ins Athletengesicht. Die Athleten müssen auch denken, ich hab nen Knall. Aber gut, wir suchen Karina und da müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden.
Auf der Laufstrecke kommen nun tatsächlich nach und nach alle Wichtigen an uns vorbei und nachdem wir uns gestärkt haben, ist auch Lisabet auf der Laufstrecke und wir müssen nun nur noch schaffen immer in die richtige Richtung zu schauen. Im Kraichgau läuft man nämlich Runden und begegnet sich beim Laufen ständig, auf dieser großen Straße. Das heißt wir müssen aufpassen wer jetzt gerade von welcher Richtung kommt, damit uns keiner durch die Lappen geht. Nichts ist schlimmer, als Athleten auch noch beim Laufen nicht zu erkennen.
Als irgendwann, nach unzählbaren UV Strahlen, endlich all unsere Athleten im Ziel sind, marschieren wir noch mal ausgiebig über die Messe, machen Schnäppchen und handeln wie auf einem Basar. Und weil wir dann einfach müde sind und keinen unserer Athleten mehr mit Medaille finden, schleichen wir zum Auto und fahren nach Hause. Mir tut alles weh… denn auch als Anfeuerer kann ich meine Einbandstandübungen ja prima machen.