Heute verbinden wir unsere Radausfahrt mit einer kräftigen Portion Anfeuerung und fahren zum Frankfurt City Triathlon. Unser Verein ist auf und neben der Strecke zahlreich vertreten und natürlich verdienen auch alle anderen Athleten etwas Stimmung an der Strecke. Beim Frankfurt City Triathlon geht’s ähnlich früh in den Langener Waldsee, wie beim Ironman, da die Veranstaltung allerdings deutlich kürzere Strecken anbietet, sind die Teilnehmer wesentlich schneller fertig und die Zuschauer deshalb in der Innenstadt rar gesäht. Die Mitteldistanz geht um 6:45h ins Wasser. Die meisten unserer Athleten starten beim Sprint und da geht es um 9h los.

Planung

Der Zeugwart und ich haben als Anfeuerungsuhrzeit kurz vor 9h in der Stadt ausgekundschaftet. Da fährt die Mitteldistanz noch Fahrrad und die Sprintdistanz kommt ebenfalls vorbei. Wir können so sicherstellen, dass wir auch die Athleten von anderen Vereinen, die wir kennen, sehen. Wobei es oftmals mehr ein gesehen werden ist, als ein selbst sehen. Vor allem auf dem Rad fällt es mir oft schwer die Athleten schon von weitem zu erkennen. Aber wenn erkannt, dann geht’s mit der Anfeuerung natürlich auch gleich richtig los.

Wir fahren früh daheim los und der Zeugwart legt auch gleich ein ordentliches Tempo vor. Ich arbeite mich ran und frage, wo wir uns denn in Frankfurt treffen wollen, denn mit der Geschwindigkeit werde ich nicht mithalten können. Aber er will lieber gemeinsam fahren und so schneiden wir den Mainbogen kurz und rollen mit trotzdem deutlich über 25km/h nach Frankfurt. Für den Crosser finde ich das keine schlechte Geschwindigkeit. Aber egal. Natürlich ginge es auch schneller. Ist ja immer so.

Frisch geputzt

Am Main in Frankfurt wundern wir uns über die sauberen Radwege und werden nach nur ein paar weiteren Metern von einem regelrechten Krisengebiet überrascht. Vor uns räumt die Stadtreinigung gerade auf, deshalb war der Weg bis hierhin auch überraschend sauber. Jetzt, als wir die beiden Herren überholen, befinden wir uns in Bergen von Müll und Scherben. Es ist ein unfassbares Chaos. Dosen, Flaschen, Papier, Essensreste, Kartons, Scherben, Taschentücher und Klopapier, hier liegt alles rum. Überall. Ich bin geschockt. Außerdem halte ich an und trage mein Rad. Hier auch noch einen Reifen zu wechseln, wäre wirklich übel.

Der Zeugwart und ich wechseln auf die Strasse. Wahrscheinlich werden wir hier demnächst von irgendwelchen genervten Autofahrern angehupt, die sich darüber aufregen, dass wir ja schließlich den Radweg nutzen könnten. In diesem Zustand allerdings, ist das beim besten Willen nicht möglich.

Wer sind diese Menschen, die nachts das Mainufer verwüsten? Warum passiert das? Arbeitsplatzsicherung für die Straßenreinigung?

Abenteuer Anfeuern

Wir fahren ohne angehupt zu werden zu unserem Anfeuerungsplatz und beziehen Stellung. Vereinzelt fährt mal ein Radler vorbei, ehe es dann tatsächlich voller und voller auf der Strecke wird. Dann stehen wir in einer Kurve und so bekomme ich gleichzeitig noch eine Unterrichtseinheit in Fahrtechnik. Manchmal ist das allerdings mit ziemlich viel Adrenalin gespickt. Hier geht’s um eine weite Kurve auf einer zweispurigen Strasse. Zugegebenermaßen mit ordentlicher Begrenzung, denn statt einfach nur eines Bordsteins, steht ein Baustellenzaun auf der anderen Straßenseite, aber die Kurve ist trotzdem weit und man kann gut ausholen.

Wenn man möchte. Bis auf ganz wenige Athleten, möchte man das aber anscheinend nicht. Anscheinend ist es gerade modern besonders eng um eine Kurve zu fahren. Die Herrschaften fahren sogar lieber über eine Verkehrsinsel in der Mitte der Strasse (erfreulicherweise mit abgesenktem Bordstein), als die Kurve weit zu nehmen. Jeder Meter zählt, nehme ich an? Wir erleben einige brenzlige Situationen und ein paar beinahe Unfälle, ehe dann auch unsere Athleten an der Kurve ankommen und mit allem, was die Motivationskiste so spontan raushaut, in Richtung Wechselzone fahren.

Katzensprung

Von hier ist sie nicht mehr weit entfernt und so ist es wirklich nur noch ein Katzensprung zur Laufstrecke, die beim Frankfurt City Triathlon, genau, wie es der Name schon sagt, direkt durch die Innenstadt führt. Als Triathlet läuft man nicht nur über die Haupteinkaufsstrasse Zeil, sondern auch durch ein Einkaufszentrum und vorbei an zahlreichen Wolkenkratzern und Frankfurter Sehenswürdigkeiten. Außer dem teilweise unangenehmen Straßenbelag, den es aber in einer Stadt üblicherweise gibt. Genauso wie Bordsteine und Gullis.

Wir beziehen Stellung an der Laufstrecke und ich bekomme von einer Helferin überdeutlich mitgeteilt, dass ihre Absperrung nicht zum Anlehnen meines Rades oder mir selbst gemacht ist. Ah ja. Nun gut. Jeder hat mal einen schlechten Tag und mein Augen rollen bekommt sie dank dunkel eingefärbter Sonnenbrille ja nicht mit. Als freiwilliger Helfer darf man sich sowieso die ganze Zeit um die Ohren schlagen, da braucht es nun nicht auch noch eine diskutierende Fahrradfahrerin, die ein Rad gegen eine heilige Absperrung lehnt.

Ahnungslos, was das für Folgen haben kann.

Ich entlehne das Rad also, bleibe aber trotzdem in exponierter Lage stehen, damit ich unsere Athleten auch auf keinen Fall verpasse. Als alle glücklich und zufrieden über bombastische Leistungen und ausgeheilte Verletzungen im Ziel sind, fahren der Zeugwart und ich mit den Rädern wieder gen Heimat. Ich bin ganz schön geschafft und das, obwohl ich eigentlich dachte, dass ich schon wieder toll in Form und bei bester Kondition bin. Aber weit gefehlt… nichts bin ich. Kondition ist da, wo ich heute radel zumindest mal nicht zu merken. Statt den heutigen Sonntag wettermäßig noch mal total auszunutzen, muß ich mich erst mal etwas hinlegen und Kraft tanken.