Der Fremdvereinsfan und Madita starten in diesem Jahr beim Ironman 70.3 Kraichgau und so reisen wir bereits gestern an, um sie zu begleiten und das Wettkampferlebnis im Kraichgau wieder einmal vollumfänglich zu erleben. Wir spazieren über die Messe. Es ist der erste richtig heiße Sommertag und ich kann gar nicht so viel trinken, wie ich eigentlich wollen würde. Wahnsinn, was die Sonne runter brennt. Im Ironman Merchandise Zelt machen wir ein paar tolle Entdeckungen und natürlich treffen wir hier auch wieder alles, was Rang und Namen hat.

Auf der Expo selbst lässt es sich gut stöbern und nachdem unsere Athleten ihre Startunterlagen abgeholt haben setzen wir uns zum Mittagessen hin und die Athleten hören der Wettkampfbesprechung zu. Natürlich werden hier allerlei Wettkampfstories zum Besten gegeben und Lisabet und ich teilen die Ansicht, dass wir in diesem Jahr aus ganzem Herzen froh und zufrieden sind, dass wir nicht starten. Dann fahren wir alle gemeinsam zu See um die Räder abzugeben. Heute bin ich wirklich nicht wehmütig, dass mein Rad daheim steht und ich es nicht zur Wettkampfvorbereitung einchecke.

Wettkampftag

Den Abend lassen wir im malerischen Bretten ausklingen und essen Pizza, die von den Athleten gewünschte Vorwettkampfnahrung. Und viel früher, als sonst üblich, landen wir auf dem Hotelzimmer und ich schlafe praktisch sofort. Das aber nur bis 5:30h heute früh. Wir frühstücken nämlich alle gemeinsam um 6h, damit die Athleten in aller Ruhe verdauen, den Rest zusammenpacken und überpünktlich am See sein können. Wir, die Anfeuercrew, fährt nicht mit an den See. Wir werden Stellung auf der Radstrecke beziehen.

Nachdem die Athleten zum See abgefahren sind, packen wir unsere Sachen zusammen und dann geht’s auch für uns los. Ungestresst, aber trotzdem entsprechend getaktet, fahren wir nach Bad Schönborn, parken geschickt und spazieren dann an die Radstrecke. Wir stellen uns kurz vor Km 10 unter die Brücke, über die später auch die Laufstrecke führen wird. Hier hat man einen guten Sound und zusätzlich gibt’s ausreichend Schatten und einen ganz netten Hintergrund, falls sich das ein oder andere hübschen Fotomotiv anbietet.

Stimmungsnest

Wir müssen auch gar nicht lange ausharren und schon geht’s los. Jan Frodeno ist Zweiter und ich bin ehrlich, den ersten hab zumindest ich, überhaupt gar nicht erkannt. Ich brülle deshalb einfach beide an, dass wir zeitig essen und schon sind die auch schon vorbei, als gäbe es was umsonst auf dem Schindelberg. Wahrscheinlich wissen wir das einfach nur nicht? Wir feuern alle Radfahrer frenetisch an, als gäbe es kein Morgen. Als wäre es ihr letztes Rennen und wir müssten noch mal alles geben, damit es ihnen in guter Erinnerung bleibt.

Heute bekommt jeder, der den Kampf mit der plötzlichen Hitze aufnimmt, großartige Anfeuerung. Lisabet hat sogar ihre kleine Box dabei und so wird nicht nur geklatscht, getrommelt und gerufen, es gibt auch musikalische Untermalung. Großartig. Wir bilden ein richtiges Stimmungsnest und tatsächlich freuen sich viele Athleten darüber, dass wir da sind. Wir entdecken Walter Mitty, der einen großartigen Eindruck macht und mit seinem farbenfrohen Anzug eine sehr gute Figur macht. Natürlich sind wir besonders wachsam und verpassen keinen unserer Schützlinge.

Der Fremdvereinsfan bekommt von uns genügend Kraft um seinen ersten Wettkampf nicht auf der Radstrecke liegen zu lassen und so verabschieden wir ihn in Richtung Kraichgauer Hügel. Madita kommt uns schimpfend entgegen. Sie sei am Ende und wäre im Kopf dazu bereit aufzugeben. Das geht auf gar keinen Fall! Diese Medaille gibt es nur, wenn sie ins Ziel läuft, und jetzt ist sie ja schon geschwommen und hat immerhin nur noch 80km vor sich auf dem Rad. Laufen ist Madita’s beste Disziplin, der Halbmarathon ist also kein Ding.

Weiter geht’s auf die Laufstrecke

Während sie weiter fährt, brechen wir unser Stimmungsnest langsam ab und gerade Lisabet und ich beschwören alle verfügbaren Götter, dass die beiden gut durchkommen und bloß nicht aufgegeben wird. Wir Anfeuerer begeben sich in Richtung Messe und wir kommen gerade so an, dass wir Jan Frodeno bei seinem Wechsel knapp verpassen. Wenn der so schnell macht, dann hat kein anderer eine Chance und das Profirennen wird langweilig. Eigentlich ist es das schon… schade drum.

Wir konzentrieren uns kurz auf die Nahrungsaufnahme und dann geht’s Schlag auf Schlag. Die ersten Tricamp Athleten rennen in die Wechselzone, dazu gehört auch Walter Mitty. Der Ironman Tracker und damit auch mein Mobiltelefon glüht, weil jede Zeitnahmematte von den Athleten, die mir wichtig sind, angezeigt wird. Und weil nun eben immer mehr eintrudeln, brummt’s ständig und im Display erscheint eine Nachricht, nach der anderen.

Heute harren wir lange im Kraichgau aus. Der Zeugwart kümmert sich um die Berechnung von cut-off Zeiten, sagt mir an, wer gleich aus welcher Richtung auf der Laufstrecke zu erwarten ist und ich feuere praktisch jeden immer an. Außer einmal, wo ich mich eine Idee zu lange ausruhe und der noch immer topfitte Walter Mitty in Richtung meines Schattenplatzes brüllt, als wäre so ein Halbmarathon gar nicht anstrengend, dass er mehr erwartet hätte. Er hat recht. Da müht er sich ab und ich sitze im Schatten. Hoffentlich ist er nicht nachtragend.

Die Luft ist raus

Irgendwann machen auch die ausdauerndsten Anfeuerer schlapp und so fahren wir irgendwann in Richtung Heimat und zwar ohne, dass wir unsere zwei Vereinsathleten bis ins Ziel begleiten konnten. Aber noch ehe wir zu Hause angekommen sind, bekommen wir die Nachricht, dass erst Madita und dann der Fremdvereinsfan die wohlverdiente Medaille in Empfang genommen haben. Na das ist doch mehr als erfreulich!

Der Wettkampf im Kraichgau ist also auch in diesem Jahr wieder Geschichte. Ich bin mit mir und der Welt zufrieden, dass ich nicht am Start stand. Ich habe ein paar Baustellen, die derzeit wichtiger sind und so beschließe ich insgeheim, ohne dass ich das erst mal an die große Glocke hänge, dass ich alles dran setze, im nächsten Jahr so fit zu sein, dass ich wenigstens zwei der drei Disziplinen gut bewältigen kann. Im Wettkampfmodus. Daran ist ja in diesem Jahr noch nicht mal ansatzweise zu denken. Und schon gar nicht im Wettkampfmodus. Und vielleicht klappt es dann ja 2020 doch wieder mit mir und dem Kraichgau? Oder mit mir und einem anderen Triathlon? Wer weiß das schon?