Damit der Zeugwart und ich weitestgehend zusammen trainieren können, wollten wir in diesem Jahr Wettkämpfe absolvieren, die nah beieinander liegen. Für den Wiedereinstieg in die Mitteldistanz bzw. den Ironman 70.3 war es uns wichtig, nicht beim gleichen Rennen zu starten, damit immer einer der ruhende Pol sein kann. Wie wir bereits bei meinem Ironman 70.3 im Kraichgau festgestellt haben, war das keine schlechte Idee. Vorher hatte ich nervösen Husten und schon vor dem Schwimmen, war die Schwimmbrille fast vollgelaufen vor Aufregung. Es war außerdem wunderbar den Zeugwart an der Strecke zu wissen.

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Heute bin ich dran. Mit dem an der Strecke sein. Der Zeugwart startet beim Moret Triathlon. Das war seine Premiere im Jahr 2014 und irgendwie sagt sein Bauchgefühl, dass es dieser Wettkampf in diesem Jahr nochmals sein soll. Ich kann ihn ein bisschen verstehen, denn bis über die Grenzen des Bundeslandes Hessen ist der Moret Triathlon bekannt und beliebt. Kein Wunder, dass der dieses Jahr schon zum 32. Mal statt findet.

Nachdem wir gestern Abend eine kleine Pastaparty mit Wettkampfvorbesprechung inklusive Insidertippweitergabe mit Helge und Karina vom Alles auf Roth Blog abgehalten haben, geht es heute früh dann mit gepacktem Auto nach Altheim. Hier ist die Ausgabe der Startnummern und die zweite Wechselzone, in der der Zeugwart seine Laufschuhe aufstellt. In Anbetracht des Wetters kommen die Laufschuhe in eine entsprechend große Plastiktüte. In nass geregnet Schuhe einzusteigen muß ja nicht unbedingt sein.

Moret 2016
Super organisierte Abholung der Unterlagen

Wechselzone

Die Wettkampfbesprechung findet an der Wechselzone 2 statt, ehe der Veranstalter die Athleten auf dem Rad zur Wechselzone 1 führt. Abseits der Bundesstrasse fährt die Masse von geschätzten 350 Triathleten gemeinsam zum See in Babenhausen. Ich nehme das Auto und warte auf den Zeugwart, Karina und Helge am See. Dort wird dann gleich eingecheckt.

Wechselzone am See
Wechselzone am See

Und irgendwie vergeht die Zeit recht flott, während ich noch ein paar Zuschauertipps verteile, weil ich eben weiß, wo man sinnvollerweise parkt, anfeuert und wie man das Timing eben am Besten wählt. Die Herrschaften sind mir dankbar. Dann stelle ich mich noch in der Toilettenschlange an und bin gerade noch rechtzeitig um dem Zeugwart einen schönen Wettkampf zu wünschen, wieder zurück. Um 11:20h startet die erste Startgruppe.

Schwimmen in Babenhausen

Nach nur 33 Minuten ist der Zeugwart schon wieder fertig mit dem Schwimmen. Da ist er wirklich ein Wiesel… falls Wiesel schwimmen können. Ich bin ja 100m weniger geschwommen und habe 45 Minuten gebraucht. Unfassbar. Beim Schwimmen läßt sich zwar nichts gewinnen, aber den familieninternen Wettbewerb, falls wir den mal ausrufen, gewinnt der Zeugwart haushoch. Er sieht auch gar nicht geschafft aus, als er in der Wechselzone auftaucht und so sind Lisabet, Madita und ich begeistert und feuern ihn frenetisch an, als er auf die Radstrecke verschwindet.

Radeln

Ich muß mich, was die Radstrecke angeht, erst mal orientieren. In den letzten Jahren konnte man immer an der Radstrecke entlang fahren, weil die nicht für den Verkehr gesperrt war. Das hat mir bei der Orientierung geholfen und ich kannte mich aus. Heute ist das anders. Der Zeugwart und ich sind die Moret Strecke zwar schon oft gefahren, aber mit dem Auto sieht alles anders aus. Ich brauche das Navi. Glücklicherweise kenne ich einen Ort an dem die Radstrecke vorbeiführt und auf dem Weg in genau den Ort, steht ein Polizeiauto und wartet. Direkt an einem Waldparkplatz. Das ist ja praktisch.

Ich parke und frage die Polizisten, wo wir denn hier sind und wieviele Radler schon durch sind. Wir sind kurz nach Dorndiel und es ist noch keiner durchgefahren. Also ich habe ja ein bomben Timing. Unfassbar und das bei der Orientierungslosigkeit. Perfekt!

Mein Klappstuhl, die Kamera, der Schirm und ich beziehen Stellung und warten auf die Radfahrer. Allzu langweilig wird es nicht, denn bis ich die richtige Kameraeinstellung gefunden habe und der Stuhl passend zur Perspektive steht, vergeht etwas Zeit. Und schon kommt das Führungsmotorrad und gleich der erste Radler hinterher. Und dann auch sofort der zweite. Der Rest der Truppe läßt sich etwas länger Zeit.

Da beim Moret Triathlon zwei Runden gefahren werden, ist nachdem der erste durch ist, keine Pause oder Erholung mehr angesagt. Es geht einfach Schlag auf Schlag und ich versuche konzentriert zu bleiben um keinen meiner Athleten zu verpassen. Natürlich klappt das nicht. Helge und Karina sehe ich zwar, aber für Bilder sind sie einfach zu flott oder ich zu langsam. Wahrscheinlicher ist aber, sie zu flott. Obwohl ich mit jeder Minute merklich abbaue. Ich sage nur Jetlag.

Laufen

Das bringt aber nichts, denn ein Triathlon besteht aus drei Disziplinen und ist eben nun mal nicht nach dem Radfahren beendet. Kaum finde ich eine Lücke im Radfahrerfeld, flitze ich vollbepackt zum Auto und fahre in Richtung Altheim und zur zweiten Wechselzone. Da die Radstrecke nicht für den Verkehr gesperrt ist, fahre ich vorsichtig, aber zügig an den Radlern vorbei und sehe sogar noch den Zeugwart, wie er durch den Ort prescht. Er wirkt konzentriert und so spare ich mir wildes Gehupe oder anfeuern bei runter gelassenem Fenster, sondern suche mir einen Parkplatz. Ich packe flott wieder alles zusammen und marschiere inklusive Schirm zur Laufstrecke.

Manchmal habe ich es einfach im Griff und so beginnt es wie aus Eimern zu schütten, als ich an der Laufstrecke ankomme und der Zeugwart ist gerade durch. Das erfahre ich von einem Teamkollegen, der durch den strömenden Starkregen mit dem Rad an die Strecke gekommen ist. Unser Team ist einfach prima. Irgendwie ist immer noch jemand an der Strecke. Echt klasse.

Die ersten zwei Runden gibt es immer mal wieder einen Regenguss, der für die Läufer allerdings gut auszuhalten ist. Der Zeugwart läuft jede Runde in ungefähr 30 Minuten, so dass ich gut abschätzen kann, wann er zu erwarten ist. Die letzten zwei Runden bekomme ich noch Gesellschaft vom Windschattengeber, der sich ebenfalls im Anfeuern verausgaben will, und dann läuft der Zeugwart irgendwie auch schon ins Ziel. Wow. Ich bin total geschafft.

Fix und Fertig

Und er auch. Schon nach nur 20km auf der Radstrecke begannen die Krämpfe in den Beinen und nur, weil er ein Triathlet ist und Triathleten niemals aufgeben, fuhr er weiter und ist dann noch den Halbmarathon gelaufen. Respekt. Helge und Karina haben ebenfalls grandiose Wettkämpfe abgeliefert und hauptsächlich Spaß an der Sache gehabt. Zumindest sah es so aus, bei jedem Mal bei dem ich sie gesehen habe.

Heute Abend fallen wir beide sofort auf die Couch. Ich bin so müde, dass ich auch direkt im Auto hätte einschlafen können.