Jetzt ist alles ganz schnell gegangen und zack ist es Sonntag und der Quarterman steht an. Meine Sachen habe ich gestern schon zusammengepackt und so wartet heute früh also meine Triathlontasche und mein Rennrad auf mich. Wahnsinn, wie schnell jetzt dieser Wettkampftag beim Quarterman gekommen ist. Der Testwettkampf vor dem IRONMAN 70.3 Duisburg steht an und findet tatsächlich heute statt. Als der Coach und ich das Abenteuer gemeinsam begonnen haben, war ich skeptisch, ob ich es überhaupt so weit schaffen kann und alle um mich rum waren immer zuversichtlich. Und das sind alle auch weiterhin und ich weiß heute früh immer noch nicht, ob das alles klappt. 

In der WhatsApp-Gruppe zum Quarterman ist seit gestern viel los. Ich habe alle meine Freunde reingepackt, damit der Zeugwart nur eine Gruppe mit Informationen und Bildern zu füttern hat, statt jeden meiner Freunde einzeln. Nach dem Frühstück gehen wir ein letztes Mal all meinen Kram durch und dann ziehe ich mich an. Ich schmiere mich, trotz Triathlonanzug, einmal komplett mit wasserfestem Lichtschutzfaktor 50 ein, mache mir einen Zopf und dann geht’s los. Der Zeugwart und ich beladen das Auto und fahren in Richtung Bruchköbel. Dem Austragungsort des Quarterman Germany. 

Startnummer & Vorbereitung

Das Wettkampfgeschehen ist hier bereits im Gange, als wir ankommen. Hier finden heute mehrere Wettkämpfe statt und weil meine Startgruppe erst um 11:30h startet, haben wir noch etwas Zeit. Ich hole als Erstes meine Startunterlagen ab. Meine Startnummer für heute ist die 53. Für die WhatsApp -Gruppe gibt’s ein Foto, während ich meinen Helm und mein Rad beklebe und mich dann zum Aufbau der Wechselzone mache. Die Nummer 58 hat sich so komisch platziert, dass wirklich nur noch mein Rad daneben passt, und dann ist die Reihe voll. Wo sich die Nummern dazwischen so einordnen sollen, weiß ich nicht. Es ist jetzt aber auch egal. Mein Platz ist top, direkt am Anfang der Reihe. 

Aus meiner Tasche packe ich alles geordnet aus und richte es so, dass ich es nacheinander anziehen kann. Wenn ich später aus dem Wasser komme, muss der Wechsel schließlich so schnell wie möglich gehen. Bis dahin habe ich aber auch noch etwas Zeit. Der Zeugwart und ich schauen uns die Polizeimeisterschaften an und dann begebe ich mich zur Wettkampfbesprechung dess Quarterman, die wegen der Kindersiegerehrung etwas später beginnt, als geplant. Ein Mitstreiter war aber schon ein paar mal hier am Start und erklärt schon mal einiges, was ich zumindest nicht wusste. Für mich ist es heute in Bruchköbel der erste Start. Bisher war ich nur zum Anfeuern vor Ort. Auf einmal steht der Coach hinter mir, was ich ziemlich cool finde. 

Jetzt habe ich zwei Anfeuerer an der Strecke! 

Schwimmen

Nach der Wettkampfbesprechung geht alles ganz schnell. So wie auch der heutige Tag ganz schnell da gewesen ist, so schnell bin ich jetzt auf meiner Bahn und ziehe meine Badekappe an. Das Freibadwasser ist ganz angenehm temperiert und so schwimme ich ein paar Züge und dann geht’s zur Absprache zurück an den Beckenrand. Hier geht’s jetzt erst mal darum, in welcher Reihenfolge denn geschwommen wird. Also wer schwimmt die 950 Meter wie schnell. Ich vermute, ich bin hier die Langsamste und als dann ganz spontan der Startschuss fällt, bin ich ziemlich überrascht, dass ich mich nicht an der letzten Position einsortiere. 

Nachdem ich noch einen Schwimmer überholt habe, schwimme ich im Dreierzug ganz stetig und konsequent. Der Zeugwart und der Coach stehen am Beckenrand und ich sehe sie immer, wenn ich in die richtige Richtung atme. Der Abstand zum Schwimmer hinter mir ist mittlerweile schon etwas angewachsen und ich sehe bei den Wenden immer die Führenden auf meiner Bahn, die aber noch gut hinter mir liegen. Erst nach 800 Metern sammelt mich der schnellste Schwimmer auf meiner Bahn ein. Und einfach, weil ich offensichtlich ganz verrückt sein muss, hänge ich mich in seinen Wasserschatten. 

Und bleibe dort auch tatsächlich eine komplette Bahn. Erst an der Wende hängt er mich dann wieder ab, sodass ich nicht mehr ranschwimmen kann. Aber jetzt habe ich es ja auch nicht mehr weit und kann mir schon mal Gedanken darüber machen, wie ich hier überhaupt aus dem Becken rauskomme. Über die Leiter wohl kaum. Das ist etwas, daran hätte ich ja auch mal vorher dran denken können, aber gut. Habe ich also nicht. Viel schneller, als ich es mir jemals vorgestellt habe, bin ich dann mit dem Schwimmen auch schon fertig und aus dem Becken draußen. Der Coach ruft mir zu, dass wir zeitig essen möchten und ich muss ziemlich lachen, als ich über die Zeitnahmematte laufe. 

Wechselzone 1

Ich komme an meinen Wechselplatz an und bin irgendwie routiniert und unroutiniert zugleich. Während ich mein rechtes Bein abtrockne und die Bandage anziehe, denke ich darüber nach, dass es hier in der Wechselzone doch alles total krass ist. Ich bin tatsächlich hier und habe den ersten Teil der olympischen Distanz schon geschafft. Jetzt muss ich nur noch Rad fahren und Laufen und dann ist der Testwettkampf auch schon rum. Das ist einfach der helle Wahnsinn. Ich kann das gar nicht glauben. Das Anziehen der Bandage klappt mühsam, aber es klappt. Dann Helm auf, Spray in die Rückentasche, Socken und Radschuhe an und dann geht’s auch schon los. 

Radfahren

An der Mountline gibt sich Supporterkeule wahrlich Mühe, mich zu motivieren und loszuschicken. Der Zeugwart schickt sicherlich noch ein Foto in die Gruppe und dann bin ich auch schon unterwegs. Tatsächlich nehme ich jetzt die Radstrecke des Quarterman Germany in Angriff. Eine richtig coole Sache und vor ein paar Monaten und Wochen in meinem Kopf noch gar nicht vorstellbar. Jetzt aber fahre ich durch die Überholverbotszone und dann zack auf den vier Runden Kurs. Den bin ich ja erst kürzlich abgefahren und weiß deshalb, was mich erwartet. Und weil ich mit dem Coach und dem Zeugwart gute Berater habe, richte ich mich mit meinem Trinkrythmus und der Energieversorgung mit Gels und Sportgummibärchen nach deren Ratschlägen. 

Zusätzlich zu meinem Sportgetränk habe ich noch eine Radflasche im Rahmendreieck, die einfach nur mit Wasser gefüllt ist. Die nutze ich dafür mich nass zu spritzen, in der Hoffnung, dass mich das über die Radstrecke kühl hält, während ich 45 km durch die Mittagshitze radle. Die Radstrecke in Bruchköbel ist hügelig, sodass es nach jedem Anstieg auch immer eine herrliche Abfahrt mit ordentlich Fahrtwind gibt. Wirklich merken tue ich von der Abkühlung nichts, aber ich empfinde es auch nicht als sonderlich warm und vielleicht ist das auch schon genug gemerkt? Am Ende der ersten Runde steht der Coach. 

Wie toll! Ich habe gar nicht mit ihm gerechnet! Er ruft mir zu, dass ich mich anstrengen soll und während ich an der Kuppe aus dem Sattel gehe fühle ich mich, wie eine richtige Triathletin. Einfach total verrückt. Allen ärztlichen Vorhersagen zum Trotz mache ich hier gerade einen Triathlon! Ich drehe durch. Am Beginn meiner zweiten Runde flippen die Helfer vom Tria-Team Bruchköbel total aus und feuern mich an, als würde ich gewinnen. 

Die Helfer sind überhaupt alle super toll hier. 

Bei Runde drei wird’s für meine Lunge schwer und ich muss mein Spray benutzen. Gut, dass ich auch das vorher geübt habe! Trotzdem ist es im Wettkampf, mit all der Aufregung, noch mal ein bisschen schwerer zur Ruhe zu kommen, um dann auch ordentlich viel Wirkstoff in den Kreislauf zu kriegen. Aber auch dafür mache ich ja diesen Wettkampf. Um zu üben. Der Coach hatte damit schon recht. Ihn mit dieser Mammutaufgabe zu betrauen, war die richtige Entscheidung von mir. Ich bin hochzufrieden und starte Runde vier mit einer leicht abgeflachten Atmung, aber mit ganz viel Motivation. Als ich um die Ecke zur Wechselzone fahre, steht da der Zeugwart und freut sich sichtlich, mich zu sehen. 

Wechselzone 2

Am Eingang zur Wechselzone lobe ich erst mal die Helfer, dann schiebe ich mein Rad an meinen Wechselplatz und arbeite mich durch die bereit liegenden Dinge. Dann laufe ich los und der Helfer fragt mich, ob ich mit Radhandschuhen laufen möchte. Möchte ich natürlich nicht. Anfängerfehler. Nun gut. Der Coach fand Radhandschuhe eh überflüssig, aber ich wusste es mal wieder besser, ohne es besser zu wissen. Also zurück und die Handschuhe an den Wechselplatz legen. Jetzt aber. Ich laufe los. Ab geht’s zur dritten und damit auch letzten Disziplin beim Quarterman Germany. 

Laufen

Ich bin auf der Laufstrecke und habe nur noch 10,5 km bis ich ins Ziel laufen kann. An der ersten Verpflegungsstelle versorge ich mich mit einem Schluck Wasser und nehme einen eisgekühlten, mit Wasser vollgesogenen, Schwamm, den ich mir hinten in den Anzug reinstecke. Dann trabe ich los. Hinaus auf die erste Laufrunde. Die Helfer und Anfeuerer am Straßenrand rasten aus, als ich komme, was ich sehr lustig finde. Eigentlich kenne ich hier keinen. Das hindert die Helfer aber nicht zu eskalieren und mir zuzurufen, wie super alles ist. Wahrscheinlich ist alles super, außer meiner Geschwindigkeit. Ich tue mich hier wirklich sehr schwer. 

Meine Atmung wird immer flacher und als ich aus dem Wohngebiet rauslaufe auf das freie Feld fühle ich mich, wie auf Hawaii, wenn die Athleten ins Energy Lab laufen. Bei unserem Hawaii Urlaub 2018 war das Klima angenehm und trotzdem stand die Luft im Energy Lab. Hier ist es ähnlich: kein Schatten, nur heiße, flirrende, stehende Luft. Der Weg ist staubig und die Athleten, die sich hier auch entgegenkommen, leiden fast alle. Ich kann kaum atmen. Die heiße Luft setzt mir zu. Die Sprays werden bei verschiedenen klimatischen Außenbedingungen von meinem Körper unterschiedlich verstoffwechselt. 

Hier draußen mache ich einige Gehpausen, um mit der Lippenbremse den Druck von meiner Lunge zu nehmen, und mein Spray zu nehmen. Allerdings ist mir auch klar, dass das keine Endlosschleife ist. Ich kann nicht ständig nachsprühen. Irgendwann ist der Sprayzauber unwirksam und der Druck auf der Lunge bleibt. Gut, dass ich diese Erfahrung hier auf der Laufstrecke mache, denn das ist nicht nur anstrengend für meinen Körper, sondern auch für meinen Kopf. Wenn man langsam läuft, oder sogar steht, dann laufen alle an einem vorbei. Helfen kann mir hier eigentlich keiner. Obwohl ich viele aufmunternde Worte bekomme und mich die Anderen im Wettkampf anfeuern. 

Den Druck auf meiner Lunge kann mir keiner nehmen und die schwere Atmung kann mir keiner erleichtern. Ich trabe langsam und versuche einfach durchzukommen. Das ist der langsamste 10 Kilometer Lauf, den ich jemals gelaufen bin, das ist mal sicher. Der Coach steht am Ende der ersten Runde und ist erleichtert, dass ich eigentlich gut durchkomme. Muskulär ist das auch alles kein Ding. Die Luft ist mein Problem. Das sage ich auch dem Zeugwart, der ein paar Meter weiter steht. Dann geht’s wieder aus auf die zweite Runde und ich bleibe einfach dran. So langsam laufend gibt es hier keinen sonst. Aber das ist auch egal. Wenn ich in dieses Ziel laufe, dann ist das ein Erfolg, total egal, wie lange ich dafür gebraucht habe. Und der Quarterman Germany war ja vor allem auch zum Lernen und Üben geplant.

Zieleinlauf

Durch die unterschiedlichen Wettkämpfe und Startzeiten, ist die Strecke beim Quarterman bis zum meinem Zieleinlauf und auch darüber hinaus, sehr gut mit Athleten gefüllt. Als ich am Ende der zweiten Laufrunde angekommen bin und am Rundenteiler vorbei in Richtung Faustbier-Zielbogen laufe, kann ich es kaum glauben. Eine olympische Distanz auf die ich viele Jahre wieder hingearbeitet habe, ist jetzt einfach so absolviert. Ich bekomme sogar eine Medaille und der Zeugwart sagt, ich bin dritte meiner Altersklasse geworden. Natürlich nur deshalb, weil wir nur drei Damen waren, aber gut. An die Startlinie zu kommen ist in der heutigen Zeit auch eine Leistung, so scheint es zumindest. 

Fazit zum Quarterman Germany

Tatsächlich war nun also mein erster Triathlon auf dem Weg zum IRONMAN 70.3 Duisburg ein Erfolg. Und zwar vor allem deshalb, weil ich eine gute Zeit hatte. Zumindest im Nachhinein betrachtet. Beim Schwimmen bin ich super zurecht gekommen, konnte den Wasserschatten ausnutzen und bin schneller geschwommen, als jemals zuvor. Der erste Wechsel hat gut geklappt, weil ich mich nicht habe aus der Ruhe bringen lassen und die Bandage gleich beim ersten Versuch richtig gesessen hat. Das Radfahren lief gut, die Dosierung und das Timing der Sprays muss ich üben und genau deshalb ist so ein Testwettkampf gut. Das Laufen war schlecht, keine Frage. Aber auch hier war der Einsatz der Sprays ein Glücksspiel. 

Jetzt weiß ich, dass ich Hitzeläufe mit den Sprays noch mal üben sollte. Und ich weiß auch, was alles passieren kann. Vor allem, wie das Gefühl ist, wenn die Sprays trotz perfekter Verabreichung keine Wirkung zeigen. Nicht atmen zu können ist kein schönes Gefühl und mental für mich nicht einfach gewesen. Den Fokus nicht zu verlieren, darauf kam es an und dass hat auch gut geklappt. Wenn auch beim langsamsten 10 km Lauf überhaupt. Schwer zu glauben, aber manchmal geht’s einfach nicht um die Zeit, sondern um das Machen an sich. Ums Durchkommen und ums nicht aufgeben. 

Der Quarterman Bruchköbel ist ein toller Wettkampf! Das dort ansässige Tria-Team Bruchköbel, das den Wettkampf organisiert macht das professionell und mit viel Erfahrung. Die Helfer, wohl meistens Vereinsmitglieder, sind richtig motiviert und mit ganzem Herzblut dabei. Das ist einfach wunderbar! Ich kann diesen Wettkampf von ganzem Herzen empfehlen! 

Ein herzliches Dankeschön an das Tria-Team Bruchköbel für diese Veranstaltung!