Bis zum Hauptwettkampf des Zeugwarts ist zwar noch jede Menge Zeit, aber so ist das eben beim Training. Wenn man etwas erreichen möchte, dann muß man eben monatelang im Vorraus trainieren. Heute fahren wir deshalb wieder zum Schwimmen. Das Vereinsschwimmtraining findet abends statt und ich hsbe das Gefühl, die Luft in der Traglufthalle ist deutlich wärmer als gestern früh, das Wasser ist dafür viel frischer von der Temperatur her. Im Becken ist es heute übersichtlicher und da wir einige Vereinsschwimmer heute sind, habe ich die Möglichkeit seit langem mal wieder den richtig schnellen Schwimmern zuzusehen und mich total langsam zu fühlen. Obwohl es natürlich im Becken auch deutlich langsamere Schwimmer als mich gibt, aber man muß sich ja nicht unbedingt jemand langsameren als Vergleich suchen.

Ich schwimme mich ausgiebig ein, genieße das langsam aufkommende Wassergefühl und mache dann erneut ein paar 200m Blöcke. Dabei benutze ich mal wieder das komplette Trainingszubehör aus meiner Netztasche. Jede Gerätschaft sollte schließlich das Gefühl haben, dass sie gebraucht und nicht einfach nur so mitgeschleift wird. Ich nutze also alles. Die Flossen zur Stabilisierung meiner Wasserlage, den Pullbuoy um ihn beim Rückschwimmen aus dem Wasser zu halten, das Schwimmbrett ebenfalls zu diesem Zweck und die Paddles für ein paar Übungen, die mir aus den Trainingsplänen des SchwimmGurus noch einfallen. Ich bin wirklich ganz gut beschäftigt.

Zusätzlich denke ich mir auch immer den nächsten Übungsschwung aus. Freitags ist das nämlich anders, als an den anderen Schwimmtagen in der Woche, Freitags steht am Beckenrand kein Trainer. Wir sind hier auf uns gestellt und ich schwimme entweder einen Plan der Chefin ab, oder ich mache mir selbst einen. Manchmal ist der Plan der Chefin einfach gemütlicher, als die verrückten Planideen, die ich mir aus den mittlerweile zahlreichen Schwimmplänen, die ich habe, zusammenreime. Allerdings bin ich in der letzten Zeit eh so geschafft von dem Jahresabschluß, dass ich ihr besser nicht sage, wie leicht mir manche ihrer Pläne fallen. Sonst zieht sie den Schwierigkeitsgrad an, und ich hänge dann sicherlich ganz schön in den Seilen. Ist nur so eine Vermutung.

Zum Ende des heutigen Trainings will ich noch den für diese Woche angesetzen 100m Test für die Chefin schwimmen. Dafür schwimmt der schnellste Vereinsschwimmer bei uns neben mir her. Der war früher im Schwimmverein und kann deshalb auf unfassbare Art und Weise seinen Geschwindigkeit genau so anpassen, dass er eben punktgenau so lange braucht, wie er brauchen möchte. Das ist doch verrückt. Er weiß also, dass meine bisherige wieder abrufbare Zeit bei 1:45 Minuten liegt und so schwimmen wir einträchtig nebeneinander her und ich alte mich immer genau neben ihm auf. Etwas kompliziert, wenn man, wie ich, beim normalen lockeren Schwimmen eine Dreieratmung macht und der Schwimmer neben einem eine riesige Welle aufschwimmt. Ich schaffe es also ein paar mal nicht wirklich mit dem atmen, weil ich ja schließlich kein Fisch bin, aber da der Adler mit mir schon öfter wenig atmen trainert hat, stört mich das nicht so sehr. Aber eine gute Zeit werde ich der Chefin so sicherlich nicht liefern können.

Denke ich mir.

Ist aber nicht so. Wir schwimmen 1:43 Minuten und ich hätte schneller schwimmen können. Der Schwimmer ja sowieso, total klar. Aber das ist ja wirklich ziemlich cool. Nicht super flott, aber zumindest feststellbar flotter, als ich es bisher alleine gemacht habe. Und dabei bin ich noch nicht mal Wasserschatten geschwommen. Das wäre ja für so einen 100m Test auch nicht wirklich passend. Es geht ja darum, wie flott ich schwimmen kann und nicht, wie gut ich an jemandem dran bleiben kann. Ich bin zufrieden, weil ich das wirklich nicht erwartet habe. Die Woche war anstrengend und der Tag heute auch, so dass ich wirklich alles andere als ausgeruht bin. Ich bin gespannt, wie es beim nächsten Mal läuft. Die Chefin schreibt diese Tests ja immer mal wieder auf.