Ich fühle mich richtig gut, als ich aufwache. Die mallorquinische Luft hat alle gestrigen Überlastungsbeschwerden auskuriert und nach etwas mehr als 11 Stunden Schlaf, bin ich frisch ausgeschlafen, recht fit und ich habe keinerlei Schmerzen. Die Schulter hat das ungewohnte Fincabett gut verkraftet und auch die Narben scheine ich nach meiner gestrigen Dusche gut behandelt zu haben, denn keine zwickt, spannt oder schmerzt. Meine Beine waren heute Nacht, als ich einmal kurz zur Toilette musste, etwas schwer, aber jetzt merke ich davon nichts mehr. So muß es sein.

Der Zeugwart springt aus dem Bett, wie ein junges Reh und legt die Laufklamotten an. Er wird vor dem Frühstück eine Laufrunde inklusive Lauf ABC drehen. Ich ziehe mich ebenfalls an, wenn auch etwas langsamer, und gehe runter. Vielleicht kann ich dem Tonangeber beim Frühstück machen helfen? Und tatsächlich werde ich zum Kaffee kochen gebraucht, was jetzt nicht ganz so eine stressige Aufgabe ist. Paßt also.

Als die Läufer zurück sind, gibt es Frühstück und dann ist es auch bald Zeit für die Abfahrt. Der Zeugwart und ich legen die Radklamotten an und stehen pünktlich um 10h mit gefüllten Flaschen und noch mit hochgezogenen Armlingen bereit. Die Sonne hat die Insel noch nicht so gut aufgeheizt und ehe ich mich erkälte, nutze ich lieber die Möglichkeiten. Die Hübsche bewahrt ihre Armlinge lieber in der Trikottasche auf, damit ihre Nieren profitieren. Auch eine interessante Verwendung für Armlinge.

Wir fahren heute in einer überschaubaren Radgruppe zusammen mit dem Physio. Er führt uns eine sehr schöne, angenehme Strecke nach Petra. Es gibt ein paar Wellen und ein paar mehr Stücke mit schlechtem Strassenbelag, auf dem meine Schulter ganz schön arbeiten muß, aber es ist trotzdem eine sehr schöne Strecke. Wir erarbeiten uns bis Petra gute 6 Stück Kuchen und machen eine ausgedehnte Pause. Da wir sauschnell unterwegs waren sind wir extrem früh und der Marktplatz noch angenehm leer. Wir bekommen ganz leicht einen Platz für uns fünf und bestellen natürlich einige Stücke Kuchen. Ehrensache, wo wir uns ja alleine 6 Stück bereits erfahren haben.

Mallorca

Die Pause in Petra ist wunderbar. Wir sitzen in der Sonne, die Hübsche versucht einem extrem massigen Stück Käsekuchen Herr zu werden und der Gesetzeshüter erzählt aus dem Nähkästchen. Ich höre gespannt zu, erhole mich etwas, freue mich, dass es bis Petra, immerhin 30km lang, ganz gut lief und dass ich weit davon entfernt bin, so kaputt wie gestern zu sein. Zwar habe ich während der Fahrt öfter Unfallgedanken und Schreckensmomente, aber das gehört wohl zur Verarbeitung hinzu? Jede Kante im Asphalt und jede Böschung wirkt bedrohlich, wenn ich in Gedanken versinke. Aber ich habe Urlaub und deshalb lasse ich auch ab und an mal den Blick schweifen, schau mir die Berge am Horizont an und zähle die Schafe auf den Wiesen. Gedanken vom Unfall wegbekommen ist gut.

Manche Anstiege bringen mich extrem an meine Grenze. Ich komme dermaßen aus der Puste, dass ich oben anhalten muß um mal durchzuschnaufen. Wenigstens klappt die Erholung ganz gut und innerhalb von wenigen Minuten schnaufe ich wieder vollkommen normal und auch mein Pulsschlag relativiert sich. Eigentlich ein gutes Zeichen, aber die Schnauferei am Berg ist trotzdem beängstigend. Die Hübsche denkt, ich fall einfach um. Erfreulicherweise, tue ich das aber nicht.

Wir fahren eine sehr schöne Strecke über Muro zurück, schauen schon mal nach dem Schwimmbad, wo wir sicherlich diese Woche auch noch mal vorbei schauen werden, und fahren durch die Gärten wieder in Richtung Finca. Nach 60km schalte ich den Garmin heute recht zufrieden aus. Die anderen Radgruppen trudeln mit etwas Zeitabstand nach uns ein und Jill wundert sich, dass sie trotz Raddefekt mit ihrer Radgruppe den Tonangeber offenbar überholt hat. Wahrscheinlich wird der morgen mit uns fahren wollen, weil er heute schon platt ist? Wir werden sehen.

Ich erhole mich heute ganz gut vom radeln. Verpflegung und Schlaf sind offensichtlich wichtige Faktoren.