Wichtige Menschen begleiten uns für immer, egal ob sie lebendig sind oder tot. Das wird einem allerdings immer nur ab und an bewußt, wenn Situationen hochkochen oder wenn wieder mal jemand gehen muß, der eben genau so ein wichtiger Mensch ist. 
Ich muß zugeben, dass die Wichtigkeit sich bei Ihnen, aus meiner Sicht, in Grenzen hielt. Das liegt einfach daran, dass wir uns lediglich ein paar Mal am Rande und zweimal ganz bewußt an der Hochzeit von Teamchefin und Profiathlet gesehen haben. Ich wußte, über die Wichtigkeit, die Sie für die Teamchefin darstellen und deshalb ist sie einfach auf mich übergegangen. Wir beide wußten, dass die Hochzeit für sie ein wichtiger Tag ist und so waren wir uns bei der Begrüßung vor dem Gang zum Standesamt gleich vertraut. 
Es war unumgänglich, dass Sie Teil des Tages sind. Ob Ihnen das so bewußt war? Wie wichtig Sie waren für meine Teamchefin? Im Aufzug haben Sie mir gesagt, dass die Teamchefin so glücklich aussah und dass sie froh sind, noch so fit zu sein, dass Sie dabei sein konnten. Und ich habe nur geantwortet, dass es unbedingt auch ganz besonders wichtig ist, dass Sie dabei sind. Natürlich sind an einer Hochzeit alle wichtig, Eltern, Verwandte und Freunde. Manche Menschen benehmen sich daneben und müssen bewußt ausgeschlossen werden und manche sind eben besonders. Im Leben passiert das immer wieder. Wir haben viele Verwandte und viele Freunde, und alle sind wichtig. 
Trotzdem ist nicht jeder gleich wichtig. Für meine Teamchefin waren Sie immer besonders wichtig. Deshalb saßen Sie nach dem Standesamt beim Essen auch neben ihr. Und weil ich es sehr mag, wenn wichtige Menschen, die sich offensichtlich auch blind verstehen und ganz besonders viel füreinander übrig haben, beisammen sitzen, habe ich mich gegenüber gesetzt. Nah bei den wichtigen Menschen, dem Brautpaar, und nahe bei denen, die dem Brautpaar wichtig sind. 
Nähe zu beobachten und vorgelebt zu bekommen ist schön. Vertrautheit ist ein hohes Gut, besonders, wenn sie einfach so da ist, weil es anscheinend schon immer so war. Nicht dass ich Ahnung über die Vergangenheit hätte… die habe ich nicht. Ich frage nämlich ungern viel nach und lasse mir lieber etwas erzählen. Aushorchen ist nicht so mein Ding, dann lieber ein offenes Ohr haben. Das paßt mir besser. 
Ich bin sehr traurig, dass wir uns nur diese kurze Zeit bewußt kannten und Sie mir nicht mehr erzählen konnten. Sie haben einfach wunderbar aus der Vergangenheit erzählen können, auch wenn ich mir nicht alles merken konnte, weil es so viel war. Sie haben Witz und Ernst gut gemischt und in Ihrer ganz eigenen Art die Geschichten aus der Vergangenheit toll lebendig werden lassen. Ich hätte Ihnen gefühlt ewig zuhören können. Ein Opa, wie man ihn sich wünscht. 
Jetzt hat Ihr Herz aufgehört zu schlagen. Irgendwie zwar nicht plötzlich und unerwartet, aber trotzdem nicht weniger traurig. Danke, dass Sie für meine Teamchefin ein so wundervoller Opa waren. Die Erinnerung an Sie wird blasser werden, sie aber niemals verlassen und das ist das Wichtigste. Sie haben ihr soviel gegeben, wie es kein anderer konnte und jetzt sind sie leider gestorben. Wir werden unser Bestes geben, die Teamchefin aufzufangen, denn sie werden ihr ganz besonders viel fehlen.