Tatsächlich sagte der Arzt, dass ich loslegen kann. Und es wäre ja kein Triathletenhaushalt, wenn wir es nicht einfach mal probieren würden. Langsam. Klar. Es ist ja nicht so als wüsste ich das nicht. Egal ob es mir jeder ständig erzählt, weil es alle gut mit mir meinen, oder ob ich selbst einfach mal meinen Kopf einschalte.

Es geht einem nie schnell genug, egal wie schnell es geht.

Die Erfolge sind da. Unbenommen. Also gehe ich den nächsten Schritt, mit Arzt Einverständnis. Der nächste Schritt heißt aber natürlich nicht, dass alle bisherigen Schritte abgehakt sind. Die Physiotherapie für den Arm und mein Lungentraining geht täglich weiter. Mittlerweile trainiere ich in der Woche genauso viel  für die Normalität, wie früher für den Triathlon. Verrückte Welt.

Heute geht es um ein viel größeres Ziel: Die Normalität. Das ist nicht zu verachten.

Weil der Zeugwart ein guter Trainingspartner ist, läßt er mich nicht alleine raus, sondern kommt mit zum laufen. Natürlich läuft er nicht meine Geschwindigkeit, das wäre wohl etwas lächerlich. Er läuft seine Geschwindigkeit und kommt immer mal wieder zur Überprüfung der Sachlage zurück. Während er seine Geschwindigkeit läuft, entfernen wir uns immer weiter voneinander, früher war das nicht der Fall. Ich konnte gut mithalten. Die Prioritäten haben sich verschoben und die Leistungsfähigkeit hat sich verdünnisiert. Mein Puls ist deutlich höher als früher und ich bin massiv langsamer unterwegs.

Das hätte ich nicht gedacht.

Klar, dass ich nicht mehr so fit bin, wie ich es mal war. Aber so wenig fit? Das zeigt die Lunge im Alltag nicht. Erfreulicherweise. Der Weg ist weiter als gedacht. Ich laufe also hinter dem Zeugwart her, ignoriere meinen Puls und atme regelmäßig. Ins schnaufen komme ich nicht, genau, wie der Arzt es angeordnet hat. Und ich jogge, das heißt, ich mache eine sprunghafte Bewegung. Während ich tatsächlich laufe, relativiert sich alles um mich rum.

Was will ich eigentlich? Ich laufe. Ich gehe nicht. Ich jogge.

Langsam und mit höherem Puls als früher. Aber ich kann laufen. Der Zeugwart ist nicht überrascht, als ich gegen Ende doch eine Gehpause mache. Vielmehr sind wir beide recht erstaunt, dass ich fast eine halbe Stunde durchgelaufen bin. Unfassbar langsam zwar, aber ohne Pause ist es doch überraschend.

Schon vor der Dusche merke ich, dass ich Muskelkater bekomme und mir der Rücken und mein Arm weh tut. Das kann ja heiter werden, wenn es jetzt schon losgeht. Während ich mich anziehe, nutze ich meinen Lungentrainer und nehme mir vor, mich vom aufkommenden Muskelkater nicht unterkriegen, aber bremsen zu lassen. Schmerzen hatte ich in der letzten Zeit genug. Also mache ich noch langsamer. Und beim nächsten Lauf mache ich öfter mal eine Gehpause.

Darauf freue ich mich schon!