Auf die Frage, wie der Zeugwart und ich die Weihnachtstage verbringen, antworte ich immer das Gleiche. Wir machen alles genauso wie immer. Denn der Zeugwart un dich verbringen Weihnachten alleine und das, bis auf wenige Ausnahmen, seit Jahren. Aus meinen Kindheitserinnerungen habe ich Weihnachten als eine Zeit des Stresses in Erinnerung. Meine Mutter stand viel in der Küche, meine Großeltern kamen zu Besuch und es wurde gesungen. Jeder Tag war durchgeplant mit Familienbesuch. Ich glaube, Traditionen sind wichtig und geben Struktur, aber wie immer, ist zu viel auch nicht gut. Wenn man tagelang durchgeplant ist, weil auch noch zahlreiche Geburtstage dazukommen, ist das vielleicht einfach zu viel. Deshalb machen der Zeugwart und ich das nun anders. Der Heilig Abend ist für uns ruhig.

Wir schlafen aus, lesen ein paar Weihnachtskarten, von denen wir dieses Jahr wirklich zahlreiche bekommen haben und dann ziehen wir uns um und gehen raus. Wir haben den Wald und das Naturschutzgebiet direkt vor der Hauztür, also ziehen wir uns passend an und raus geht’s. Ich vermute, dass es um diese Zeit am Heilig Abend nicht so überlaufen sein dürfte, weil die Menschen ihren Traditionen folgen und sicherlich schwer beschäftigt sein werden. Geschenke einpacken und Essen vorbereiten dürfte auch in diesem Jahr trotz, oder wegen, Corona den Tag bestimmen. Irgendwie kann ich das mit den Geschenken nicht so ganz nachvollziehen. Allerdings ist das ja auch nicht so wichtig.

Für uns geht’s heute auf kleinen Pfaden in den Wald hinein. Wir nehmen nicht die Wege, die wir immer nehmen, sondern laufen einfach mal woanders entlang. Hier ist es schlammig und obwohl wir eine Regenpause erwischt haben, kommt von den Bäumen noch immer etwas runter. Der Wind tut sein Übriges. Wir laufen auf keinem Weg, den wir vorher schon mal genutzt haben und landen tatsächlich an Stellen im Naturschutzgebiet, an denen wir noch nicht gewesen sind.

Die Singletrails hier sind dem Heilig Abend absolut würdig. Außer, dass das Wetter regnerisch und düster ist, und die Lichtstimmung deshalb nicht die Beste sein kann, ist es hier wirklich super. Schlammig bleibt es den größten Teil des Weges und die Ausblicke über die verschiedenen Seen sind einfach toll. Hier könnte man sich auch glatt in Kanada vermuten, so sehen die Klippen aus. Also richtig schön hier bei uns. Das ist mir dieses Jahr schon öfter aufgefallen, immerhin haben wir ja auch unseren Jahresurlaub hier im Umkreis verbracht.

Mitten am Trail hängen dann auf einmal ein paar Weihnachtskugeln an einem Tannenbaum. Die Trailrunner und Mountain- oder Gravelbikefahrer haben offensichtlich auch einen Sinn für die Feiertage? Wir sind heute nach guten 8km auf überwiegend unbekannten Wegen wieder daheim. Das war ein schöner Lauf für unseren Heilig Abend!