Die Nacht endet erwartungsgemäß früh, wir waren zeitig im Bett, todmüde, aber mehr als 8/ 9 Stunden sind halt irgendwie doch nicht drin. Gegen 4h wache ich auf und kriege auch nicht mehr richtig die Kurve. Seattle erwacht und auch in unserem Hotel hört man, dass die Touristen aufwachen. Ich entscheide mich zu duschen und habe die Wahl zwischen Eiswürfel kalt und kochend heiß. Eine Mitte gibt es nicht. Meine Empfehlung an den Zeugwart lautet, das Duschen auf das nächste Hotel zu verschieben. Erfreulicherweise verlassen wir das Inn at Queen Ann heute. Vorher gehen wir allerdings erst mal um die Ecke zum frühstücken und dann Wildnis wandern. Im Hotel gibt es nämlich ausschließlich Kaffee, aber da zahlreiche Cafés und Restaurants in der Gegend sind, paßt das schon.

Vulkanfrühstück

Gleich um die Ecke ist das Café Mecca, es hat prima Yelp Kritiken und ist unsere angepeilte Frühstückslokalität für heute. Rührei, Speck und Toast inklusive uriger Atmosphäre und einer netten Bedienung lassen den Tag in Seattle ziemlich gut starten und als wir dann alles zusammengepackt haben und im Auto sitzen, machen wir noch einen kurzen Umweg über einen REI um dann in die Wildnis abzutauchen. Der erste richtige Stopp ist in Packwood, einer kleinen „Stadt“ oder wie eine Ansammlung von 13 Häusern plus Tankstelle eben genannt wird, südlich des Mount Rainier. Einem aktiven Vulkan, der in seinem gleichnamigen Nationalpark liegt und allgegenwärtig ist. Schon aus Seattle haben wir den 4400m hohen Berg, der mit Schnee und Eis bedeckt weithin sichtbar ist, immer vor Augen gehabt.

Jetzt, auf dem Weg nach Süden, fahren wir permanent darauf zu und er büßt nichts an Größe und Gewaltigkeit ein. Der Mt. Rainier ist der höchste Gipfel der Kaskadenkette, die zum pazifischen Feuerring gehört. In Mitten zahlreicher Vulkane, angefangen im Süden beim Lassen Peak geht’s über den Mt. St. Helens bis hier her. Wenn man sich genauer informiert, ist es erschreckend und beeindruckend zugleich, wie viele Vulkane hier im Norden der USA rumstehen und wie aktiv sie noch immer sind. Beim Mt. Rainier rechnen die Forscher mit einem Ausbruch in naher Zukunft. Wir hoffen, dass es zumindest die nächsten Wochen noch nicht soweit ist, dann sind wir auf der sicheren Seite.

Gletscher und Schnee

Wir nutzen den südlichen Westeingang am Nisqually River und fahren in den Nationalpark. Der Wald ist dicht und trotzdem sehen wir den Vulkan ständig durch die Baumwipfel. Er erhebt sich riesig und scheint hell mit dem vielen Eis in der Sonne. Neben zahlreichen Stops, weil es ja immer der schönste und beste Ausblick auf den Vulkan sein könnte, halten wir dann im Paradies. Hier gibt es ein Besucherzentrum mit ein paar Hintergrundinformationen und einigen Diensthabenden Rangern, die uns Auskunft über die angebotenen Wanderwege geben. Trailrunning ist für mich ja nicht möglich und nur rumsitzen ist auch irgendwie langweilig, also haben wir uns für diesen Urlaub dem Wandern verschrieben. Offensichtlich sind wir jetzt in dem Alter?

Wir wandern, ausgerüstet mit Kamera, dicken Schuhen und einer Flasche Wasser, zu einigen Wasserfällen. Wir erklimmen über 150hm mit Hilfe von zahlreichen Stufen, die die Sache nicht leichter erscheinen lassen. Ich bin ganz schön am pusten. Das Besucherzentrum liegt zwar weit unter dem Gipfel und auch noch unterhalb der Baumgrenze, aber für meine schlechte Kondition und die sich erholende Lunge ist es hier anstrengend genug. Wir beobachten Murmeltiere und Berghörnchen und spazieren dann zurück zum Auto. Es ist mittlerweile später Nachmittag, und deshalb Zeit, zum nächsten Hotel zu fahren. Die malerische Gegend, der weithin sichtbare Vulkan und die vielen Rehe zeigen uns, dass wir mitten drin sind, in der amerikanischen Wildnis.

Elk anwesend

In Packwood, nur 20 Minuten vom südlichen Nationalpark-Einbang entfernt, checken wir in die Cowlitz River Lodge ein und fühlen uns sofort wohl. Das ist amerikanische Gastfreundschaft. Fast wäre ich durch das Inn at Queen Ann in Seattle in meiner Erwartungshaltung erschüttert worden, aber hier, ist das gestrige Hotel sofort vergessen. Ein freundlicher Empfang, Empfehlungen für’s Abendessen, ein großes, sauberes Hotelzimmer und ein tolles Bad mit wohltemperiertem Duschwasser… was will man mehr?

Natürlich folgen wir einer Empfehlung für’s Abendessen und spazieren drei Minuten zum übernächsten Haus um dort im Kreise von Einheimischen und ein paar weiteren Wandertouristen Burger zu essen. Bei Burgern kann man ja sowieso wenig falsch machen, was die Sache noch besser macht. Hier schmeckt es uns und der Service passt auch. Auf dem Heimweg begegnen uns noch zahlreiche Kühe vom hier ansässigen Elk (Rotwild) und einer ihrer Hirsche stolziert wichtig über die Strasse und schafft es tatsächlich, dass jeder auf dem Highway 12 anhält. Glück, oder ist es sein Auftreten? Wer weiß das schon?

Wir fallen heute erschöpft und zufrieden ins Bett. Morgen wollen wir noch höher hinaus und im Sunrise-Bereich eine längere Wanderung machen. Ich bin gespannt, wie die Lunge mitmacht.