Wie jede Woche steht auch heute für den Sonntag eine Radausfahrt im Trainingsplan – heute führt sie uns in den Odenwald. Wir haben dafür einen tollen Guide, den Feldherren, der uns bereitwillig durch seine Gegend führt. Der Zeugwart und ich haben kürzlich erst überlegt, dass wir die Gegend, die man von unserer eigenen Haustür aus befahren kann, mittlerweile ziemlich gut kennen und streckentechnisch ruhig mal für Abwechslung sorgen könnten.

Und dann passiert das.

Der Feldherr will heute ebenfalls Crosser fahren und statt dass wir einen ins Auto setzen um nach Norden zu fahren, setzen wir uns ins Auto und fahren zu ihm, an den Rand des Odenwalds. Weil wir das ja sowieso mal machen wollten. Und weil es neue Strecken verspricht sowie Abwechslung für’s Auge und für die Muskulatur. Das trifft sich also wirklich gut. Ich bin schon bevor wir überhaupt losfahren begeistert. Und das, obwohl am Rande des Odenwalds ein ordentlicher Wind weht.

Wir fahren aber viel im Wald, sagt der Feldherr, und nimmt mir so die Gegenwindbedenken. Er kündigt aber außerdem an, und das fast im gleichen Atemzug, dass es ein paar Mal ordentlich hoch gehen wird. Oh je. Da habe ich mir ja was eingebrockt.

Jetzt gibt es aber kein zurück mehr.

Wir fahren ein Stück durchs Wohngebiet, betrachten uns die Weihnachtsbeleuchtung und sind dann irgendwie plötzlich direkt drin, im Odenwald. Wir erleben heute wirklich eine tolle super abwechslungsreiche Strecke und erfreulicherweise tatsächlich viel Windstille. Nur in den Baumwipfeln über unseren Köpfen ist ordentlich was los. Hier unten, wo wir ausgiebig in Blätterbergen und Matsch tätig sind, merken wir davon kaum etwas. Der Matsch im Odenwald hat eine andere Farbe als daheim und der Wald ist feuchter als erwartet. Soviel geregnet hat es in den letzten Tagen doch gar nicht. Dachte ich.

Im Odenwald wohl schon.

Der scheint das Wasser auch ganz anders abzuspeichern, als zum Beispiel der Frankfurter Stadtwald und ähnelt in vielen Bereichen eher dem Sumpfgebiet durch das wir letzte Woche gefahren sind. Außer, dass wir heute tatsächlich, ganz im Sinne von Helge, einfach abbiegen. Der Feldherr fährt einfach über die kleinen Trails, die teilweise so unter Blättern und Schlamm begraben sind, dass ich sie niemals als Weg erkannt hätte. Und wenn, dann vielleicht für einen Wildschweinweg und nicht für einen, den man mit einem Fahrrad benutzen kann. Aber gut. Ich kenne mich hier ja schließlich nicht aus, kann aber nicht ruhig sein und muß jede dieser Abbiegungen kommentieren.

Oftmals einfach nur mit meinem Mantra.

Denn zu einer wirklichen Kommunikation sind der Feldherr und der Zeugwart einfach zu weit weg. Ich halte einfach zuviel Abstand, weil ich mich bei soviel Wurzelwerk, Schlamm und ausgewaschenen pfützengeschwängerten Miniwegen lieber mehr konzentriere. Und das, obwohl Geschwindigkeit ja Sicherheit ist. Also doch einfach das Mantra aufsagen und mit „treten, treten, treten“ und Lenker festhalten durchziehen. Ich muß zweimal absteigen, weil es einmal zu steil und einmal zu rutschig ist. Und wenn das Hinterrad ständig wegflutscht, dann bringt der beste Vorsatz nichts.

Der Feldherr

zeigt uns außerdem ein paar Sehenswürdigkeiten und gibt ab und an mal einen geschichtlichen Hintergrund zur Gegend. So fahren wir über den Kotelettpfad, der meiner Meinung nach ausschließlich deshalb so heißt, weil man nach befahren desselben so extrem eingesaut ist, wie ein Schwein und nehmen alte Schmugglerwege. Wir fahren Slalom durch einen kleinen Birkenwald und nehmen einen 14% Anstieg, weil wir ja unbedingt auf den Berg hoch möchten und nicht nur unten rumfahren wollen. An Abwechslung mangelt es uns bei dieser Tour wirklich nicht.

Insgesamt kraxle ich heute 350 Höhenmeter auf rund 40km und bin froh und dankbar, dass der Feldherr uns die Region um seinen Wohnort ein bisschen gezeigt hat.

Und auf den letzten 5 Kilometern saue ich mich dann auch noch mal so richtig ein. Wegen des Kotelettpfades.

Claudi gives it a TRI - Kotelettpfad im Odenwald