Da wollen wir doch mal schauen, was der Körper so alles kann, wenn der Geist etwas anordnet. Ich gehe heute zum Bewegungstest bei IQ Athletik und bin der festen Überzeugung, dass meine Beweglichkeit vorbildlich sein dürfte. Ich kann mich schließlich verbiegen wie eine Brezel, habe in meiner Jugend jahrelang Ballett gemacht und konnte mich mit einem Bein nach oben locker in einen Türrahmen stellen. Das alles -und sicher noch viel mehr- ist mir doch bestimmt über die Jahre prima erhalten geblieben. Das denkt mein Geist. 
Gott, was ist der naiv. 
Kaum angekommen, geht’s bei Sebastian heute auch schon los. Ich muß eine Kniebeuge machen. Das ist -zumindest von den Regeln wie’s gemacht wird- seit dem Cross Fit Ausflug kein Problem mehr. Bei Sebastian sollen die Füße noch etwas mehr zusammen stehen und ich halte eine Stange auf dem Kopf, nicht im Nacken. Aber ich bin ja total flexibel, also glaube ich zumindest. Und so ist alles kein Ding. Ich darf jede Übung immer dreimal absolvieren. Außerdem bekomme ich sie lediglich erklärt und nicht vorgemacht. 
Nicht dass ein Lerneffekt eintritt. Ich habe die Bedenken zwar nicht, weil ich sicherlich nicht von einmal ansehen was lerne. Aber der Trainer bleibt hart. Es wird nur nach Ansage ausgeführt. 
Der Ausfallschritt klappt ganz ok. Rechts vorne verdreht den Fuß links hinten. Umgekehrt geht’s wiederum ganz prima. Und runter komme ich auch. Über die Liegestütz oder vielmehr den Versuch, den ich anstrebe, hülle ich dagegen einen kompletten Mantel des Schweigens. 
Es gibt genau eine Übung, bei der ich die volle Punktzahl im Sinne von „übererfüllt“ erhalte. Eine. Aber immerhin. Es gibt eine. So kann man das ja auch sehen. Ich kann halt einfach prima auf dem Rücken liegen und ein Bein gestreckt nach oben über 90° weit anheben wenn das andere Bein einfach gerade und gestreckt auf dem Boden rumliegt. Ich glaube, das klappt deshalb so gut, weil es was mit rumliegen zu tun hat. Aber sicher bin ich mir nicht. Es spricht auf jeden Fall dafür, dass mein hinterer Oberschenkelmuskel nicht verkürzt ist, sondern eine ausgezeichnete Länge hat und eine tolle Arbeit leistet. Und es reißt punktemäßig die nicht möglichen Liegestütz sicherlich raus. Zumindest etwas. 
Leider gibt es hier kein Fleißsternchen oder so was… aber es wäre in diesem Fall absolut angebracht. 
Mit 12 Punkten schneide ich unter dem Soll ab und der Trainer kann mich schon jetzt mit der Aussicht auf ein paar Extraübungen  für meinen Hintern und meinen vorderen Oberschenkel nach Hause entlassen. Er wirkt aber zufrieden und nicht deprimiert. Es hätte immerhin auch schlimmer kommen können… ich habe ja zumindest 12 Punkte erreicht. 14 wäre zwar ideal bzw. zumindest fast ideal, aber so isses eben. Eine 12 ist eine 12. Da gibt es nichts zu schönen. 
Mein Hintern wird sich bestimmt schnell an die Sonderübungen gewöhnen. Oder langsam. Egal. Wenn’s auf dem Plan steht, wird’s ja gemacht. Beweglich ist zumindest was anderes. Wir sprechen noch über die Zielsetzung im nächsten Jahr und ich gehe mit der Hausaufgabe „Suche die passenden Wettkämpfe“ zum Auto.