„Oh, wie schön, Du darfst zur Physiotherapie.“
„Prima, das wird Dir gut tun.“
„Ich empfand das immer, wenn ich mal welche hatte als sehr hilfreich und ausgesprochen angenehm.“

Warum lügt mich jeder, aber wirklich absolut jeder, der auch nur ansatzweise hört, dass ich nun zur Physiotherapie gehe, eigentlich an? Und schaut mir dabei in die Augen? Das ist doch gemein! 
Ich habe heute meinen ersten „richtigen“ Physiotherapietermin. Bei 6 verschriebenen Terminen wird der erste ja erst mal mit Sprechen gefüllt. Letzte Woche sassen wir also nett zusammen, mein Knie wurde leicht angefasst und ich bekam in den 20 Minuten Gesprächszeit die Treppenstemmübung gezeigt und als Hausaufgabe. Da war die Welt noch in Ordnung und zwar sowas von. 
Die Treppenstemmübung absolviere ich seit dem regelmäßig und kann im Anschluß selbige immer besser hoch und runter laufen als vor der Übung. Es ist trotzdem anstrengend überhaupt 35 Wiederholungen zu machen. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass meine Arme die Treppenstufe kaum heben können. Klar. Die Kniebeugen gehen eigentlich. 
Heute hört die Welt auf irgendwie in Ordnung zu sein. Erst beginnt der Tag ganz ok, außer dass es dem Zeugwart nicht viel besser geht. Zum Mittag wird im Kollegenkreis geplankt und ich blamiere mich – wie geschickt eingefädelt- nicht, weil 20 Sekunden mittlerweile überhaupt gar kein Problem mehr sind. 
Ganz plötzlich um 16:20h ändert sich mein Tag und ich stelle von einer Sekunde auf die andere fest, dass praktisch jeder, der mal Physiotherapie hatte, mich angelogen hat. Oder niemals eine so krasse Verletzung wie mein Knie hatte. Oder den Schmerz einfach verdrängen konnte und zwar ziemlich gut. Mein Physiotherapeut kümmert sich um mein Knie und ich leide unheimlich. Dabei dachte ich bisher eigentlich, dass ich nicht so ein Rumpienser sei. Weit gefehlt. 
Diese Behandlung ist so extrem unangenehm, dass ich mir vornehme ausnahmslos alle seine Ansagen, Aufträge und Hausaufgaben zu 100% korrekt und umfangreich durchzuführen um diese Physiotherapie möglichst nicht in die Länge zu ziehen. Ich kann schon nachvollziehen -und bekomme den Unterschied auch zum Verständnis gezeigt- warum es unangenehm ist, aber das macht es nicht wirklich besser. 
Als die 20 Minuten Therapiezeit um sind, muß ich noch mal durchpusten, ehe ich mein Knie auf Beweglichkeit testen kann. Es ist unheimlich warm und das unangenehme Gefühl ist auch noch abendfüllend da. Die neuen Hausaufgabe heißt nun im kalten Zustand das Knie mit  Wärmflasche locker zu bewegen um Gelenkflüssigkeit zu produzieren und im Anschluß dann die Treppe zu stemmen, um den Knorpel mit Feuchtigkeit zu versorgen. 
Mittwoch gehen das Knie, der Knorpel und ich wieder hin. Ich nehme einen Streßknautschball mit.