Ich mache zu viel. Der Zeugwart sagt das ständig, mein Nachbar erwähnt es immer dann, wenn er mich mit irgendwas draußen rumlaufen sieht, was auch nur ansatzweise schwerer als eine Briefmarke ist und jetzt auch noch der Arzt. Alle hauen in die gleiche Kerbe und ja, alle haben recht. Es ist auch wirklich schwierig, mit links 500 gr und rechts 2kg Gewichtsbeschränkung über die Runden zu kommen. Wirklich schwer.

Das bisschen Haushalt

Die kleinsten Dinge im Haushalt sind schwer. Ein Topf mit Wasser um Nudeln zu kochen? Zu schwer und mit einer Hand nicht zu machen. Die Wohnung saugen? Der Staubsauger wiegt eindeutig zu viel, der Zeugwart muß ihn mir hinstellen… und saugt dann meistens gleich schon selbst durch. Blumen gießen? Unsere 5l Kanne wird also noch nicht mal zur Hälfte aufgefüllt, wenn ich zur Sache komme. Haare hochstecken? Spannend und teilweise sicherlich nicht so schön anzusehen. Das hat zwar nichts mit Gewicht zu tun, aber mit Beweglichkeit, und die ist derzeit nicht gegeben.

Unlösbar?

Schuhe zubinden? Klappt! Ich dachte schon, es geht ewig so weiter, dass was nicht geht, tut es aber nicht. Es bessert sich! Heute stelle ich mit großer Freude fest, dass ich mich fast schmerzfrei, aber durchaus gut auszuhalten, vorne über beugen kann und mir ohne Stress und Luft anhalten beide Schuhe zubinden kann. Das ist ja fast einen Tusch wert! Unglaublich, wie schön etwas ganz normales sein kann! Ich binde mir die Schuhe zu und schon finde ich es normal. Das, was wochenlang unlösbar schien und schmerztechnisch einfach nicht möglich war, ist auf einmal wieder möglich und, zack, gewöhnlich.

Claudi gives it a TRI - Haushalt

Einfach nichts besonderes mehr. Langsam erobere ich mir also die Normalität zurück. Wunderbar! Heute kann ich mich auch zum ersten Mal wieder schmerzfrei anlehnen an der Stuhllehne. Zwar nicht schnell und in jeder Art und Weise, aber es gibt eine schmerzfreie Variante, die ich auch wiederholen kann. Also kein Zufall, sondern tatsächlich eine Besserung! Was ein toller Tag, ich weiß gar nicht, wie mir geschieht.

Zupacken

Heute bin ich wieder beim Aktiven zur Physiotherapie. Im Gegensatz zu mir, die die Narben vorsichtig massiert und mit Narbengel pflegt um sie frühzeitig geschmeidig zu halten, packt der Aktive zu, als gäbe es kein Morgen. Wahrscheinlich, weil ich so viele Berührungsängste habe, gleicht er die aus, in dem er keinerlei Zärtlichkeit walten läßt. Obwohl er stets behauptet, dass er noch zärtlich zu Gange sei und noch härter zupacken könnte, glaube ich, dass ich bereits am Limit des Aushaltbaren bin. Und dabei habe ich ja gerade heute schon so erfolgreich festgestellt, dass eine Besserung in Sicht ist. Aber der Aktive haut irgendwie doch immer rein.

Dass Physiotherapie nicht angenehm ist, ist ja auch nichts Neues mehr. Spätestens seit den Behandlungen an meinem Knie nach meinem ersten Fahrradunfall, weiß ich es besser. Streicheleinheiten gibt es beim Aktiven nicht. Um es genau zu nehmen, sind wir da sogar ähnlich weit entfernt, wie ich vom Triathlonstart in Vichy. Es gibt quasi keine Überschneidung zwischen dem Aktiven und der Bezeichnung angenehm. Außer die Unterhaltungen. Die sind durchweg klasse. Leider lenken sie allerdings auch nur bedingt von den unangenehmen Versuchen meine Muskulatur auf Vordermann zu bringen ab. Der Stressball hätte heute auch wieder ordentlich zu tun, wenn ich ihn aus der Tasche rausgenommen hätte.

Als der Aktive mit dem Programm durch ist, fühle ich mich, wie durch den Wolf gedreht. Ich bin echt fertig und müde. Heute ist mit mir nichts mehr anzufangen. Gut, dass der Zeugwart in der Küche mit anpackt, denn den Kochtopf kann ich ja sowieso nicht anheben. Aber auch das geht bestimmt bald, dann klappt das bisschen Haushalt auch wieder!