Das schöne an unserem Weihnachtsurlaub ist, dass die Uhren in Amerika einfach etwas anders ticken, als in Deutschland. Hier gibt es am Heiligen Abend keine Einschränkungen, weil der 25. der einzige Feiertag im Bezug auf Weihnachten ist und wir können alles so machen, ohne auf besondere Öffnungszeiten zu achten. Wir fahren also am Heiligen Abend von Fort Myers aus durch die Everglades um in Florida City zu übernachten. Die Planung von Daniel passt wie immer hervorragend und so steuern wir die rausgesuchte Airboot-Tour ziemlich direkt an. Warum noch groß suchen, wenn er sich die Arbeit schon gemacht hat.

Airboot

Die nächste verfügbare Tour startet in 15 Minuten und wir holen uns noch eine Jacke aus dem Auto, ehe es auch gleich losgeht. Jeder bekommt einen Sitzplatz zugewiesen und wir setzen Kopfhörer auf, mit denen wir untereinander und mit dem Guide Kontakt halten können. Außerdem hören wir so, bei dem Airboot Lärm auch seine umfangreichen Erklärungen. Wir sehen jede Menge Tiere schon ehe es in die Mangrovenwelt geht, die wir mit dieser Tour hauptsächlich ansehen werden.

Da fress ich doch einen Besen

Als wir den ersten Aligator im Wasser schwimmen sehen, bleibt mir praktisch die Luft weg. Das ist ja ein Ding. Ich wäre bei dem Lärm, den nicht nur unser Boot hier macht, schon längst weggeschwommen und hätte mich versteckt, aber dieser Alligator sieht das anders. Er ist neugierig und lässt sich prima fotografieren. Und weil ich total naiv bin, mache ich auch ungefähr 3.000 Bilder, denn wer weiß schon, ob ich jemals wieder einen Aligator zu Gesicht bekomme?

Nach unserer tollen Bootstour durch die Everglades folgen wir noch einem Ratschlag unseres Kapitäns und biegen vom Highway 41 noch mal ab um eine unbefestigte Straße entlang zu fahren, die auch tolle Beobachtungsmöglichkeiten für wilde Tiere bieten soll. Hier sehen wir unheimlich viele Alligatoren und extrem viele verschiedene Vögel. Es ist eine wahre Pracht. Die 3.000 Bilder des ersten Alligators hätte ich mir wirklich sparen können, aber sicherlich ist wenigstens ein brauchbares dabei.

Weihnachtstag

Unsere Übernachtung in Florida City läuten wir mit einem sehr leckeren Abendessen ein. Passend zum Heiligen Abend gehen wir essen und können es so richtig genießen. Die Empfehlung vom Hotel Rezeptionisten war ein wirklicher Hit, wenn auch das Hotel ansonsten eher dünnwandig daher kommt und wir deshalb bereits sehr früh am heutigen  ersten Weihnachtsfeiertag aufbrechen können.

Das heutige Ziel sind die Florida Keys. Dank des Weihnachtstages, der in den USA ein Feiertag ist, hat nämlich alles Wesentliche im Umkreis geschlossen, das heißt einkaufen, Museum oder auch weitere Touren durch die Everglades sind nicht möglich. Was aber durchaus möglich ist, ist erfreulicherweise eine Kayaktour durch die Mangrovenwälder der Keys. Das erfahren wir allerdings nur, weil wir im erstbesten Touristeninformationszentrum anhalten und dort eben einen tollen Tip, inklusive Reservierung der Tour bekommen.

Paddle the Florida Keys

Wir kommen gerade pünktlich im Paddelshop an und werden auch gleich in die Einweisung integriert. Unsere Gruppe besteht aus ein paar Kajaks und drei Stand Up Paddlern und unsere Führerin weist uns erst in das Generelle und dann in die Strecke ein, die wir abpaddeln. Die Stand Up Paddler bekommen noch eine intensivere Einweisung, weil sie das heute nämlich zum ersten Mal machen. Ich kann kaum glauben, dass sich jemand beim ersten Mal gleich an so eine Tour rantraut, aber gut.

Es gibt ja auch deutlich sportlichere Menschen, als mich, die das vielleicht gut hinbekommen. Der Zeugwart und ich fahren ein Zweierkajak. So haben wir das auch schon mal erfolgreich im Norden gemacht, und das hat sich bewährt. Ich sitze deshalb wieder vorne, da bekomme ich entsprechende Anweisungen vom Zeugwart und weil ich ein guter Ausführer bin, klappt das ganz hervorragend. Wir paddeln also los und auf direktem Weg auf eine Seekuh zu, die anscheinend gerade mitten im Creek weidet. Oder abhängt.

Kajak Abenteuer

Viel mehr tun Seekühe ja erfreulicherweise nicht. Mein Tag ist auf jeden Fall schon mal gerettet und die Tour hat sich auf jede Fall gelohnt, auch wenn wir erst 3,5m gepaddelt sind. Als sich dann noch eine Zweite dazugesellt kann es im Prinzip ja nicht mehr besser werden. Wir paddeln den Creek hinauf und beim Zeugwart und mir klappt es prima. In einer kleinen Bucht bekommen wir unter den aufmerksamen Augen einer Gruppe Pelikane ein paar Erklärungen zu den Mangroven, den Fischen, die wir hier sehen werden und anderen Mangrovenbewohnern, die uns vielleicht ebenfalls begegnen.

Die Paddlerei führt uns einen natürlichen Wasserweg entlang, wirklich mitten rein in die Mangroven. Anders als bei der Airboottour gestern, ist es hier deutlich enger und die Mangroven sind viel dichter. Ein Airport hätte hier niemals Platz. Wir paddeln uns durch die roten Mangroven, eine von vier Arten, die es auf den Florida Keys gibt. Unter uns und manchmal auch auf dem Boot, sehen wir Krabben, Krebse und natürlich viele Fische und Vögel. Den Iguana, der unweit von uns ins Wasser plumpst, hören wir nur. Sehen tun wir ihn nicht.

Der Zeugwart und ich haben so einen wunderbar sportlichen 1. Weihnachtsfeiertag, den wir uns wirklich kaum besser haben vorstellen können. Morgen wollen wir in den Norden fahren und uns die Sawgrass Mills Mall anschauen. Eine der größten Mails in den USA, ganz in der Nähe von Fort Lauderdale.