Da ich in Hamburg war und der Zeugwart das große Auto hat, wurden unsere Räder diese Woche zur Inspektion gebracht. Mein Rädchen sollte nach dem Unfall einfach mal durchgecheckt werden. So macht man das auch mit Menschen und das Fahrrad hat schließlich auch Asphalt geküsst und sollte deshalb wirklich mal überprüft werden. Vor allem, ehe ich mich wieder drauf setze.

Da der Frühling kommt und es jetzt immer sonniger, trockener und wärmer wird, fand ich des Zeugwarts Timing prima und habe mich sehr gefreut, dass er Anfang der Woche dafür gesorgt hat, dass das kleine Fahrrad zum besten Radladen im Rhein-Main-Gebiet gebracht wird. Ich habe das Fahrrad auch hier, bei Radsport 360°, gekauft und komme seit dem immer wieder. Hier wird nichts aufgeschwätzt, der Service ist prima und all meine Fragen und Probleme werden ernst genommen. Das ist viel wert, finde ich.

Heute ist mein Rad fertig und der Zeugwart und ich fahren es gleich am Vormittag abholen. Ich bin aufgeregt. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich hole ein neues Rad ab. Es fühlt sich unwirklich an. Ich habe mein Rad natürlich nach dem Unfall noch mal gesehen, trotzdem ist es irgendwie anders, als ich in den Laden reinlaufe und es da auf dem Radständer steht. Schön sieht es aus. Die Farben sind toll und obwohl es ein Fahrrad ist, lächelt es.

Für mich. Was natürlich nicht möglich ist und trotzdem irgendwie geschieht. Das kleine Fahrrad hat eine Macke. Deutlich sichtbar am Oberrohr. Da es ein Carbonrahmen ist, brauche ich mir über Rost keine Gedanken zu machen. Und weil jede Narbe an meinem Körper ja auch eine Geschichte erzählt, ist es bei meinem Rad ab sofort genauso. Diese Macke wird auch eine Geschichte erzählen, falls sie jemand hören will. Wahrscheinlich fällt sie sowieso nur mir auf?

Nachdem wir noch einen Plausch gehalten haben, nimmt der Zeugwart mein kleines Fahrrad und mich mit nach Hause. Mein Bauchgefühl freut sich und weil das Wetter heute einfach wunderbar ist, möchte ich am liebsten sofort aufsteigen. Und dann habe ich gleich im Anschluß Angst vor meiner eigenen Courage und denke mir, dass der Kopf -wie so oft- auch hier das größte Hindernis sein wird, wenn ich ihn lasse. Angst ist kein guter Begleiter.

Zuversicht und Mut sind es schon.