Heute ist es endlich soweit, was lange währt, oder so ähnlich eben. Ich habe mir eine gute Weile Zeit gelassen mit der endgültigen Entscheidung. Es gibt einfach so viel abzuwägen, so viel Technik und dann auch noch ein gutes Stück Design, so dass ich nichts übers Knie brechen wollte. Ich bin im Bereich Knie eh nicht so flott unterwegs, also ist es jetzt umso schöner, dass wir heute mein neues Rennrad bei Canyon in Koblenz abholen.

Abholung in Koblenz

Ich habe es an Weihnachten online bei Canyon bestellt und da schon ein ungefähres Lieferdatum bekommen. Da wir es nicht so weit nach Koblenz haben, habe ich gleich ausgewählt, dass ich das Rad vor Ort abhole und es nicht zugeschickt werden soll. Ich erhoffe mir davon, dass ich noch ein paar Fragen stellen kann, immerhin mache ich mit dem dem Rad und seiner Ausstattung jetzt einen regelrechten Quantensprung im Bereich Technik, und mir der Canyon Mitarbeiter gut geschult noch einiges erklärt.

Mein Termin ist heute um 10h und während wir durch den gut gefüllten Showroom zur Abholung laufen, wird mir ganz warm ums Herz. Ich sehe mein neues Rad auch schon aufgebaut auf dem Erklärbock und dann werde ich auch gleich begrüßt. Der junge Mitarbeiter freut sich ähnlich, wie ich, dass ich mein Rad abhole. Er beginnt mit seinen Erklärungen und irgendwie habe ich mir mehr erhofft. Über meine Schaltung weiß er nicht wirklich etwas zu erzählen. Wie ich den Batterieladestand überprüfe reißt er kurz an, was die zweite LED anzeigt, soll ich dann einfach in der Anleitung nachlesen.

Rennrad

Er erklärt mir, dass ich die Scheibenbremse dringend einbremsen muß und empfiehlt dafür einen steilen Berg volle Pulle runter zu fahren, mit ordentlich Geschwindigkeit und dann mal kräftig in die Bremsen zu hauen. Ahja. Ich denke nicht. Da gibt es sicherlich noch weitere Möglichkeiten, als mich mit ziemlicher Sicherheit krass auf die Schnauze zu legen. Der junge Mann sucht die Plättchen um die Scheibenbremsen für den Transport zu sichern und beschreibt was man dann sinnvollerweise macht, wenn man das Hinterrad ausbaut.

Details sind wichtig

Mein Rad hat eine Steckachse und hinten ist eine Kurbel dran. Leider macht er keine Anstalten das Hinterrad auszubauen. Irgendwie hätte ich mir das gewünscht, dass er mir das mal zeigt. Aber so viel Zeit ist für eine Abholung dann anscheinend doch nicht eingeplant. Für das Vorderrad muß ich mir einen Imbusschlüssel besorgen, sagt der junge Mann. Mitgeliefert wird der nicht. Das finde ich unfassbar und kann es auch eigentlich gar nicht glauben. Ich soll mir einfach ein Multitool kaufen, sagt er, da sind diese Größen dabei.

Gut aufgepasst?

An der Servicehotline, als ich den Abholtermin vereinbart habe, hatte ich angekündigt, dass ich auch weiteres Zubehör für das Rad haben möchte. Flaschenhalter, Pedale und einen Halter für meinen Garmin Edge soll der junge Mann auch gleich noch anmontieren, damit ich das Komplettpaket mit heim nehmen kann und dann nicht noch mal anfangen muß Sachen dranzuschrauben. Irgendwie dachte ich, dass das dann weitergegeben wird und er schon Bescheid weiß. So ist es aber nicht. Er wirkt recht überrascht, so dass ich noch mal nachfrage, ob das zeitlich denn jetzt überhaupt noch passt.

Ich suche mir zwei weiße Flaschenhalter und weiße Pedale aus, und alles wird montiert. Der Garmin Halter für mein Cockpit ist gerade nicht da. Das ist doch blöd. Ich habe es doch extra angekündigt! Einmal mit Profis arbeiten, irgendwie ist es hier also doch wie überall. Der Servicehotline und dem jungen Fahrradübergeber ist es anscheinend nicht wirklich wichtig ob ich das selbst dranfummeln darf. Ich ärgere mich kurz, weil meine Erwartungen offensichtlich mal wieder zu hoch waren und weil ich es dann ja eh nicht ändern kann, konzentriere ich mich wieder auf etwas anderes.

Nicht so gut vorbereitet

Mit den weißen Anbauteilen sieht das Rad echt super aus. Gefällt mir total gut. Eigentlich sind wir jetzt fertig, aber ich frage noch, ob er mir bitte auch die Sattelhöhe einstellen kann. Bei Canyon gibt es ja auch eine Ausmessstation, damit man bei den Probefahrten die perfekte Radgröße bekommt und auch der Sattel richtig eingestellt wird. Statt dass er dort meine Schrittlänge bestimmt, oder mich danach fragt, soll ich mich mal drauf setzen und dann macht er einfach pi x Daumen. Einen Zollstock um entsprechend abzumessen hat er sowieso nicht dabei.

Für die Abholung eines Rades bei Canyon ist rund eine Stunde eingeplant und so marschiere ich zur Kasse und der Zeugwart packt mein neues Rennrad ins Auto. Wir laufen an einer deutschen Dogge vorbei, die größer ist als mein neues Rennrad. Das ist ziemlich verrückt. An der Kasse erkenne ich Campino wieder, mit dem im März letztes Jahr alles angefangen hat. Der junge Mitarbeiter kommt noch mal zurück, weil wir den Garmin Halter für mein Cockpit gleich noch online bestellen. Für Zubehör gibt es bei Canyon beim Kauf eines neuen Rades nämlich Rabatt, den ich dann natürlich gleich mitnehmen möchte. Außerdem möchte er mir mit dem Erlass der Versandkosten entgegen kommen, das ist nett.

Krimskrams sichten

Als wir wieder daheim sind, beschäftigen wir uns noch mal ausgiebig mit meinem neuen Fahrrad. Im mitgelieferten Beutel sind noch jede Menge Kleinteile, die der junge Mitarbeiter mir nicht erklärt hat. Da ausschließlich englische Zubehörbeschreibungen mit für mich nicht wirklich leicht verständlichen Zeichnungen beiliegen, setze ich den Zeugwart darauf an Details herauszufinden. Einige Schellen in einem winzigen Beutel müssen wir im Internet über Suchmaschinen herausfinden, weil dazu nichts in den mitgelieferten Beschreibungen zu finden ist. In der Anleitung für die Sattelstütze steht eindeutig mit Hilfe eines Bildes auszumachen, dass meine Sattelstütze falschrum montiert wurde. Vielleicht ist die Anleitung aber auch fehlerhaft?

Das dicke Buch, was in meiner Startkiste beiliegt, hat einen 60 seitigen Bereich auf Deutsch, der sich ausschließlich mit dem Zusammenbau beschäftigt. Da mein Rad bereits montiert wurde, lese ich das zwar alles durch, brauche es aber eigentlich nicht. Obwohl ich laut dem jungen Mann besser noch mal alles nachziehe, meine Pedale, so hat er nämlich zum Abschied gesagt, hat er nur locker angeschraubt, damit sie beim Transport nicht abgehen.

Wie so oft

Meine Erwartungen sind einfach zu hoch. Später erzählt mir der Zeugwart, dass das Vorderrad mit der Kurbel des Hinterrades abgeschraubt werden kann. Das hat nämlich eine andere Mitarbeiterin einem anderen Kunden erklärt. Ahja. Wie überall im Leben ist es, auch bei der Fahrradübergabe, immer eine Sache des Glücks.

Ich freue mich sehr über mein neues Fahrrad. Es passt perfekt und hat alle Ausstattungsmerkmale, die ich haben wollte. Das meine Erwartungen für eine Fahrradübergabe zu hoch sind, dafür kann keiner was. Ich werde Canyon diesbezüglich aber trotzdem ein Feedback geben. Vielleicht hat der, der für die Abholung verantwortlich ist, ja Interesse daran?

Mein nächstes Projekt ist dann übrigens das Einbremsen meiner Scheibenbremsen. Allerdings werde ich mir noch mal genau durchlesen und mich informieren, wie das am Besten gemacht wird. Auf keinen Fall werde ich mich, wie vom Canyon Mitarbeiter vorgeschlagen, einen steilen Berg volle Kanne hinabstürzen um dann eine Vollbremsung zu machen. Soviel ist schon mal sicher. Manche Dinge sind einfach glasklar.