Nachdem ich mich gestern bei der Zwift Academy vollständig abgeschossen habe, war an einen Lauf mit negativen Splits nicht mehr zu denken. Und das, obwohl Garmin Coach Amy mir den sehr wohl in den Trainingsplan geschrieben hatte. Aber beim besten Willen konnte ich da keine Rücksichtnahme an den Tag legen. Meine Oberschenkel waren einfach total platt und mein Körper damit beschäftigt alle meine Tanks wieder aufzufüllen. Erfreulicherweise kann ich diese Zeichen mittlerweile gut deuten und fülle, dank der Ernährungsberatung, passend auf. Ich habe erfreulicherweise deutlich mehr Energie als vor der Ernährungsberatung, allerdings bin ich deshalb noch lange kein Profisportler und Superkräfte habe ich ebenfalls keine.

Wichtige Reihenfolge

Den Lauf von gestern habe ich deshalb noch am Abend auf heute verschoben. Wenn man das beim Garmin Coach nicht macht, dann ist der Lauf verloren. Schieben geht aber immer. Gestern war das also gar kein Problem. Heute Vormittag backe ich erst mal etwas Wanderverpflegung für morgen. Da geht’s nämlich in den Südhessischen Hochtaunuskreis für eine Runde frische Luft. Und ohne Verpflegung macht das ja nur halb so viel Spaß. Also backe ich Bananenmuffins und ziehe mich im anschluß um, zum Lauftraining.

Die aufgerufene Distanz für heute bin ich schon mal gelaufen und wähle deshalb einfach die gleiche Runde. Dort bin ich jetzt auch schon eine Weile nicht mehr angelaufen und sicherlich wird der Herbst hier farblich so richtig glänzen. Und so ist es auch. Der Herbst ist einfach extrem farbenfroh heute. Die Sonne scheint und ich habe auch nur minimal Probleme mit meiner Atmung. Die Feuchtigkeit macht mir immer etwas zu schaffen. Die Sprays wirken dann einfach nicht so lange und umfangreich, wie sie es bei trockenem Wetter tun. Ich biege um die nächste Ecke und sehe von weitem schon einen Riesenschnauzer, der nicht angeleint ist. Das Herrchen ist in der Nähe, also laufe ich guten Mutes weiter.

Unerzogener Fiffi

Wer einen so großen Hund frei am Waldrand laufen lässt, der muuß den ja schließlich ganz gut im Griff haben. Denke ich mir so, weil ich absolut naiv bin und die unfassbare Dummheit der Menschen einfach mal wieder total unterschätzt habe. Der Riesenschnauzer ist taub. Zumindest interessiert ihn das vielfache Fiffi-Gerufe überhaupt gar nicht. Er läuft zielstrebig direkt auf mich zu und steht dann direkt vor mir. Muss sowas sein? Nein. Definitiv nicht. Ich habe keine Angst vor Hunden und denke immer, dass ich im Ernstfall sicherlich Superkräfte entwickeln würde und jeden Hund besiegen könnte. Aber das weiß der Hundeführer nicht. Es ist schlichtweg extrem unverschämt mir dann auch noch weitem zuzurufen, dass der schon nichts tut. Weil der noch nie was getan hat.

Ach. Und gehört hat der Fiffi sonst sicherlich auch immer? Wenn ein Hund so unzuverlässig hört, dann muß er an die Leine. Vor allem am Waldrand und vor allem dann, wenn man sieht, dass andere Menschen drumrum sind. Was soll das? Ich kann nicht an mich halten und muß dem Mann direkt lautstark sagen, was ich davon halte. Dieser Egoismus in unserer Welt, dass jeder denkt, er ist hier alleine, das ist ein weitreichendes Problem. Ich glaube, ich bin trotz oder vielleicht auch gerade wegen meiner Größe total furchteinflößend. Der Riesenschnauzer setzt sich sofort hin und der Mann wird ganz klein mit Hut. Dass man seinen Hund anzuleinen hat, wenn er offensichtlich nicht erzogen ist, schreie ich ihn an. Und er gibt mir recht. Der Hund hat das aber noch nie gemacht, sagt er kleinlaut. Eine wirkliche Chance hat er eh nicht. Er weiß, dass die Aktion mehr als Scheiße war, und außerdem auch total überflüssig.

Sofortige Wirkung

Ich trabe weiter und schnaufe erst mal durch. So ein Wutausbruch treibt massiv viel frische Luft in die Lunge und ehe ich mich jetzt noch weiter ärgere, konzentriere ich mich lieber auf den Wald und die tollen Herbstfarben. Im Umkreis haben meinen Vortrag über Anstand, Rücksichtnahme und Egoismus anscheinend alle Spaziergänger gehört. Jeder führt seinen Hund an der Leine oder ruft ihn zuverlässig an die Seite des Hundeführers. Ein Hund setzt sich auf Kommando abseits seines Herrchens hin, und bleibt solange sitzen, bis ich vorbei bin. Es geht also. Und ich bedanke mich bei jedem Hundeführer,, wie immer.  Die Regel ist das ja offensichtlich nicht.

Ein ordentliches Miteinander ist aber doch gar nicht so schwierig. Ich kann auch langsam antraben, wenn ich merke, dass der Hundeführer noch ein bisschen braucht. So ist das nicht und es ist auch vollkommen ok, wenn ein Hund noch lernt oder das Herrchen mich bitte Abstand zu halten oder langsam zu machen. Man kann sich aufeinander einstellen. Einen großen Hund nicht im Griff zu haben und den einfach so auf Fremde zulaufen zu lassen, das geht nicht.

Das ist vollkommen inakzeptabel. Ohne Ausnahme.

Mein Spray muß ich heute während des Laufes noch zwei mal nach nutzen. Die Feuchtigkeit ist allgegenwärtig und ich kann einfach nicht gut atmen. Mein Training ist heute deshalb sicherlich nicht ganz so effektiv, wie es sich Coach Amy gewünscht hätte. Allerdings laufe ich die ganze Zeit durch, mal schneller, mal langsamer. Und das ist ja schon mal ziemlich cool.