Intervalle kann man mit dem Rad auch draußen fahren, sagt der Coach. Ich habe mich nämlich gefragt, ob das geht. Und da habe ich ein „selbstverständlich geht das“ geerntet und höchstwahrscheinlich auch einen total unverständlichen Gesichtsausdruck, wenn ich ihn gesehen hätte. Habe ich aber nicht. Wir haben telefoniert. Also fahre ich heute früh nicht auf der Rolle, sondern ziehe mich nach Feierabend um und schreibe mir einen Intervalle Zettel. Also da steht drauf, was ich zu fahren habe. Sicherlich total einfach, aber ich kenne mich ja schließlich. Und dann stehe ich im Wald und weiß nicht, was ich eigentlich fahren soll. 

Das gilt es natürlich zu verhindern. Also mache ich den Zettel oben an meiner Lenkertasche fest und fahre in Richtung Wald. Der Vorschlag vom Zeugwart ist klar. Die 10 Minuten einfahren mache ich bis zu einer Waldkreuzung. Hier gehen mehrere Wege ab. Einen davon nutze ich, um 5 Minuten volle Kanne zu fahren. Und dann drehe ich um und fahre 3 Minuten locker. Und dann 5 Minuten volle Kanne und so weiter. Intervalle eben. Wie sowas geht, sollte ja bekannt sein. Auffällig ist, dass ich im kleinen Gang, mit viel Treten, nicht in den vom Coach gewünschten Pulsbereich komme. Ich brauche dafür schon beim Einfahren einen großen Gang. 

Ganz wunderbar passt die Distanz mit der 10-minütigen Einfahrtzeit zusammen und so kann ich direkt an Ort und Stelle mit dem ersten Intervall loslegen, als ich angekommen bin. 5 Minuten vergehen wie im Flug, wenn man ordentlich Gas gibt. Und hier im Wald ist praktisch nichts los. Ich sehe einen Spaziergänger, der sich garantiert über meine Geschwindigkeit wundert. So rase ich hier sonst selten lang. Und natürlich rechnet er nicht damit. Allerdings bin ich auch so flott vorbei gefahren, dass ich seine Reaktion kaum mitbekomme. Nach 5 Minuten nehme ich die Energie raus und fahren die Pause, wie es im Plan steht. 

Als die Pause vorbei ist, geht es wieder volle Kanne los. Ich schalte schwerer und trete so in die Pedale, dass es sich gewaschen hat. Ich nehme den gleichen Weg, den ich eben entlang gefahren bin, nur jetzt in die andere Richtung. Und natürlich wieder am Spaziergänger vorbei, der noch nicht sehr viel weiter gekommen ist. Er schaut ein bisschen verdutzt, aber ich glaube, ich bin nicht das Wunderlichste, was ihm in seinem Leben bisher begegnet ist. Und da ich grüße, ist es vielleicht auch ok so durch den Wald zu fahren. Ich bin schneller, als beim ersten Intervall und muss die Strecke etwas verlängern. 

Die lohnende Pause im Anschluss ist echt super gut und ich erhole mich prima, ehe es ins nächste Intervall geht. Wieder fahre ich an dem Spaziergänger vorbei und grüße. Und wieder grüßt er zurück. Vermutlich denkt er, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe? Ich muss auf jeden Fall darüber lachen, wie ich mir so ausmale, was er sich so alles denken könnte. Und dann verschlucke ich eine der ungefähr 10.000 Mücken, die hier im Wald so rumfliegen. Gut. Das ist nicht zu ändern, die Mücke ist zack weg und ich trinke mal lieber was nach. Nicht, dass die noch irgendwo stecken bleibt. 

Die Pausen sind großartig, aber ich genieße auch die Intervalle, weil ich einfach alles reinlegen kann. Im schweren Gang komme ich auch richtig gut auf den gewünschten Puls. Und die begrenzte Zeit der Verausgabung ist für mich gut überschaubar und gut umzusetzen. Ich habe richtig viel Spaß in diesem Training. Der Spaziergänger feuert mich beim vierten Intervall an, weil er offensichtlich einfach großartig ist. Und dann ist das Training auch schon vorbei. Zum Ausfahren mache ich noch einen 20 Minuten Schlenker durch den Wald, ehe ich ziemlich nass geschwitzt und voller Mücken an meinem hellgrünen Trikot, wieder daheim ankomme. 

Augen auf bei der Kleiderwahl!