Meine Nacht war wieder aufregend. Ich wache ja seit dem Unfall während der Nacht immer mehrfach auf. Entweder einfach so, weil sich mein Kopf denkt, dass wach sein auch eine Option ist, oder weil ich mein Knie umlagern muß. Manchmal komme ich auch komisch an mein Knie und wache wegen Schmerzen auf. Irgendeinen Grund gibt’s halt immer. Heute Nacht kam zusätzlich noch der Duschspiegel dazu, der mitten in der Nacht mit lautem Getöse in die Dusche fiel und ich mir überlegt habe, ob das wohl eine weitere Explosion war und ob der Zeugwart und ich die Evakuierung verschlafen haben.
Heute früh beschließe ich daraufhin, dass ich mir in der Mittagspause die Reste des AfE-Turms ansehen werde. Der Blick aus dem Bürofenster ist einfach nicht mehr der Gleiche und vielleicht hilft mir der Anblick des Schuttberges beim Abschied nehmen? So melancholisch ist es natürlich nicht. Aber ich bin schlichtweg neugierig. Wieviel Schutt liegt noch? Wie sieht’s aus? Und die Frage aller Fragen: schafft mein Knie den Kilometer bis zur Senckenberganlage?
Der Anblick fasziniert mich. Der Schuttberg sieht groß aus, aber nicht so groß, wie ich es erwartet habe. Außerdem ist die Luft von Betonstaub geschwängert und feucht. Die Baume, das Gras und die Blumenrabatten sind alle mit Staub bedeckt und riechen vor sich hin. Viele Passanten halten hier inne, kaum einer eilt vorbei. Die Hochhauslücke ist einfach interessant und der Schuttberg imposant.