Nachdem ich frisch geduscht nach dem Ironman VR7 Zieleinlauf immer noch kaum erschöpft bin, beschließe ich, dass ich den leicht angeschlagenen Zeugwart noch etwas lüfte. Es ist heute absolut nicht sein Tag, aber etwas frische Luft hat noch keinem geschadet. Und weil er nicht besonders fit ist, werden sicherlich weder weit noch schnell spazieren gehen. Ich beschließe deshalb, dass ich einen Müllsack und meinen Müllgreifer mitnehme, den ich netterweise vom Bauhof meiner Stadt zur Verfügung gestellt bekommen habe. Einfach so, weil sie es cool finden, dass ich Müll aufhebe. Es ist ja nun auch deutlich cooler Müll aufzuheben, als Müll hinzuschmeißen, da bin ich der gleichen Meinung. Trotzdem sehr nett, dass die Bauhof Mitarbeiter da so toll unterstützen. Aus dem Nachbarort weiß ich, dass das keineswegs selbstverständlich ist.

Tolle Zusammenarbeit

Man muß eben auch einfach mal Glück haben. Auch beim Bauhof und der Stadtverwaltung. Der Zeugwart ist wirklich nicht fit heute. Wir schleichen also ein bisschen um die vier Ecken. Als Müllspäher ist er aber richtig gut zu gebrauchen. Bis zum Feldrand lasse ich den Sack noch gefaltet. Warum, weiß ich eigentlich nicht, denn auch hier auf dem Bürgersteig liegt die ein oder andere Plastikverpackung rum, die durchaus nicht hier her gehört. Allerdings denke ich mir dazu auch oft, dass das ja genau vor der Haustür der Anwohner hier ist. Und wenn ich hier wohnen würde, dann würde ich meinen eigenen Teil des Bürgersteigs ja doch selbst sauber halten. Vielleicht nicht täglich, aber eben wenn es mir auffällt. Das scheint aber eben nicht die normale Ansicht zu sein. Am Feldrand auf jede Fall, rolle ich meinen Müllsack aus und ziehe mir die Arbeitshandschuhe an.

Die Arbeit mit dem Müllgreifer könnte Blasen verursachen, also bin ich lieber vorbereitet. Während ich auf den ersten Metern am Feldrand schon 20 Zigarettenstummel aufhebe ahne ich bereits, dass das ein sehr langer Spaziergang werden könnte. Großer Kram wird hier eher weniger rumliegen. Es ist der Kleinscheiß´, den die Menschen hier runter fallen lassen, weil sie einfach nicht nachdenken. Oder sie denken nach, was es umso schlimmer machen würde. Ich weiß nicht, was ich mir lieber vorstelle… dass die Menschen unachtsam sind, nicht nachdenken oder dass sie ihren Müll einfach ganz bewusst, aus Ignoranz fallen lassen. Wenn es um Zigarettenkippen geht kann ich mir Unachtsamkeit nicht wirklich vorstellen. Die sind ja sogar oft platt getreten. Der Raucher hat sie also ganz bewusst fallen lassen und sie dann noch ausgetreten um sie liegen zu lassen.

Absichtlich und in vollem Bewusstsein.

6m weit und schon so viel

Das Bild oben zeigt den Füllstand des Sacks nach 6 Metern Feldweg. Ist das nicht erschütternd? Und es ist wirklich so, dass hier täglich viele Menschen vorbei laufen. Hier werden Kinder gelüftet und Hunde ausgeführt. Wir treiben hier Sport, gehen einfach nur spazieren und offensichtlich entsorgen die Menschen hier auch einfach ihre mitgebrachten Snacks und ihre Kippen. Und alle laufen vorbei. So wie ich auch bis vor Kurzem. Natürlich läuft man vorbei. Wahrscheinlich schüttelt man den Kopf und denkt sich, was für ein Schwein hat da denn jetzt den Flachmann ins Gras geworfen.

Aber aufheben tut den Flachmann keiner.

Wer will da auch in den Dreck greifen? Ich auch nicht. Deshalb bin ich über die Müllgreifer froh. Außerdem muß man sich sonst auch wirklich ständig bücken. Also auf nur wenigen Metern liegen hier weitere 35 Zigarettenstummel. Einfach so, am Wegesrand.

Faule Banksitzer

Auch direkt neben einer Bank mit Mülleimer. Der sogar regelmäßig geleert wird. Das Team des Bauhofs hat sogar eine Mülltüte eingehängt und man kann hier seine Kronkorken, ausgemachten Kippenstummel, Zigarettenpäckchen und Bierflaschen direkt entsorgen. Aber das tun die Banksitzer offensichtlich nicht. Mir fällt das im Vorbeirennen nicht so sehr auf, aber jetzt. Hier und heute stelle ich mich direkt neben den Mülleimer und verbringe gute 8 Minuten damit einfach nur aufzuheben, was in meiner Reichweite und der des Greifers um den Mülleimer drumrum liegt. Taschentücher, Desinfektionstücher, Kronkorken, Flachmänner, Kippen, Umverpackungen von Süßigkeiten und sogar Kondompackungen. Alles so, dass ich mich gar nicht bewegen muß. Ich stehe einfach nur auf der selben Stelle und greife und werfe den Müll in den Mülleimer.

Das ist doch wirklich total verrückt.

Wer auf dieser Bank Platz nimmt und seinen Müll neben den Mülleimer wirft, der ist schlichtweg dumm und ignorant. Ich glaube, mir würden da einige Beleidigungen zu einfallen, allerdings ist es ja leider so, dass dumme Menschen Beleidigungen oftmals gar nicht verstehen. Es ist deshalb müssig überhaupt damit anzufangen. Wir nehmen das Verbindungsstück zwischen dieser Bank, um die herum es jetzt aussieht, wie geleckt, und der Nächsten. Auf dem Weg finden wir auch viele Kippen, Taschentücher und Kronkorken. Im Gebüsch liegen ein paar Bonbonpapierchen. Und dann gibt’s an der nächsten Bank ein ähnliches Bild. Auch hier gibt’s einen Mülleimer und drumrum liegt der Müll verteilt. Dabei ist auch dieser Mülleimer keineswegs voll. Ganz im Gegenteil. Dieser hier hat sogar ein Dach, so dass kein Vogel etwas rauskamen könnte. Wobei vollkommen klar ist, dass sich an der erste Bank der Mensch so verhalten hat, das war kein Vogel.

Faule Müllsünder

Nachdem auch um diese Bank der Müll im Mülleimer gelandet ist, spazieren wir weiter und kommen in müllärmere Gegenden. Je weiter das Feld von den Bänken und den leicht zugänglichen Wegen weg ist, desto sauberer ist es hier. Weil die Müllableger, die Ignoranten, die, denen die Umwelt schlichtweg egal ist und die ohne gute Kinderstube zusätzlich auch noch lauffaul sind. Bis hier her kommen sie kaum. Vorne an der Straße wird sich die Situation wieder ändern, da bin ich sicher. Wir laufen am Friedhof vorbei und ich stelle fest, dass die Friedhofsbesucher offensichtlich alle hart daran arbeiten ihren Lieben schnellstmöglich zu folgen. Hier finden wir Masken und unfassbar viele Zigaretten. Raucher schaffen es auch, die Zigaretten einfach überall fallen zu lassen. Auf dem Weg, auf der Friedhofsmauer, in der Bordüre drumrum, auf dem Parkplatz, schlichtweg überall. Gut, dass der Zeugwart unfit ist heute, so ist es ihm egal, dass ich hier mit dem Aufsammeln schwer beschäftigt bin.

Uns begegnen ein paar Spaziergänger, die sich für das Aufsammeln vom Müll bei uns bedanken. Das finde ich nett und toll. Ich sammle hier ja nicht für die, sondern für mich. Trotzdem schön, dass es anerkannt wird. Das Fazit nach 1,5km Wegstrecke und rund einer Stunde Müll sammeln im Feld und in ein paar Straßenzügen: 105 Kippen, 30 Kronkoren, Taschentücher, Masken, Zigarettenpackungen und Bonbonpapiere. Einfach krass.