Die Rennwoche des IRONMAN Frankfurt ist seit Jahren meine liebste Woche im Jahr. Ich mag es, wenn die Veranstaltung die vielen Athleten in die Stadt lockt und sich die Triathleten mit Ausstattung gegenseitig überbieten. Und weil sich am Sonntag wieder zahlreiche Träume erfüllen werden, weil viel Trainingsfleiß und Arbeit ihre Früchte trägt, ist die Woche einfach genau mein Ding. Ich bin leicht zu begeistern. Besonders freue ich mich über die IRONMAN Frankfurt Rennwoche, wenn jemand am Rennen teilnimmt, den ich kenne. Dieses Jahr nimmt Walter Mitty teil. 

Eigentlich wäre sein IRONMAN Frankfurt im letzten Jahr gewesen, aber dank der Pandemie hat er einfach noch ein weiteres Jahr trainiert. 2020 war für Sportveranstaltungen wirklich ein schwarzes Jahr. 2021 wird sicherlich auch nicht sehr viel bunter, aber zumindest finden Rennen statt, was es deutlich sportlicher macht, als das erste Pandemiejahr. Wir könnten eine Pandemie Zeitrechnung einführen. Das würde aber gleichzeitig heißen, dass wir mit mehreren Pandemiejahren rechnen. Was eine Zumutung. Walter Mitty wird also in diesem Jahr ein IRONMAN. Wahnsinn. Ich bin immer ganz beeindruckt, wenn sich jemand anmeldet und dann auch tatsächlich durchzieht. 

Schon so viele meiner Freunde sind, trotz widrigster Umstände, in ein Langdistanzziel gelaufen. Einfach toll. Walter Mitty hat es mit der angesagten Wetterprognose sicherlich am Sonntag auch nicht leicht. Allerdings geht’s ja auch nicht darum, es leicht zu haben. Er will ja einen IRONMAN ins Ziel bringen. Da geht es vor allem darum, durchzuhalten. Nicht leicht wird es von ganz alleine.

Was macht die IRONMAN Rennwoche mit mir so? Was passiert in meinem Kopf? Gerade jetzt, wo mich das Läuferknie wieder ausbremst und zu kurzen Läufen und langen Dehnungen verdonnert? Ist das überhaupt realistisch mit einer Rennteilnahme, egal bei welcher Distanz, von mir? 

Muss so eine Rennteilnahme denn wirklich sein? Das kann man ruhig realistisch sehen. Duisburg im kommende Jahr wird eine Aufgabe. Ich glaube nicht, dass sie unlösbar ist. Aber ich werde jede Menge Trainingsfleiß reinstecken müssen, um ins Ziel zu kommen. Walter Mitty hat auch unheimlich viel trainiert. Er war diszipliniert und fleißig. Sogar dehnen und Yoga standen im Trainingsplan und er hat alles durchgezogen. Alleine für die vielen Trainingsstunden sollten IRONMAN Athleten eine Medaille und ordentlich Anerkennung bekommen. Aber natürlich gibt es das nicht. Der Zieleinlauf, das Finishershirt und die Medaille im Ziel, die sind der Lohn. Und das eigene Bewusstsein, dass man es geschafft hat. 

Das geschafft, was man sich vorgenommen hat. Der Trainingseifer war nicht umsonst. So soll es sein. 

Meine IRONMAN Frankfurt Rennwoche spart sich die Swimnight, weil wir dafür in diesem Jahr nicht angemeldet sind. Sie beginnt offiziell noch nicht mal mit dem NightRun am Donnerstag, denn der findet in diesem Jahr nicht statt. Also für mich schon, aber eben nicht am Mainufer mit all den andere Unterstützern. Diese Pandemie nervt mich wirklich. Der NightRun ist so eine schöne Sache, weil alle Unterstützer und Helfer laufen und die Athleten sie anfeuern. Eben genau andersrum, als am Sonntag, wo die Athleten angefeuert werden. Ich laufe den NightRun morgen trotzdem. Alleine und ohne Anfeuerung. 

Und zwar in Gedanken an bessere Zeiten und als mentale Vorbereitung für das Rennwochenende. Wenn mein Unfall nicht gewesen wäre, dann wäre ich vielleicht längst selbst in ein IRONMAN Ziel gelaufen. Was wäre dann wohl jetzt mein sportliches Ziel? Lohnt es sich darüber nachzudenken? Wahrscheinlich nicht. Ich backe zur Ablenkung einen Nusskuchen. Den nehme ich Walter Mitty morgen mit ins Büro. Jeder IRONMAN Anwärter sollte auf jeden Fall genügend Kuchen in der Vorbereitung bekommen. Das sollte eine Regel sein.