Nachdem wir die leckere Currywurst vollständig verspeist haben drängt unser Gefühl auf die Laufstrecke der Challenge Kraichgau. Und das, weil der Zeugwart und ich ein hervorragendes Gespür für die Zeit haben. Genau zu dem Zeitpunkt, als wir auf die Laufstrecke treffen, fährt der Führende nämlich in die Wechselzone. Wir haben wirklich ein herausragendes Timing.

Timing läuft bei uns

Als der Führende der Challenge an uns vorbei läuft sehen wir ihn zum ersten Mal. Zum ersten Mal auf der Laufstrecke, klar, aber auch sonst so zum ersten Mal. Das Gesicht ist mir vollkommen unbekannt. Ein älterer Herr stellt fest, dass das aber nicht der Raelert gewesen sei… und ich kann ihm zustimmen. Der Führende ist Boris Stein, amtierender Deutscher Meister auf der Mitteldistanz. Er wird die Führung bis zum Schluß nicht aus der Hand geben.
Nachdem ich den Herren also aufgeklärt habe und auch noch die Verfolger an uns vorbei gerannt sind, begeben der Zeugwart und ich uns zu Kilometer 3/ 10 und 17. Im Kraichgau werden drei Runden gelaufen und so sieht man die Athleten 6 mal an sich vorbei kommen. Obwohl wir die Schirme noch immer dabei haben, kommt jetzt immer öfter die Sonne raus.

Es wird kein Raelert siegen

Die Läufer laufen hier noch einsam. Es ist nicht viel los und die Profis machen so große, weiausschreitende Schritte, dass ich mir die Flugphase ganz genau betrachten kann. Andreas Raelert ist noch nicht vorbei gekommen. Er fährt noch Fahrrad und wird deshalb heute hier nicht um den Sieg mitlaufen. Ich bin begeistert, dass er trotzdem weitermacht und nicht einfach aufgibt, weil es eh nicht mehr ums Gewinnen geht. Es gibt viele Sportler die das machen würden…
Als Andreas Raelert dann bei uns vorbei kommt rufe ich ihm zu, dass er das toll macht. Aber er lächelt nur müde. Ich hoffe nicht, dass er sich veräppelt vorkommt. Ich finde es schließlich wirklich toll, dass er einfach weitermacht und den Wettkampf offensichtlich ins Ziel bringt. Seine Leistung ist in meinen Augen sowieso übermenschlich, so weit vorne bin ich nie dabei. Also alles in allem toll.
Über den Athletenticker erfahren wir, dass die Teamchefin nach einer Gesamtwettkampfzeit von irgendwie groben 4:30Stunden vom Rädchen gestiegen ist. Jetzt kann es nicht mehr lange dauern, bis sie bei Km3 auf der Laufstrecke, und damit hier bei uns, auftaucht. Kurz vor ihr sehen wir Karina, die gleich mal eine kurze Laufpause bei uns einlegt. Und dann ist die Teamchefin auch schon da. Wir halten ihr Plakat hoch, aber das ist gar nicht so wichtig. Sie ist einfach froh uns zu sehen, drückt uns und ich bin spontan klatschnass. Wie ein Schwamm habe ich mir gleich eine ordentlich Portion Wasser ins T-Shirt gezogen. Egal. Darauf können wir jetzt keine Rücksicht nehmen. Die Teamchefin und Karina hüpfen zurück auf die Strecke und laufen weiter. 3km haben die beiden Damen schon. Respekt. Wir geben den aktuellen Wettkampfzwischenstand gleich über die Medienkanäle an die anderen Anfeuerer weiter.

Hauptsache Stimmung

Der Zeugwart und ich bieten mit Ratsche und Schellenkranz und jede Menge guter Wünsche ein kleines Stimmungsnest bei Km3/10/17. Es gibt einige Athleten die an uns vorbei laufen und sich bedanken und wir schaffen es, dass viele die in eine Gehpause verfallen sind, wieder anlaufen, weil wir sie ermuntern können. Nach einer Weile sehen wir Bibi von weitem und ich rufe ihr zu, dass sie das ganz prima macht. Dann halte ich ihr noch mein Plakat entgegen und schon ist sie vorbei. Wir geben auch diesen Zwischenstand an die anderen auf der Strecke durch und harren weiter aus.

Jeder Athlet bekommt von uns seine Anfeuerung. Wir bekommen dafür von der Sonne mehr als genug Aufmerksamkeit. Mittlerweile ist es richtig warm an und natürlich auch auf der Strecke der Challenge. Den Athleten, die bei uns zum dritten, vierten oder fünften Mal vorbei kommen, merkt man die Sonne auch an. Aber praktisch jeder freut sich, dass wir bei jeder Runde da stehen und uns freuen, dass sie durchhalten. Ich sehe einen tollen Zoot Anzug, der mir ganz hervorragend gefällt. Und gleich zwei Damen führen ihn mir heute insgesamt 6 mal vor.

Das ist prima, so kann ich Sitz und Paßform genau beobachten. Die Laufstrecke als Catwalk… wenn die Damen das wüßten. Und ob den Herstellern das so klar ist? Einige Hosen- bzw. Anzugproduzenten sollten sich ihre Fabrikate mal bei so einem Wettkampf betrachten, wenn die Rückentaschen voll mit Verpflegung bepackt sind, wenn die Stoffe komplett durchnäßt sind, weil die Athleten sich becherweise Wasser zum kühlen überschütten und wenn Gel von verklebten Händen an die Anzüge geschmiert wird. Es gibt Outfits, die stecken all das prima weg… und es gibt eben welche, die dies nicht ganz so gut tun.

Es geht nur um das Ziel

Der Athletenmotivation tut dies keinen Abbruch und so bringen wir praktisch alle Athleten der Mitteldistanz dieser Challenge Kraichgau geübt ins Ziel. Darunter natürlich auch die Teamchefin und Bibi. Beide Damen geben alles. Bibi läuft wie ein Uhrwerk und ich habe das Gefühl, ihr ging es eh nur um den Lauf. Stetig läuft sie bei uns vorbei, lächelt, freut sich, dass wir da sind und dass wieder ein Ründchen geschafft ist. Herrlich anzusehen. Die Teamchefin muß sich die zweite Runde mehr erkämpfen als Bibi. Der Bauch macht Probleme. Aber, weil der Bauch heute nicht viel zu melden hat, läuft sie weiter und weiter und weiter. Immer dem Ziel ihrer Challenge Kraichgau entgegen.

Wir treffen auch Helge vom „Alles auf Roth-Blog“ die bereits ihr Rädchen ausgecheckt hat und sich gerade auf dem Weg zur Dusche macht. Es ist wirklich schön, schreibende Bekanntschaften zu treffen und dann ein Gesicht zum Text zu haben. Als unsere beiden Damen dann zum wirklich allerletzten Mal bei uns vorbei kommen, verlassen wir unseren Anfeuerungspunkt beim Challenge Kraichgau. Mittlerweile sind auch hauptsächlich Athleten der Sprintdistanz auf der Strecke, die kennen uns nicht und deshalb ist es nicht schlimm, wenn wir den Anfeuerstützpunkt aufgeben.

Vollkommen geschafft, fix und alle von der Sonne und extrem müde pilgern wir langsam zum Auto. Soviele Eindrücke machen mich einfach fertig. Der Zeugwart kutschiert uns nach Hause und ich schlafe gleich auf der Fahrt ein. Ich träume vom Triathlon, vom Regen und von Köln. Und als ich aufwache weiß ich genau, bis zum Triathlon in Köln habe ich noch jede Menge zu tun. Wir sind früh im Bett wie nie und schlafen beide sofort ein. Wenn die Athleten auch nur halb so fertig sind wie wir,  brauchen sie wochenlange Erholung!