Die Zeit zwischen den Jahren ist bei uns normalerweise mit Besorgungen oder letzten Erledigungen gefüllt. Normalerweise. Dieses Jahr ist ja eh vieles anders und so auch unsere Zeit zwischen Weihnachten und Silvester. Es ist so auf jeden Fall deutlich entspannter und mir gefällt das ganz gut. Ich habe das schon das ganze Jahr genossen, dass die Wochenenden weitgehend entspannt waren und so finde ich auch Gefallen an dieser Zeit. Die Zeit dazwischen. Zwischen den Jahren gibt’s ja nicht so wirklich und doch finde ich die Bezeichnung für die paar Tage zwischen Weihnachten und Silvester total passend. Heute plane ich einen Lauf ein, weil ich frei habe und finde, dass das Jahr 2020 sportlich zu Ende gehen sollte. Und es ist ja noch nicht mal gesagt, dass das heute der letzte Lauf in diesem Jahr werden wird. Mal sehen, was es für ein Lauf wird? Eine Waldrunde vielleicht?

Ich bin voller Tatendrang! Ich merke das schon.

Herrlicher Zustand. Ich habe also frei und ziehe mich gleich mal um zum Laufen. Es soll nicht regnen, aber eiskalt ist es. Aber mit Bewegung geht’s gleich ganz bestimmt. Ich trabe also los und peile mal meine bekannte 8,xkm lange Runde an. Die führt durchs Feld und die Wege sind geteert, geschottert oder asphaltiert. Im Wald ist es ganz sicher immer noch richtig schlammig, deshalb finde ich die Wege – Alternative für heute gar nicht schlecht. Das Wetter ist wirklich ganz angenehm trocken und so trabe ich in Richtung Feld. Als ich es weitreichend überblicken kann vergeht es mir allerdings direkt wieder.

Das Feld mit den perfekten, schlammfreien, Wegen, ist voll mit Menschen. Es ist keine Demonstration, aber wenn ich hier entlang laufen will, wird das ein regelrechter Slalom. Das ist nicht das, was ich machen möchte heute. 8km im Slalom um Erwachsene, Hunde und Kinder rumtragen und dabei noch auf Gegenverkehr achten ist anstrengend. Zu viel Kontakt stresst mich. Ich laufe, um den Kopf frei zu kriegen, nachzudenken und mich zu entspannen. Ich höre gerne ein Hörbuch dabei. Aber ich umrunde nicht unglaublich gerne Passanten, wenn ich es vermeiden kann. Mal jemanden zu überholen ist kein Problem. Ich habe die Feldwege ja nicht reserviert. Aber das hier ist etwas anderes.

Getümmel

Ich kann hier auf keinen Fall weiterlaufen. Das macht mir so keinen Spaß. Also beschließe ich in den Wald abzubiegen. Gleich jetzt sofort. Wenn ich jetzt umdrehe und einfach den gleichen Weg zurück trabe, dann habe ich keine 8km und die sollen es schon sein. Nicht, weil es irgendwo in meinem Trainingsplan steht, sondern, weil ich das vorhin mit dem Räuberhauptmann so geklärt habe. Auf seinem Trainingsplan stehen die nämlich drauf. Da laufe ich doch einfach mal mit. Ich biege also in den Wald ab und bin nach wenigen Schritten ganz für mich.

Alle Spaziergänger lieben das Feld. Der Wald ist vereinsamt. Und erfreulicherweise sind die Wege nicht so schlimm, wie gedacht. Klar, es ist deutlich schlammiger, als auf den sauberen Feldwegen, aber wer braucht schon saubere Laufschuhe? Ich drossel mein Tempo ein bisschen, weil ich mit dem unbefestigten Untergrund viel in meinem Knie zu tun habe. Ansonsten trabe ich aber einfach locker weiter. Und ich bleibe praktisch alleine im Wald. Noch nicht mal ein unerzogener Hund kreuzt heute meinen Weg auf dieser Waldrunde. Das ist ja fast zu schön, um wahr zu sein.

Während der Räuberhauptmann wahrscheinlich längst zurück zu Hause ist, trabe ich weiter munter meine Waldrunde. Die Wege sind wirklich ok. Ich hätte gleich hier entlang laufen sollen! Aber im Nachhinein ist man eben immer schlauer. Ich brauche für die über 8km heute eine gute Stunde und muß nur die letzten paar hundert Meter wieder in umfangreicher Gesellschaft absolvieren. Aber man kann es bei dem schönen Wetter auch keinem verübeln, wenn man lieber draußen ist, als drinnen. Nur, dass die Leute eine Waldrunde so gar nicht mögen ist interessant.