Ich brauche eine neue Sportbrille. Es ist nicht so, als hätten wir keine Sportbrillen zu Hause, das ist unbestritten. Aber es ist so, dass eine fast auseinanderfällt, eine ist zu klein, eine zu hell, eine zu dunkel und überhaupt kann man ja auch nicht ewig mit der gleichen Brille rumfahren. So einfach ist das. Besser haben, als brauchen ist da oft das Motto vom Zeugwart. Ich habe gerne eine Brille, die alles kann. Im Idealfall. Eine eierlegende Wollmilchsau quasi. Und dabei finde ich meine Ansprüche an eine Sportbrille gar nicht so überzogen. Da ich die perfekte Sportbrille aber bisher nicht zu Hausse haben, scheint darauf hinzudeuten, dass die perfekte Brille doch nicht so einfach zu finden ist.

Was braucht meine perfekte Sportbrille?

Abseits vom natürlich notwendigen festen Sitz brauche ich einen guten Kontrast. Gerade beim Fahrradfahren mit viel Abwechslung zwischen Feld und Wald ist ein guter Kontrast wichtig. Die Unterschiede zwischen Licht und Schatten schafft meine eigene Sportbrille nur schlecht. Gerade, wenn ich von einem sonnendurchfluteten Feld in den Wald hinein fahre, sehe ich so gut wie nichts. Ich wünsche mir außerdem eine photochromatische Scheibe. Also eine, die sich verändert, je nach Helligkeit. Und dann muss meine Sportbrille groß genug sein. Die Scheibe muss meine Augen, in denen ich Kontaktlinsen trage, gut gegen Wind schützen. Es scheint, als bin ich eh gerade bei „wünsch Dir was“ und deshalb wäre es natürlich zusätzlich super, wenn die Brille außer zum Rad fahren auch noch zum Laufen taugt.

Kurz gefasst und etwas übersichtlicher sind meine Top 3 also:

  • photochromatische Gläser
  • gute Licht und Schatten Eigenschaften
  • groß genug zum Rad fahren und klein genug zum Laufen

Wie testet man das jetzt am besten? Es ist ja nun so, dass man einen Optiker mit erheblicher Auswahl braucht und dann auch noch genau das Wetter, um die Brillen zu testen. Und im Laden testen ist ja auch noch mal etwas anderes, als während der Fahrt. Ganz klar. Da wir bisher mit Optimum Augenoptik in Bruchköbel super Erfahrungen gemacht haben und es hier einen ganzen Ladenteil mit Sportbrillen gibt, führt unser Weg auch jetzt wieder dort hin. Vom Profi beraten zu werden finde ich immer eine gute Sache und so kosten wir die Beratung in Bruchköbel entsprechend aus und dürfen ein paar Modelle zum Test mitnehmen.

Der erste Test: Rudy Project Cutline

Heute ist das Wetter warm und teilweise sonnig. Ich glaube, im Schatten wird es kühl, aber zum ersten Test passt das Wetter, denke ich. Sonne und Schatten im Wechsel bietet der Himmel, also legen wir gleich mal los und testen die ersten Modelle. Natürlich mit den Rädern. Immerhin suche ich ja die eierlegende Wollmilchsau für das Rad fahren. Die Rudy Project Cutline* ist eine ziemlich große Brille, also zumindest für mein Gesicht. Das ist aber sicherlich für die Windstille an den Augen ganz hervorragend.

Und tatsächlich bestätigt sich die Annahme nach wenigen Metern. Meine Augen sind perfekt abgeschirmt. Die Gummiränder des Brillenglases kann man ganz oder teilweise abmachen. Das geht wirklich super einfach und verändert das Tragegefühl immer ein bisschen. Sicherlich nicht massiv. Allerdings schon so, dass es für meine Nase vom Gewicht her merkbar ist. Und auch so, dass ich ein bisschen mehr Wind merke, wenn der obere Gummirand abmontiert ist.

Tönung der Sportbrille

Die Tönung finde ich ganz angenehm. Allerdings ist es heute auch nicht heftig hell. Ich trage ein blau-lila verspiegeltes Glas in der weißen Version der Rudy Project Cutline*. Die Welt wirkt kühl beim Blick durch das Glas. Alle Farben sind eher gräulich, statt anheimelnd und warm. Die lila Verspiegelung sieht von außen angeschaut natürlich cool aus. Aber in erster Linie geht’s mir ja um das Durchsehen für mich selbst. Und da bin ich von der Tönung nicht so 100 % überzeugt. Wenn die Brille richtig dunkel ist, könnte ich sie mir auch gut noch dunkler vorstellen. Und wir haben noch nicht mal richtig hellen Sonnenschein. Ich denke also, dass eine schwärzere Tönung mir lieber wäre. Aber was ist da bei photochromatischen Gläsern denn eigentlich möglich. Von 0 % Tönung, also einer vollkommen klaren Sicht bis hin zu praktisch schwarz, geht so ein Glas ja nicht. Da muß ich also sicherlich einen Mittelweg finden.

Bumper bzw. Glasumrandungen

Sport tauglich ist die Brille aber auf jeden Fall, das kann ich mit absoluter Sicherheit sagen.  Ich probiere mich heute durch jede mögliche an – und absteckerei der Glasumrandungen. Unten ist es mir praktisch egal, oben wird es windiger, wenn die Glasumrandung fehlt. Die Glasumrandungen lassen sich blitzschnell entfernen und auch wieder aufstecken. Ich denke, die sind schon allein deshalb super praktisch, um die Scheibe zu schützen. Allerdings wirbt Rudy Project, der Hersteller, damit, dass die Scheibe unzerstörbar ist. Die kleinen Glasumrandungen bewahre ich in einer kleinen Reißverschlusstasche im Inneren meiner Route- Werks Handlebarbag auf. Einfach so in der Trikottasche hätte ich ein schlechtes Gefühl irgendwie.

Tragegefühl

Die Radrunde heute führt uns über zugige Felder, praktisch windstille Schneisen und durch den Wald. Wir haben eine leichte Bewölkung, aber immer mal wieder kommt die Sonne raus, sodass die Scheibe ihre volle Tönung entfalten kann. Ich muss die Brille ziemlich eng stellen, damit sie nicht rutscht, weil sie ab Werk einfach für größere Köpfe eingestellt ist. Mit den Glasumrandungen merke ich die Sportbrille deutlich auf der Nase, ohne die unteren Umrandungen ist das Tragegefühl für mich schon deutlich angenehmer. Die Glasumrandung oben auf der Scheibe, also an der Stirn, kann man natürlich ebenfalls entfernen, allerdings habe ich heute beim graveln ein angenehmeres Gefühl an den Augen, wenn die Umrandung montiert ist.

Ohne die obere Umrandung ist es meinen Augen etwas zu zugig. Ich frage mich, wie das mit dem Rennrad auf der Straße dann wäre? Oder ob mich die obere Umrandung der Scheibe in der Aeroposition auf meinem Zeitfahrrad stören würde? Höchstwahrscheinlich schon. Ich fahre das Triathlonrad zwar im Moment nicht, aber da ich die Brille ja nicht nur als Eintagsfliege kaufen werde, muss die Handhabung mit dem Triathlonrad natürlich bedacht werden. Meine letzte Sportbrille habe ich seit guten 10 Jahren und erst seit letztem Jahr löst sich der Bügel langsam auf.

Fazit

Statt Fahrrad zu fahren, wie der Zeugwart und ich das normalerweise machen, halten wir heute öfter mal an. Brille umstecken, Sportbrille tauschen, Foto machen, das alles gehört sonst eher selten auf unsere Graveltouren. Obwohl ich, das dürfte bekannt sein, wirklich viele Bilder mache, während wir unterwegs sind. Dafür muss ich mir auch noch eine bessere Möglichkeit suchen, aber das ist dann das nächste Projekt. So ein Sportbrillentest verlangt ja auch ein bisschen Vorbereitung, wenn man die eierlegende Wollmilchsau sucht. Wir hatten also auch wirklich Gepäck dabei. So eine Brille steckt man ja auch nicht einfach so in die Trikottasche.

Ich glaube, ich werde nicht vornehmlich zum Sportbrillentester. Oder zum generellen Produkttester. So etwas ist wirklich extrem aufwendig und die eigentliche Freude der Gravelrunde bleibt etwas im Hintergrund. Ständig auf Besonderheiten achten oder die Gummiumrandungen wechseln ist einfach zu viel, für einfach nur eine Runde Rad fahren. Allerdings kann mir die Suche nach einer neuen Sportbrille ja auch keiner abnehmen. Da muss ich realistisch sein. Das, was für jemand anderen die perfekte Brille ist, muss sie für mich nicht zwangsläufig sein.

Bei der Suche nach einer neuen Sportbrille bleibt also der umfangreiche Eigentest nicht aus. Zumindest dann nicht, wenn man so hohe Ansprüche an das Accessoire hat, wie ich. Natürlich stelle ich die anderen Brillen, die wir zur Auswahl von Optimum Augenoptik in Bruchköbel mitbekommen haben ebenfalls noch vor. Dabei sind auch andere Hersteller. Ich bin gespannt und guten Mutes, dass ich die richtige Sportbrille für all meine Ansprüche finde.