Für den Ironman VR7, für den ich mich ja in einem Zuge grenzenloser Selbstüberschätzung angemeldet habe, müssen insgesamt 21km gelaufen werden. Eigentlich einmal 5km, statt dem Schwimmen, und dann noch mal 21km. Ich bin läuferisch ganz gut dabei und habe heute Großes vor. Ich laufe einfach alle Kilometer, die mir noch fehlen. Laut dem Zeugwart ist das ja überhaupt gar kein Problem. Ich selbst bin mir da mal gar nicht so sicher, aber darum geht es ja auch nicht. Manchmal können einen Andere ja so viel besser einschätzen, als man sich selbst. Ich glaube also an den Zeugwart und laufe los. Die Luft ist herrlich. Noch ist es recht kühl, aber es soll ja gut warm werden heute. Die Einsamkeit der Strecke ist noch nicht durch zahllose Spaziergänger getrübt.

Ich trabe holprig über meine Laufstrecke. Irgendwie laufe ich unrund und es fühlt sich mühsam an. Ob das mit dem Ironman VR7 wirklich so eine gute Idee war? Aber ich kann jetzt nicht „nicht finishen“. Ich habe das Team Zoot motiviert und die Teamkollegen sind zahlreich dabei ihre Kilometer abzuspulen. Da kann ich jetzt nicht schlapp machen. Also trabe ich unrund durch die Gegend. Der Zeugwart und ich haben hier erst vor kurzem den Wald sauber gemacht, aber es sieht schon wieder richtig krass dreckig hier aus. Das ist wirklich auffällig, was man einfach so am Wegesrand hier so an Müll sieht. Und ich weiß gar nicht, wer da so auf den Gedanken kommt, seinen Müll einfach so im Wald zu entsorgen.

Klar, aus der Tasche rausfallen kann einem immer mal was. Das ist auch nicht der Müll, den ich meine. Hier liegen Bierflaschen, Flachmänner, unzählige Zigarettenkippen, Riegelpapierchen, Masken, Taschentuchverpackungen, Blumentöpfe. Also ich glaube, ich werde mich nach dem Ironman VR7 Zieleinlauf noch mal mit einem Müllsack auf die Pirsch begeben. Wobei ich den Müll hier gar nicht wirklich suchen muß. Manchmal denke ich ja, wenn ich mit so einem Müllsack losziehe, dass ich den leer wieder mitbringe. 100 Zigarettenkippen nehmen eben einfach auch nicht besonders viel Platz weg. Hier allerdings, auf diesem Teil meiner Laufstrecke muß ich mir darüber wohl eher weniger Gedanken machen. Die Einsamkeit zieht sich heute über viele Kilometer weit. Das ist wirklich schön. Ich bin mit dem ganzen Müll ziemlich alleine im Wald.

Als ich den Wald verlasse, tritt ein Reh über den Weg und schnuppert an einer Snickers Verpackung. „Nicht mein Müll, aber mein Planet“ trifft es da jetzt irgendwie ganz gut. Klar würde ich so eine Verpackung nicht in den Wald werfen. Ich mag Snickers noch nicht mal. Aber dass Reh und alle andere Waldbewohner mit unserem Müll so zurecht kommen müssen, ist auch irgendwie totaler Mist. Ich trabe raus aufs Feld. Hier scheint die Sonne satt. Es ist noch nicht so warm, wie angekündigt, aber ein paar deutliche Grad wärmer, als im Wald eben.

Und wie ich da so am Feldrand entlang trabe, übt der Reitstallbesitzer auf der einen Seite mit seinen Pferden die Kutschenfahrerei. Und schräg vor mir blitzt etwas im Gebüsch auf. Das ist aber komisch. Was könnte das sein. Und dann erkenne ich es. Ein Mann sitzt gut getarnt zwischen zwei Büschen. Er trägt eine Tarnuniform und eine Kappe. Fast verschwimmt er komplett im Dickicht, nur die Reflexion der Sonne in seiner Kameralinse, die hat mich ihn überhaupt bemerken lassen. Das Objektiv ist beeindruckend groß. Anscheinend geht’s hier um eine besondere Aufnahme? Der Herr fotografiert einen Vogel. Nun gut. Ich wünsche viel Erfolg und trabe weiter.

Der Lauf für den Ironman VR7 endet ähnlich einsam, wie er begonnen hat. Es ist noch deutlich vor dem Mittag und die Menschen sind einfach alle noch zu Hause. Das ist ganz schön, weil ich so kein Spießrutenlaufen um Spaziergänger machen muß. Ich habe den Weg ganz einfach für mich und laufe dem Ende des Laufteils vom Ironman VR7 entgegen. In einer Stunde bin ich mit den Teamkollegen zum Rad fahren verabredet. Wir wollen die geforderten Kilometer auf der Rolle gemeinsam fahren. Da bin ich ja mal gespannt, ob das bei mir so klappt. Immerhin habe ich ja nun gute 13km in den Beinen.

Zurück zu Hause trinke ich einen Recovery Shake, weil ich mir erhoffe, dass ich damit frisch gestärkt auf’s Rad steigen kann. Richtig Mittag essen bietet sich vor dem Rad fahren für mich nicht an.