Wenn ich durch unseren Wald laufe, lasse ich die Gedanken oft schweifen. Wie schön das ist, erst über die Felder zu rennen und dann in den Wald abzutauchen. Unser Wald ist dicht und beherbergt ein Seengebiet, das durch ehemalige Steinbrüche entstanden ist. Zusätzlich gibt’s ein paar Freiflächen, mit Streuobstwiesen. Das Gebiet ist nicht besonders groß, aber es gefällt mir einfach besonders gut. Auch wenn ich es als Laufrevier schon mehrfach eingekreist habe, finde ich es dennoch ein schönes Refugium, mitten im Rhein-Main Gebiet. Kein Wunder, dass hier, zumindest bei schönem Wetter, auch immer einiges los ist. Und wo viele Menschen unterwegs sind, da gibt’s auch viel Müll. Zumindest scheint mir das so. Beim Lauftraining fällt mir immer Müll auf im Wald.

Als Läufer lässt man nichts zurück. Und eigentlich sollte das auch für Spaziergänger, Wanderer und Kurzrastler im Wald gelten. Allerdings ist das nicht so. Mir fällt das wirklich immer öfter auf. Im Wald liegt alles Mögliche rum. Angefangen bei großem Müll, also sowas wie Autoreifen, Felgen, Radkappen, Plastikkisten oder dieser Motorblock, den wir heute entdeckt haben:

Und weiter geht’s dann natürlich mit dem Kleinscheiss wie Zigarettenkippen, Taschentücher und so. Beim großen Müll bin ich besonders schockiert. Das bedeutet nämlich, jemand fährt mit einem Fahrzeug extra in den Wald, statt zum Bauhof / Werstoffhof / Mülldeponie und lädt seinen Müll einfach dort ab. Ist der Weg in den Wald wirklich so viel kürzer entfernt? Sind es die Öffnungszeiten? Ist es unangenehm auf dem Werstoffhof seinen Müll abzugeben? Kostet das etwas? Was treibt die Menschen dazu so etwas im Wald abzuladen? Der Zeugwart und ich leihen uns heute bei der >Einfach bücken< Initiative Müllgreifer* aus und gehen unserem Wald Müll-mäßig mal an den Kragen. Meine Vorstellung ist dabei wie folgt:

Wir gehen spazieren und sammeln, immer mal wieder, etwas ein. Ein Zigarettenstummel hier, ein Papierchen da, vielleicht auch mal ein Bonbonwickel.

Ich erwarte eben, das, was einem mal aus der Tasche fallen kann. Oder wenn jemand seine Kippe eben nicht mit heim nehmen möchte. Die Realität holt mich bereits am Parkplatz ein. Hier gibt es keinen Mülleimer, was die Menschen hier offensichtlich dazu antreibt, ihren Müll einfach fallen zu lassen. Ich starte mal meine Uhr, einfach um später eine Zeit und auch die gelaufenen Kilometer in den Müllvergleich setzen zu können. Es ist ja nicht so, als wäre ich hier zum Sport machen. Aber wir wollten ja ein bisschen spazieren gehen und unseren Wald dabei etwas sauber machen. So viel wird hier ja nicht rumliegen. Denke ich mir, weil ich naiv bin.

Wenn ich mir nun aber den Parkplatz genau anschaue, dann wird mir ganz anders. Ich kann hier sicherlich auf einem Radius von 20m einen halben Sack füllen. Gut, dass wir mehrere Müllsäcke eingepackt haben. Wir beginnen an unterschiedlichen Enden des Parkplatzes und ich bin baff und geschockt zugleich. Wir Menschen sind einfach unglaublich dreckige Geschöpfe. Und zerstörerisch sind wir auch. Innerhalb von noch nicht mal 10 Minuten habe ich meine 35l Mülltüte zur Hälfte gefüllt. Dabei sammle ich leere Flaschen verschiedenster alkoholischen Getränke, Kondompäckchen, Taschentücher, Blumenübertöpfe, Verpackungen von Süßigkeiten und Zigarettenstummel auf. Wäre das anders, wenn hier ein Mülleimer stehen würde?

Wir spazieren los. Den Weg in den Wald hinein. Dabei achten wir nicht nur auf die vielen Vögel, die heute mächtig am zwitschern sind, sondern auch auf Müll, den wir einsammeln könnten. Hier gibt es regelrechte Müllecken. Also so kommt es mir zumindest vor. Da, wo schon etwas liegt, da wirft man einfach was dazu. Entweder, damit die, die den Wald sauber machen, eben alles gleich beisammen finden, oder, weil man denkt, wenn Andere hier schon was hingeworfen haben, dann ist es nicht so schlimm, wenn von einem selbst auch noch was dazu kommt. Menschen sind eben Rudeltiere. Wenn einer es vormacht, dann wird das schon ok sein, wenn man folgt.

Im Grunde mache ich mit dem Zeugwart heute ja nichts Anderes. Wir haben uns die Müllgreifer auch nur ausgeliehen, weil wir von der <Einfach Bücken> Initiative gelesen und im Fernsehen einen Bericht gesehen haben. Und dann habe ich einfach gedacht, dass ich in dem Teil vom Wald, in dem ich eh unterwegs bin, doch auch sauber machen könnte.

Den Müll von Anderen wegräumen. Ist das cool?

Wirklich cool finde ich das nicht. Da bin ich ganz ehrlich. Es ist mehr erschreckend, als schön und ich weiß auch wirklich nicht, ob mein Ansicht von Menschen nicht arg darunter leidet, wenn ich im Wald den Müll aufsammle. Zum Beispiel Hundekotbeutel. Warum schmeisst ein Hundebesitzer den in den Wald? Sollte so jemand überhaupt einen Hund haben dürfen? Wo ist da die Logik? Und würde so jemand den gefüllten Beutel bis zum nächsten Mülleimer mitnehmen, wenn in absehbarer Entfernung einer stünde? Da bin ich mir eben nicht sicher. Bei uns im Wald gibt’s erstaunlich wenig Mülleimer. Allerdings weiß ich auch nicht, wer die alle leeren sollte. Und das, was ich mitbringe in den Wald, das nehme ich halt auch einfach wieder mit heim.

Ich verstehe echt nicht, wo daran die Problematik liegt. Und wenn ich es nicht mit heim nehme, dann eben wenigstens bis zum nächsten Mülleimer. Aber noch nicht mal das schaffen die Leute ja offensichtlich. Der Zeugwart und ich machen heute einige Fotos für den Mängelmelder unserer Stadt. Dort kann man die Position von Müll im Stadtgebiet melden und die Mitarbeiter vom Wertstoffhof holen den dann ab, mit dem Auto und entsprechender Ausrüstung. Zusätzlich haben wir mit unserem Müllsammeln zwei 35l Müllsäcke prall gefüllt. Und wir haben noch eine große Plastikkiste im Wald gefunden und die ebenfalls noch mit Müll gefüllt. Einfach unglaublich.

Die Bilanz waren 40 Minuten, 2km und 85l Abfall. Das ist wirklich ziemlich traurig und absolut verrückt.