Was ist denn ein typischer Mittwoch im Arbeitsleben? Bei uns ist am Donnerstag Feiertag und so gleicht dieser Mittwoch einem Freitag, bei dem allen einfällt, dass sie schnell noch etwas benötigen. Und zwar natürlich etwas so dringendes, dass es noch vor dem Feiertag abgearbeitet werden muß. Selbstverständlich. Zu allem Überfluss habe ich dann noch lauter unkonzentrierte Mitarbeiter, die wahrscheinlich alle bereits im Feiertagsmodus sind und deshalb inkorrekte, unvollständige und schludrig zusammengestellte Dateien liefern. Und der Chef sagt natürlich, bei ersten Blick auf diesen Wust, dass er dafür keine Zeit hat und ob ich das nicht flott machen kann. Natürlich. Kann ich. Aber ich schreibe klar stellende und mit Absicht ausdrucksstarke Emails an die Ersteller, die mit unfreundlichen Worten gespickt sind. Weil nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen sein kann.

Auch nicht vor einem Feiertag.

Da wir morgen zu einer Wanderung bei bestem Wetter verabredet sind, habe ich meinen Lauf mit Coach Amy von morgen auf heute geschoben. In der Garmin App geht das wirklich einfach, wenn man weiß wie es geht. Alles ist ja recht einfach, wenn man weiß wie man es machen muß. Ich verschiebe nicht so oft Läufe, deshalb muß ich immer neu schauen, wie die Funktion „neu planen“ zu finden ist, aber dann ist es leicht. Der morgige Lauf ist 2,4km am Stück traben und 2 Minuten ein- und ausgehen oder laufen. Jetzt, nachdem ich die Umplanung vollzogen habe, ist es der heutige Lauf.

Ich ziehe mich um und weil ich schon den ganzen Tag friere, denke ich sogar über eine Jacke nach. Allerdings teilt mir der Zeugwart mit, dass es draußen total warm sei. Den Jackenzahn zieht er mir also ziemlich schnell. Ich bin kritisch, denn ich habe wirklich eiskalte Hände und kann mir deshalb überhaupt nicht vorstellen, dass es draußen angenehm warm sein kann. Vielleicht sind es aber auch nur mein kalten, unfreundlichen Herzmomente, die mich frieren lassen? Ich vertraue dem Zeugwart und starte meine Uhr. Der Himmel über dem Rhein-Main Gebiet ist heute voller Flugzeuge, es ist fast so, als wäre Corona lange vergangen und nicht immer noch ein Thema.

Für mich wird der Lauf heute anstrengend. Das merke ich bereits nach den ersten Schritten, die ich los trabe. Der Tag mit seinen unfreundlichen Momenten hat Spuren hinterlassen. Und dann setzen alle Anderen, die hier draußen unterwegs sind einfach noch einen drauf. Wie ich diesen Egoismus verabscheue! Ich will das Lauftraining langfristig zur Entspannung nutzen und nicht dazu, mich aufzuregen. Abschalten und auf andere Gedanken kommen, das soll der Sinn der Sache sein. Kondition aufbauen und fitter werden ist natürlich auch ein Aspekt, aber in erster Linie soll es Spaß machen. Nicht angeleinte Hunde, die nicht hören, steuern nicht zum Spaßfaktor bei.

Hunde an einer sehr langen Schleppleine, die nicht zurückgerufen werden, oder ebenfalls nicht hören, steuern ebenfalls nichts positives bei. Und Menschen, die ihre Hunde nicht beachten, weil sie auf ihr Handy schauen, und die Hunde dann um meine Beine rumsetzen, hauen ebenfalls in die gleiche Kerbe. Normalerweise grüße ich freundlich, wenn ich im Feld unterwegs bin. Ich versuche einen guten Kontakt zu meinen Mitmenschen aufzubauen, weil ein Hundehalter dann vielleicht mehr Verständnis für den Läufer hat. Aber heute ist das Anders.

Ich bin kolossal genervt und schaffe es nicht aus meinen unfreundlichen Momenten auszubrechen. Es ist mir einfach total unverständlich, warum die Hundehalter heute in unserem Feld denken, dass alles ihnen gehört. Dass es nur darauf ankommt, dass ihre Hunde Spaß an der Sache haben. Oder, dass sie keine Arbeit mit ihren Tieren haben. Normalerweise bin ich wirklich nicht so. Heute aber könnte ich bei jeder Begegnung extrem unfreundlich werden. Und um das zu umgehen, schaue ich einfach nur grimmig, rolle hinter meiner Sonnenbrille mit den Augen und denke mir meinen Teil. Die Menschen sind einfach pure Egoisten heute. Das war mir schon während der Arbeit klar. Warum sollte das also auf dem Feld anders sein?

Zusätzlich ist es total warm heute. Nach der ersten Biegung frage ich mich, wie es mir heute überhaupt jemals hätte kalt sein können. Das macht wirklich gar keinen Sinn. Das Lauftraining bewerte ich heute mit „schwer“, weil ich praktisch nicht vom Fleck gekommen bin und mich auch überhaupt gar nicht gut gefühlt habe. Verloren ist es sicherlich trotzdem nicht… immerhin bin ich die geforderte Entfernung durch getrabt. Das ist doch was.